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Studentenleben: Gaudeamus igitur...

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Wie viele andere Gruppen kommen auch sie in der „Sozialschmarotzerdebatte" nicht ungeschoren davon: die Studenten.

Abgesehen davon, daß im Hörsaal, hinter Büchern oder vor dem Computer sitzen vielfach überhaupt nicht als „Arbeit" beziehungsweise Leistung, sondern ausschließlich als Privileg gesehen wird: Studenten gelten häufig als diejenigen,'die ohnedies nur teure Steuergelder in rauchgeschwängerten Bierlokalen verjuxen, sofern sie sich ohnehin nicht gerade am Wochenendtrip nach New York befinden. Gegen derlei Vorurteile kann wohl auch die jüngste Studie des Wissenschaftsministeriums kaum an, aus der hervorgeht, daß gerade jeder sechste Student irgendeine Form einer Studienbeihilfe bezieht (da sind die almosenähnlichen „Kleinstipendien" halbprivater Art bereits mitgezählt!).

Dafür ist jeder fünfte Student regelmäßig (überwiegend halbtags) berufstätig, jeder zweite unregelmäßig (zwischen 200 und 500 Stunden pro Jahr). Ein weiteres Drittel arbeitet zumindest in den Ferien.

Trotzdem beträgt bei der Hälfte der Studierenden das Monatsbudget nur durchschnittlich 6.000 Schilling, bei einem Viertel sind es zwischen 6.000 und 8.000 Schilling, und nur 25 Prozent - meist aufgrund eigener Erwerbstätigkeit - können über mehr als 8.000 Schilling Einkommen verfügen.

Davon abzuziehen: Zimmerpreise zwischen 2.000 und 4.000 Schilling im Studentenheim, 3.000 bis 6.000 Schilling am privaten Wohnungsmarkt; Mensapreise von 30 Schilling aufwärts bis zu 50 Schilling (das heißt, es müssen monatlich über 1.000 Schilling ausgegeben werden, und das ist dann nur ein warmes Essen an Wochentagen).

Dazu kommen Bücher, Skripten, Kopierkarten, die Straßenbahnnetzkarte, der Bahnausweis ...

Ob das Budget die Wochenendfahrt nach Hause verkraftet, ist häufiger fraglich als die Entscheidung zwischen London und Paris. Und Konzertkarte plus eine Pizza anschließend ist bei vielen sowieso kaum oder nie drin.

Ein Student auf die Frage, was er denn mit 1.000 Schilling mehr im Monat anfangen würde: „Die Kontoüberziehung reduzieren ..."

Die Autorin ist

Professorin am Institut für Gesellschaftspolitik der Universität Linz

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