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Mensch in der Gesellschaft

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DIE ENTWICKLUNG IN DER AMERIKANISCHEN SOZIOLOGIE. Von Roscoe L. Hinkle und Gisela N. H i n k 1 e. Übersetzt und eingeleitet von Leopold und Hilde Rosenmayer. Verlag für Geschichte und Politik, Wien. 124 Seiten. Preis 43 S.

Das Buch bietet mehr, als der Titel andeutet. Nicht nur, daß eine umfassende Dogmengeschichte der amerikanischen Soziologie in einer ausgezeichneten Übersetzung dargeboten wird, die Herausgeber haben auch noch eine von profunden Land-und Literaturkenntnissen zeugende Dar-steUung der entwicklungsgeschichtlichen Grundlagen der amerikanischen Gesellschaft beigesteuert, die es erst möglich macht, zumindest die Theorien des, Ur-

sprungs der amerikanischen Soziologie zu deuten.

Will man die Soziologie Amerikas verstehen, muß man vom Grundprinzip ausgehen, das den meisten Soziologen Amerikas (das heißt der USA) eine Adaptierung ihrer Theorien an die amerikanische Lebens- und. Denkweise möglich gemacht hat: die Tatsache nämlich, daß alle sozialen Prozesse, sosehr sie sich in Großgruppen verdichten, letztlich doch auf ein sozialisiertes (an die Gesellschaft angepaßtes) Individuum zurückgehen. Die amerikanische Soziologie reflektiert auf diese Weise das allgemeine Denken des Landes. Diesen Umstand betonen die Herausgeber mit besonderem Nachdruck, ebenso die theologischen Bezüge des soziologischen Denkens und machen so die Darstellungen der amerikanischen Autoren in jenem Maß verständlich, das notwendig ist, um da Buch nicht allein als eine unzusammenhängende Aneinanderreihung von je für sich bestehenden Theorien zu werten.

Die Eigenart der Soziologie Amerikas ist es, ihr System aus dem Sachgesetzlichen des Forschungsgegenstandes selbst abzuleiten, was heute eine weitgehende Spezialisierung und Bedachtnahoie auf die Erfordernisse der Gesellschaft zur Folge hat, wodurch aber die Soziologie erst ihre Rechtfertigung als brauchbare Wissenschaft im weitesten Sinne erwiesen hat, ein Umstand, der sie vor der Gefahr einer Verkümmerung in einem in seinem Denken so pragmatischen Land wie Amerika bewahren konnte.

Zuvorderet will die Soziologie der USA in ihren Anfängen wie auch heute noch Regelmäßigkeiten in der Gesellschaft (die sie nicht als ein Ganzes, unabhängig von der Summe ihrer Glieder, versteht) ermitteln und etwa als Verhaltensmuster pädagogisch wie auch für die Praxis hinstellen. Wie sehr aber auch die Verdichtung einzelmenschlichen Verhaltens dieses als ein Gruppen-, wenn nicht Kollektivverhalten erscheinen läßt, verliert die amerikanische Soziologie in ihrer Deutung nie den individuellen Bezug, auch dann nicht, wenn sie sich der Methoden der exakten Forschung bedient.

Die Verfasser stellen uns nicht nur die wichtigsten amerikanischen Theoretiker des Faches vor, sondern verweisen auch sachkundig auf jene großen Soziologen des Kontinents, welche nachhaltig die amerikanische Soziologie zu beeinflussen vermochten.

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