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Steyr-Traktoren an der Spitze

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Der große, rot ausgekleidete Ballsaal des Hotel Intercontinental in Wien hat schon manche Präsentation von Autos erlebt, aber 13 Traktoren der Steyr-Plus-Serie, übrigens auch in Rot gehalten, welche seine Wände säumten, das dürfte es doch noch nicht gegeben haben. Leider war einigemal von roten Zahlen die Rede; Wie Generaldirektorstellvertreter Dr. H. Roesler und Vorstandsdirektor F. Pulz ausführten, befindet sich die Traktorenerzeugung, weltweit gesehen, in einer sehr kritischen Phase. In vielen Ländern ist der Sättigungspunkt überschritten, die Lager der großen Hersteller sind überfüllt; Personalentlassungen, Betriebseinschränkungen, sogar die Auflassung von Betrieben sind die Folge. Die Steyr-Werke, im Vergleich mit den Giganten dieser Sparte eine kleine Firma, haben es besser, einfach deshalb, weil sie flexibler sind. Trotz der großen Konkurrenz auf den Weltmärkten werden etwa 40 Prozent der rund 10.000 Stück betragenden Jahreserzeugung sogar nach Ländern mit eigenen Traktorenfabriken ausgeführt, ein Beweis dafür, daß österreichische Qualität geschätzt wird. Vom Inlandsbedarf deckt unser größter Fahrzeughersteller 45 Prozent und liegt damit weit an der Spitze.

Anlaß zur Präsentation war die Auslieferung des 50.000. Steyr-Plus-Traktors der Type 870 nach Tunesien. Innerhalb der gesamten Erzeugung des Steyr-Konzems nehmen die Traktoren gleich hinter den Lastwagen die zweite Stelle vor den Mopeds, den Kugellagern und dem Fahrrädern ein und haben trotz der Flaute in dieser Branche mit Gewinn abgeschlossen. Der Exportwert ist sogar gestiegen. Man erwartet sich viel von dem Entwicklungsländern im Nahen und Femen Osten, insbesondere von Indien, wo die Pneise allerdings von der Regierung und nicht von der Kalkulations- oder Verkaufsabteilung des Werkes bestimmt werden.

Die erwähnte Flexibilität läßt Steyr ruhig in die Zukunft blicken: Dort, wo es mit dem Export aus bestimmten Gründen nicht mehr klappt, wird assembliert und wenn es dann heißt, 90 oder gar 100 Prozent der zusammengesetzten Teile müßten aus heimischen Quellen stammen, dann greift man zur Fabriksgründung.

So gesehen, dürften die Aussichten für die Steyr-Traktorenerzeugung trotz aller Schwierigkeiten recht günstig sein. Der Steyr-Konzern, als Ganzes gesehen, hat durch rechtzeitige Umwandlung seiner DM-Verpflichtungen in Dollar Vorsorge gegen Verluste aus der momentanen Währungskrise getroffen. Im Handelsgeschäft mit Fiat-Wagen — es dürfte heuer einen Umfang von rund 1 Milliarde Schilling erreichen — müßte sogar, bis zu einer Angleichung der italienischen Exportpreise, aus der Dollarschwäche ein Gewinn zu erwarten sein. Im Fahrradgeschäft mit Amerika könnten sich wohl Einbußen ergeben, es wird jedoch damit gerechnet, daß diese durch die starke Expansion des dortigen Marktes ln Grenzen gehalten, vielleicht sogar überkompensiert werden können

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