Yasmina Khadras schwarzer Roman führt in die Zeit vor dem algerischen Bürgerkrieg.Freunden von Kriminalromanen, denen Commissario Brunetti und Donna Leon zu lahm sind, sei Kommissar Brahim Llob von Yasmina Khadra ans Herz gelegt. Dieser algerische Polizeibeamte und ehemalige Freiheitskämpfer verfügt nicht nur über ein gesteigertes Aggressionspotenzial und wird leicht handgreiflich, er ist auch verbal äußerst schlagfertig und derbe Ausdrücke sind für ihn keineswegs Fremdwörter.Vor allem aber zeichnet ihn, sehr zum Missfallen seiner Vorgesetzten, seine an Starrsinn grenzende
Miral al-Tahawis Roman "Gazellenspuren" erzählt von der untergehenden Welt der Beduinen.Nicht nur Gazellen hinterlassen Spuren im Wüstensand, auch Familiengeschichten bleiben noch sichtbar, wenn sie schon längst der Vergangenheit angehören. Die Spuren, denen die Erzählerin Muhra in "Gazellenspuren", dem dritten Roman der ägyptischen Schriftstellerin Miral al-Tahawi, folgt, sind Bilder, Fotos sowie Erinnerungen und Träume. Für die Nachkommin einer sesshaft gewordenen Beduinenfamilie gilt es zunächst das Rätsel um die Geschichte dreier Schwestern zu lüften, die auf einer Fotografie im
Die brennenden Autos der französischen Banlieues sind nicht nur Folge sozial-politischer Fehlentwicklungen: In ihnen flackert die (verdrängte) Kolonialgeschichte Frankreichs auf.Das Verhältnis der französischen Gesellschaft zum Anderen ist kannibalisch: Der Andere kann nur existieren, wenn ich ihn mir einverleibe. Wenn ich ihn nicht essen kann, dann macht er mir Angst", formulierte der französische Soziologe Saïd Bouamama bei einem Vortrag im Sommer 2003 provokant seine Theorie, dass die Integrationspolitik der französischen Gesellschaft den gleichen Mustern folge wie zu Zeiten der
Hollywood interpretiert eine der berühmtesten Liebesgeschichten Englands.Literaturverfilmungen haben es nicht leicht: Abgesehen von den Schwierigkeiten der filmischen Umsetzung einer literarischen Vorlage, müssen sie sich vor allem den überkritischen Erwartungen und "inneren Filmen" der Leser stellen. So erwartet auch der Jane Austen Fan mit Vorurteilen belastet die neueste Verfilmung des Meisterwerks seiner geliebten Autorin: "Pride and Prejudice" (Stolz und Vorurteil).Die Geschichte ist berühmt: Im England des ausgehenden 18. Jahrhunderts hat Mrs. Bennet nichts anderes im Sinn, als
Über die Mahlzeit in der Welt der Religion.Er nahm weder Brot noch Gekochtes zu sich. Seine einzige Nahrung war Mehl mit Wasser angefeuchtet. Dabei pflegte er dieses Gericht gleich für einen ganzen Monat zu mischen, so dass es schimmlig wurde und einen sehr üblen Geruch von sich gab." Die Rede ist von Sabinus, einem Schüler des Mönchsvaters Markianus. Die christlichen Mönche der frühen Jahrhunderte übertrafen mit ihrer Radikalität alle vergleichbaren Bemühungen, sich vom Vorgang der Nahrungsaufnahme durch eine möglichst extreme Reduzierung der elementaren Notwendigkeit, dem Körper
Nach einer Katastrophe benötigen die Betroffenen materielle und psychologische Betreuung. Und auch die Helfer sind auf Hilfe angewiesen.Den Betroffenen ist einerseits die Erleichterung ins Gesicht geschrieben, zum anderen sieht man in den Gesichtern auch, was auf ihrer Seele lastet. Sie haben zwar nicht ihr Leben, aber alles andere verloren: Ihr Hab und Gut, ihr Haus, ihre Heimat. Diese Menschen sehen einer absoluten Ungewissheit entgegen", berichtete noch während seines Einsatzes aus Houston Jürgen Högl, Einsatzleiter des Kriseninterventionsteams des Österreichischen Roten Kreuzes
Vor fünf Jahren wurde die "Autofreie Mustersiedlung" in Floridsdorf offiziell eröffnet. Die Bewohner des Pilotprojekts verzichten aufs Auto und gewinnen Lebensqualität.Sie stehen an den Straßenrändern, so dicht, dass Fußgänger Schwierigkeiten haben, die Straßenseite zu wechseln; sie donnern in Form von mehrreihigen Blechlawinen über die eigens für sie angelegten Durchzugsstraßen und Stadtautobahnen oder schieben sich langsam durch die Innenstadt; stockwerksweise stapeln sie sich in unterirdischen Betonwannen. Die Stadt und der öffentliche Raum gehören den Autos und das Auto - das
Vor 50 Jahren entstand in der kasachischen Steppe eine Legende: Der Weltraumbahnhof Baikonur.Die kasachische Steppe ist eine unwirtliche Gegend: Im Winter sinken die Temperaturen bei Schneestürmen bis auf minus 30 Grad. Im Sommer hingegen wüten Sandstürme und es wird unerträglich heiß. Und dennoch wurde an diesem Ort Geschichte geschrieben: Das Kosmodrom Baikonur, dessen Grundsteine vor 50 Jahren gelegt wurden, ist aus der Geschichte der Raumfahrt nicht wegzudenken: 1957: Sputnik 1, der erste künstliche Satellit im Weltraum, und die Hündin Laika, das erste Lebewesen im Weltall. 1960:
Vor 60 Jahren wurden Zehntausende ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter quer durch Österreich getrieben. Das Projekt "Mobiles Erinnern" ruft ihr kaum bekanntes Schicksal in Erinnerung.Ich hatte die Nummer 3506, bewohnte die Baracke 39 des Arbeitslagers Wien-West und arbeitete in der Nachtschicht in den Saurer-Werken", erinnert sich in gebrochenem Deutsch der ungarische Jude Bela Varga, der als 14jähriger aus Ungarn nach Österreich verschleppt worden war.Vor Kriegsende befanden sich etwa 100.000 ausländische Zwangsarbeiter auf dem Gebiet des heutigen Österreichs, die vor allem in der
Der Philosoph Frithjof Bergmann im furche-Gespräch über seine Utopie der "Neuen Arbeit".Wie wird die Arbeit der Zukunft aussehen, angesichts der Tatsache, dass es immer weniger Arbeitsplätze im herkömmlichen Sinn gibt: die zunehmende Arbeitslosigkeit in den industrialisierten Ländern steht im Schatten der Millionen Menschen, die in den Slums von Bombay, Kairo oder Johannesburg leben und für die es schier unmöglich erscheint "richtige" Jobs zu schaffen. Seit Anfang der 80er Jahre arbeitet der Philosoph Frithjof Bergmann nun schon unermüdlich an neuen Perspektiven für die
Einer Studie über die Ethik im Journalismus attestiert Frauen, die bei weitem "idealistischeren" Journalisten zu sein.Die Frage nach der Ethik im Journalismus stellt sich nicht erst angesichts der Praxis der Boulevard-Presse, die der Prominenz hinter Mülltonnen und auf Bäumen auflauert, um deren Privatleben an die Öffentlichkeit zu zerren: Durch Veränderungen der Produktions-, Rezeptions- und Distributionsverhältnisse erfährt auch die Diskussion um die journalistische Berufsmoral neue Impulse.Das Selbst- und Fremdbild des Journalismus und seiner Moral in Österreich zu untersuchen, war
Der Umgang mit Demenz-Patienten stellt Betreuer und Gesellschaft vor eine große Herausforderung.Demenz ist nicht nur eine Erkrankung des Betroffenen, sondern sehr häufig eine Erkrankung des gesamten Systems." Man stelle sich nur einmal die Situation der Gattin eines Demenzkranken vor, die jeden Tag aufs neue beschuldigt wird, ihm etwas gestohlen zu haben, verdeutlicht Gerald Gatterer, Leiter der Psychologisch-psychotherapeutischen Ambulanz des Geriatriezentrums am Wienerwald, den psychosozialen Aspekt demenzieller Erkrankungen. Verhaltensauffälligkeiten, wie Aggressionen, Halluzinationen
Das Gegenteil von gut ist gut gemeint: Helfen zu wollen alleine reicht nicht aus, schon gar nicht, wenn es sich dabei um humanitäre Hilfe nach Katastrophen handelt.Auf den Tsunami war eine regelrechte Flutwelle der Hilfsbereitschaft gefolgt: Noch nie zuvor war auf eine Katastrophe mit sovielen Geldmitteln und Hilfsaktionen reagiert worden. Doch die Hilfe hat zum Teil bizarre Formen angenommen. Auf Meldungen über Trinkwassermangel waren Wasserflaschen in Großraumjets nach Sri Lanka eingeflogen worden - obwohl im Landesinneren Trinkwasser in rauen Mengen vorhanden ist; Europa spendete
Die tagespolitische Umweltdiskussion wird derzeit von einem Thema beherrscht: dem Feinstaub. Für den Menschen ist der feine Staub nicht ungefährlich.Feinstaub ist derzeit ohne Zweifel das österreichische Umweltthema Nummer eins. Sieht man von politischen Schlagabtäuschen, gegenseitigen Schuldzuweisungen und so manchem Politspektakel, bei dem Landeshauptleute von Global 2000 verklagt wurden, einmal ab, bleibt unterm Strich ein weiteres ungelöstes Umweltproblem: Obwohl das Immissionsschutzgesetz Luft 2001 vorschreibt, dass der Grenzwert von 50 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft nicht
Die Beschäftigungsinitiativen r.u.s.z und d.r.z zeigen im Kleinen, wie Nachhaltigkeit im Bereich Umwelt und Arbeitsmarkt aussehen könnte.Von nachhaltiger Entwicklung im Sinne eines ausgeglichenen Verhältnisses zwischen Ökologie, Ökonomie und sozialen Belangen, wie es die "Agenda 21" der un-Konferenz in Rio 1992 anstrebt, ist weltweit wenig zu bemerken: steigende Arbeitslosigkeit, die immer größere Kluft zwischen Arm und Reich, die Wegwerfmentalität, der achtlose Umgang mit Ressourcen und der drohende Klimawandel. Doch was im Großen so unerreichbar wirkt, konnte im Kleinen schon
Von ihren Eltern an Schleppernetzwerke vermietete Kinder werden zum Betteln, Stehlen und zur Prostitution gezwungen.Auf der Mariahilfer Straße, einer der belebtesten Einkaufsstraßen Wiens, trägt ein kleines Kind ein gestohlenes Faxgerät, an dem noch das Netzkabel hängt. Ein Kind unter vielen anderen, die von Kinderhändlern in den eu-Raum geschleppt und zu kriminellen Zwecken ausgebeutet werden. "Die Kinder werden derartig unter Druck gesetzt, dass sie in ihrer Verzweiflung aus Büros sehr große Geräte stehlen, weil sie die tägliche Summe von bis zu 400 Euro noch nicht abgeliefert
Die florierende Film- und Musikpiraterie über Online-Tauschbörsen eröffnet auch für Juristen und die betroffene Industrie neue Dimensionen des Problems.Seit Anfang April sendet der orf die preisgekrönte Serie "Desperate Houswives" (verzweifelte Hausfrauen). Der Start in Europa war ungewöhnlich prompt - in den usa stehen noch die letzten Folgen aus - und dennoch ist die Serie hierzulande bereits den Sitcom-Fans bekannt. Dass sie die Serie von Anfang an mitverfolgen konnten, verdanken sie den Online-Tauschbörsen, wo zahlreiche Serien, Musikfiles und Filme gratis zum Download angeboten
Politik und Jugend scheinen sich nicht zu vertragen: Unverständnis bei den einen, Verdrossenheit bei den anderen.Für Politik interessiere er sich nicht besonders und die "meisten Politiker sind mir unsympathisch, sie grinsen nur und geben leere Versprechen", beschreibt ein 14-jähriger Schüler aus Salzburg seine Haltung zu Politik und scheint damit die weitverbreitete Meinung zu bestätigen, dass Jugend und Politik unvereinbar sind. Auch in zahlreichen Umfragen geben im Durchschnitt lediglich zwischen sieben und zwölf Prozent der befragten Jugendlichen an, sich "sehr" für Politik zu
Bei dem Projekt "oe2005.at" recherchieren Schüler selbstständig ein Stück Geschichte.Wer über die Vergangenheit Bescheid weiß, kann die Zukunft verantwortungsvoll gestalten", lautet das Motto des Projekts "oe2005.at - Schüler schreiben Zeitgeschichte", das anlässlich des Jubiläumsjahres vom Verein "Lernen aus der Zeitgeschichte" ins Leben gerufen worden ist. Das ehrgeizige Konzept könnte als Beispiel dafür dienen, wie angewandte politische Bildung, Medienpädagogik und moderner Geschichtsunterricht kombiniert aussehen könnten: Interessierte Schulklassen können sich einen Monat aus
Die umstrittene EU-Richtlinie über Softwarepatente ist in eine Neue Runde gegangen, aber die Fronten sind verhärtet.Wer mit dem Gedanken spielt, sich einen Internet Shop zuzulegen, ist gut damit beraten, einen Blick ins "Gruselkabinett der europäischen Softwarepatente" des ffii (Förderverein für eine Freie Informationelle Infrastruktur) zu werfen, um sich mögliche zukünftige Lizenzforderungen vor Augen zu halten. Will man zum Beispiel seinen virtuellen Laden so programmieren, dass der Kunde die gewünschten Produkte mit einem elektronischen Einkaufswagen sammeln und anschließend mit
Die Softwarepatent-Richtlinie ist nicht nur inhaltlich umstritten, sie sorgt auch demokratiepolitisch für Unmut.Als "Schlag ins Gesicht" der europäischen Softwareindustrie und des Europäischen Parlaments bezeichnete Eva Lichtenberger, österreichische Europaabgeordete der Grünen, den Beschluss des eu-Rates über die Richtlinie für die Patentierbarkeit computerimplementierter Erfindungen am Montag vergangener Woche. Die inhaltlich höchst umstrittene Direktive, die schon seit einigen Jahrenzwischen den eu-Institutionen zirkuliert, sorgt nun auch noch für dicke Luft zwischen Parlament,
Der Software-Riese Microsoft hat ein Monopol. Doch schön langsam bekommt er Konkurrenz: Entwickler auf der ganzen Welt basteln seit Jahren an allgemein zugänglichen Programmen.Ein Problem ist aufgetreten. Das Programm musste beendet werden", informiert der Computer freundlich, bevor er das Fenster von Microsoft Word samt dem geschriebenen Text vor den Augen des Anwenders verschwinden lässt. Eine Erfahrung, die nicht nur beim Laien das Gefühl von Hilflosigkeit auslöst. Auch fachkundige Informatiker stehen kommerzieller Software mit gebundenen Händen gegenüber: Sie können Fehler, die
Das Berufsprofil einer Bäuerin hat sich stark gewandelt. Die neuen Anforderungen machen ihre Arbeit nicht immer leichter.Außer Kontrolle" heißt das Stück der Kabarett-Truppe "Miststücke", das humoristisch zugespitzt die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Bäuerinnen auf die Bühne bringt. Die acht beteiligten Frauen - selbst hauptberufliche Bäuerinnen - schöpfen dabei aus dem Vollen: Agrarpolitik, eu-Förderungsunwesen, Hygienekontrollen, Generationenkonflikte auf dem Bauernhof, geschlechtsspezifische Rollenbilder. Das Projekt ist im Rahmen des Frauenarbeitskreises der Österreichischen
Die verpflichtenden Deutschkurse für Zuwanderer sollen auch auf Kinder und Mütter ausgeweitet werden.Wolfgang Schüssel will keine Schuldzuweisungen: "Wir müssen uns alle selber bei der Nase nehmen", so der Bundeskanzler am Bildungsgipfel vergangenen Montag. Dieser Empfehlung handelte Schüssel allerdings selbst zuwider - und das gleich zu Beginn des Reformdialogs - mit der Forderung die Integrationsvereinbarung (siehe Kasten) angesichts der Ergebnisse der Pisa-Studie neu zu überdenken: Vor allem die Ausnahme bei Deutschkursen für Mütter und Kinder sei "nicht mehr zu halten".Diese
Im dritten Länderberichtder Kommission gegenRassismus und Intoleranz des Europarats gab es für Österreich einiges an Kritik und nur wenig Lob.Das Verständnis dafür, dass es Menschen gibt, deren Alltag von Rassismus ausgefüllt ist, fehlt nach wie vor", meint Dieter Schindlauer, Obmann des Vereins zara in Wien. Diesem Alltagsrassismus entgegenzuwirken, ist äußerst schwer: "Die Feindbilder in den Köpfen der Menschen kann man eigentlich nur mit einer massiven Gegenöffentlichkeit bekämpfen." Da komme ihm, so Schindlauer, der dritte Länderbericht zu Österreich der Europäischen
Das wichtigste Instrument eines Schriftstellers ist seine Sprache. Und was passiert, wenn er davon gleich mehrere hat? Maja Haderlap und Dimitré Dinev sprechen über ihre Erfahrung mit dem Schreiben zwischen den Sprachen.
Ein alter Wunschtraum der Menschheit ist es, die Sprachenverwirrung zu überwinden. Sind intelligente Maschinen die Lösung des Problems?Der Wodka ist gut, aber das Steak ist verdorben", soll angeblich aus dem Satz "Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach" geworden sein, nachdem er mit Hilfe eines Übersetzugsprogramms ins Russische und anschließend wieder ins Englische übersetzt worden war. Die Geburtsstunde der maschinellen Übersetzung kann in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts angesiedelt werden, als man sich mit Hilfe von Computern erhoffte, der babylonischen
Pandemien sind unberechenbar. Wann, wo und in welcher Form sie auftreten, weiß niemand.Man kann heute zwar nicht sagen, ob schon nächste Woche, in einem oder in drei Jahren, aber dass eine Influenza-Pandemie kommen wird, ist ziemlich sicher", so Peter Lachner, Leiter des österreichischen Referenzzentrums für Influenza-Epidemiologie in Wien. Eine Pandemie ist eine Epidemie der Superlative, eine Seuche, die weltweit ganze Länder erfassen und die mehrere Millionen Menschenleben fordern könnte. In den letzten Jahren war regelmäßig in Medien und von Expertenseite von einer solchen,
Als österreichische Volksgruppe haben die Roma gewisse politische Rechte, nur die gesellschaftliche Akzeptanz lässt sich nicht verordnen . Oberwart 1995: Der Anschlag vom 4./5. Februar, bei dem vier Roma ums Leben kamen, brachte eine vergessene Volksgruppe ins Rampenlicht. Das Dossier wirft zehn Jahre danach ein Schlaglicht auf die komplexe, in sich sehr unterschiedliche Situation der Roma in Österreich und geht der Frage nach, was Oberwart 1995 verändert hat (S. 21, 22). Heute gibt es auch einen Seelsorger (S. 24), sogar einen Bischof für die Roma (Interview S. 24). Auch der
Michael Hartmann, Soziologe und Elitenforscher an der TU Darmstadt, spricht mit der Furche über sozialen Folgen von Eliteunis.Die Furche: Der Begriff "Elite" gehört mittlerweile zum alltäglichen Brot in der Diskussion um die Zukunft der Universitäten. Was impliziert dieser Begriff?Michael Hartmann: Das grundlegende Problem sehe ich darin, dass Elite im Kern immer synonym gesetzt wird mit Spitzenleistung. Die Zugehörigkeit zur Elite erklärt sich aber nicht vorwiegend durch die individuell erbrachten Leistungen, sondern sie hat auch sehr viel mit Herkunft zu tun. Die Elite rekrutiert sich
In der Debatte um Eliteunis werden gerne Feind-und Vorbilder zitiert. Die bekanntesten Elitesysteme im Überblick: USA, Großbritannien und Frankreich.An der Spitze ist nicht genug Platz für alle. Das gilt auch für die Wissenschaft. Der Gedanke, die Crème de la Crème abzuschöpfen und in eigenen Instituten zu fördern, ist nicht neu und wird in manchen Ländern schon seit Jahrzehnten, ja sogar Jahrhunderten praktiziert.Inspiration für die in Österreich geplante University of Excellence seien unter anderem "die us-amerikanischen Forschungsuniversitäten mit ihren PhDProgrammen", heißt es
Vor dreißig Jahren kam der erste PC auf den Markt. Seine Entwicklung war seitdem nicht zu stoppen.Im Jänner 1975 pries die Zeitschrift "Popular Electronics" auf ihrer Titelseite den Altair 8800 um nur 397 Dollar an. Dieser Urahn des pc hatte keinerlei Ähnlichkeiten mit dem Gerät, das mittlerweile in mehr als der Hälfte aller österreichischen Haushalte steht: weder Bildschirm, noch Tastatur, noch Maus - ein Elektronikbaukasten ausgerüstet mit Schalthebeln, Leuchtdioden, 256 Byte Arbeitsspeicher und einem Mikroprozessor.Ob es sich beim Altair 8800 nun tatsächlich um den ersten pc handle,
Umweltpolitik und Abfallwirtschaft stehen vor einer Herausforderung: Elektroschrott ist schnell produziert, aber nur mühsam entsorgt.He! Was machst du da mit dem Kühlschrank?", fragt ein kleines Mädchen einen Mann (Roland Düringer), der im Begriff ist, sein altes Gerät in einem Bach zu deponieren. "Ich schmeiß' ihn ins Wasser, damit die Fische schön frisch bleiben!", lautet die Antwort.Mit diesem und ähnlichen Werbespots wirbt das Unternehmen Umweltforum Haushalt (ufh) nun schon seit einigen Jahren für ein größeres Bewusstsein bei der Bevölkerung in Sachen umweltfreundliche
"Das verlorene Wort": Assia Djerbas neuester Roman.Homeless at home" zitiert Assia Djebar die amerikanische Lyrikerin Emily Dickinson in ihrem letzten Roman "Das verlorene Wort". Kein Satz könnte besser den Zustand des männlichen Protagonisten Berkane beschreiben, der im Herbst 1991, nach 20 Jahren französischem Exil, nach Algerien zurückkehrt. Obwohl er wieder im "Homeland" ist, will sich das Heimatgefühl nicht so recht einstellen und sein Unbehagen angesichts der Vergangenheit aber auch der Gegenwart scheint ihn zu lähmen. Die heruntergekommene Kasba, die Altstadt Algiers und Ort
Jacques Blumer vom Berner "Atelier 5" bei "Pro Scientia"Von den unendlichen Weiten des Weltraumes bis zum Territorium eines Käfers spannte sich der inhaltliche Bogen der diesjährigen Sommerakademie des Studienförderungssystems "Pro Scientia". Das Thema "Habitat - Lebensräume in Natur und Kultur" umfasste auch Raumkonzepte in der Kunst, Ethnologie, Jus und Architektur.Letztere stand im Zentrum des Vortrags von Jacques Blumer, Partner im Berner Architekturbüro Atelier 5. Die Arbeitsweise des Atelier 5 ist eine gemeinschaftliche, Projekte entstehen in Gruppen und laufen ausschließlich über
Wenn der "liberalistische Fundamentalismus" die Religion bedroht : Auch beim Thema Religionsunterricht gibt es in den Kirchen der Reformstaaten andere Positionen als hierzulande - wie sich in Celje beim 4. Symposium des Mitteleuropäischen Katholikentags zeigte*).M an kann nicht früh genug anfangen, über religiöse Dinge zu sprechen, denn je älter man wird, desto sturer wird man." Dieser Satz, erzählt der Wiener Religionspädagoge Martin Jäggle, stammt von einer 16-jährigen muslimischen Schülerin aus Deutschland. Bedürfnis und Notwendigkeit einer Auseinandersetzung mit Religionen
Martin Jäggle, Professor für Religionspädagogik an der Wiener Katholisch-Theologischen Fakultät über Religionsunterricht in der pluralen Gesellschaft.Die Furche: Welche Anforderungen stellt eine plurale Gesellschaft mit unterschiedlichen Einflüssen an den Religionsunterricht?Martin Jäggle: Eine solche Gesellschaft stellt für mich zunächst Ansprüche an die Schule als Ganzes. Wenn ausschließlich im Religionsunterricht über Religion nachgedacht wird, dann entspricht das nicht dem Phänomen von Religion. Im Grunde genommen hat Religion einen Bezugspunkt zu jedem Fach - ohne es gleich
Leander Haußmann zeichnet in "Herr Lehmann" ein Porträt der Berliner Szene zur Zeit der Wende.Westberlin, Kreuzberg, im Jahr 1989. Ein Sammelsurium aus Philosophen, Künstlern und Studenten tummelt sich in den heruntergekommenen Lokalen. Mitten unter ihnen befindet sich auch Herr Lehmann (Christian Ulmen), dem Bier und nichtssagende Gespräche mit Freunden vollkommen als Lebensinhalt auszureichen scheinen. Doch dann verliebt sich der 29-Jährige unerwartet in die schöne Köchin Katrin (Katja Danowski) und sein bester Freund Karl (Detlev Buck), ein kellnernder Künstler, schläft nicht mehr.
Berührend und doch nicht rührselig: "Whale Rider" schildert den Kampf eines jungen Maori-Mädchens um Anerkennung.Männer müsse man im Glauben lassen, sie seien der Boss - so erklärt Flowers (Vicky Haughton) ihrer 12-jährigen Enkeltochter Pai (Keisha Castle-Hughes) ihre Strategie, um als Frau die Zügel in der Hand zu behalten. Pai scheint diese Antwort nicht zufrieden zu stellen. Wäre sie nicht "nur" ein Mädchen, dann würde sie gemäß der Tradition der Maori aus dem neuseeländischen Küstenort Whangara von ihrem Großvater Koro (Rawiri Paratene) die Stammesführung übernehmen und
Bernhard von Clairvaux prägte eine ganze Epoche. Am 20. August jährte sich zum 850. Mal sein Todestag.Ein Ritter Christi tötet mit gutem Gewissen; noch ruhiger stirbt er. Wenn er stirbt, nützt er sich selber; wenn er tötet, nützt er Christus." Sätze wie dieser klingen heute eher befremdlich. Bernhard von Clairvaux (1090-1153), von dem diese Aussage stammt, vermochte unzählige Teilnehmer mit solchen Predigten für den zweiten Kreuzzug (1147-1149) zu mobilisieren. 850 Jahre nach dem Tod des Zisterziensermönchs, Kirchenpolitikers und Mystikers ist dieses Engagement oft das Einzige, was
Die Asylpolitik ist und bleibt in Österreich ein heiß umstrittenes Thema. Caritas-Präsident Küberl sieht die Würde der betroffenen Menschen in Gefahr und fordert zum Umdenken auf: Ein Gesprächüber Flüchtlingsbetreuung, Asylverfahren und zukunftsorientierte Entwicklungsstrategien.Die Furche: Die Caritas und andere Organisationen fordern ein Umdenken in der Betreuung von Asylwerbern. Was ist da konkret gemeint?Franz Küberl: Schon seit 1988 mahnt die Caritas eine vernünftige Form der Betreuung von Asylwerbern und des Asylverfahrens ein. Denn bereits 1988 hat in Österreich mit der