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Digital In Arbeit

Ratio und Gesellschaft

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DER BERUF IN DER MODERNEN GESELLSCHAFT. Von Hansjürgen Daheim. Kiepenheuer & Wietsch, Köln-Berlin, 314 Seiten, Paperback, DM 24.—.

Zum Unterschied von den USA hat sich in Europa die Theorie des Berufes weitgehend jenseits der Soziologie entwickelt, vor allem in der Soziaiphilosophie und Sozialtheologie sowie in der von der Sozialpraxis bestimmten Literatur. Das vorliegende Buch (dessen Verfasser Ordinarius für Soziologie in Regensburg ist) ist das Ergebnis von Bemühungen, eine Theorie des beruflichen Handelns in der modernen Gesellschaft vorzulegen. In diesem Zusammenhang werden die Beziehungen zwischen einer nunmehr dominant von rationalen Kriterien bestimmten Arbeitswelt und der modernen Gesellschaft dargestellt. Der Inhalt der modernen Arbeitsrol-len zeigt in einem steigenden Umfang ein professionalisiertes Soll an Berufswissen und eine dadurch bestimmte qualitative Expansion der Ausbildung, daß die Arbeitswelt allmählich zweigeteilt wird, in die Großgruppe jener, die vermöge persönlicher Anlagen oder bestimmter Lebenschancen das neue Berufssoll vorweisen, und in die bedenklich große Gruppe der „Ungebildeten“.

Nach einer Einführung in die Berufspositionen werden vom Verfasser die Kriterien der Berufswahl, des Berufswechsels (mit seiner tntra-generationenmobilität) und der Berufszuweisung untersucht. Auch die technologischen Determinanten werden kurz angedeutet, weniger die betriebswirtschaftlichen und betriebspolitischen Probleme, die auch eine berufskonstitutive Bedeutung haben.

Die Arbeit stützt sich vor allem auf amerikanische Untersuchungen und im theoretische Bereich auf die Theorie von T. Person und ist eine wertvolle Einführung in ein sozialpolitisch bedeutsames Gebiet und ganz besonders für Sozialarbeiter bedeutsam.

Das Literaturverzeichnis ist sehr umfangreich. Leider fehlt ein Sachindex.

GRUNDBEGRIFFE DER SOZIOLOGIE. Joseph H. Ficht er. Herausgegeben von Erich Bodzenta. Mit einer Textabbildung, XI, 255 Seiten, Gr. 8, 1968, steif geheftet, S. 140.—.

Die „Grundbegriffe“ von Fichter, kundig eingeleitet von Erich Bodzenta, sind in den USA ein Standardwerk geworden (1966: neunte amerikanische Auflage) und auch im deutschen Sprachraum geeignet, den Mangel an einführenden Werken zur Soziologie zu mildern. Fichter, gegenwärtig an der Harvard Univer-sity lehrend, versteht es, die vor allem sprachlich eindeutigen Formulierungen so schwer zugänglichen Erkenntnisse und Thesen der Soziologie derart zu formulieren, daß sie einem Anfänger verständlich erscheinen. Dabei bedient sich der Autor keineswegs der Methode einer übertriebenen Vereinfachung, etwa auf Kosten der sachlichen Substanz eines Phänomens, sondern geht in der Weise vor, daß er auf optimale Verständlichkeit Wert legt. Das sieht so aus, daß er zuerst einen Arbeitsbegriff anbietet, hierauf den Sachverhalt in Teilen darstellt und dann abschließend definitiv formuliert. Überdies sind die Beispiele so gewählt, daß sie die Verständlichkeit der Formulierungen in einer wertvollen Weise unterstützen. Jedem Kapitel ist ein Literaturverzeichnis angefügt. Leider handelt es sich um relativ alte Werke, die außerdem meist in Europa nicht greifbar sind. Daher hat der Herausgeber eine von der Universität Hamburg zusammengestellte „Ausgewählte Bibliographie“ angefügt. Da und dort fehlt es freilich an Definitionen, die dem Anfänger nicht vorenthalten werden dürften. Manches wird als bekannt vorausgesetzt (nur ein Beispiel: „Bezugsrahmen“).

Von Kleinigkeiten abgesehen, ist das Buch ein Musterbeispiel des Talentes der amerikanischen Hochschulpädagogen, auch schwierige Materien in einer erstaunlich einfachen Weise darzustellen. Das Buch verdient weiteste Verbreitung. Die Benutzung des Werkes würde durch Anfügen eines Sachindex erleichtert.

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