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Holzschutz, eine nationalökonomische Notwendigkeit in Oesterreich

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Wie alle Bauwerkstoffe, so ist auch das Holz in ganz besonderem Maße der Gefahr ausgesetzt, durch verschiedene Einflüsse und Schädlinge vernichtet zu werden, wenn nicht vorsorglich rechtzeitige Schutzmaßnahmen getroffen werden. Um diese vornehmen zu können, muß man zunächst wissen, wodurch dem Holz Zerstörungsgefahren drohen. Es gehen der Holzwirtschaft uwd. der Bauwirtschaft, somit auch der Volkswirtschaft, alljährlich weitaus größere Werte verloren, als allgemein bekannt ist. In Oesterreich dürfte die jährliche

SchadenssummeHunderte von Millionen Schilling erreichen.

Schwache organische Säuren, wie Milch-, Gerb- und Essigsäure, rufen keine Holzschädigung hervor, ebensowenig wie Salzlösungen mit pH-Werten zwischen 2 und 11. Anorganische konzentrierte Säuren zerstören („hydrieren“) Holz, ebenfalls Alkalilösungen, die auf Holz eine quellende Wirkung ausüben und die „Zellulose“ in „Hydrozellulose“ verwandeln. Verdünnte Säuren verwandeln Zellulose bei Druck und höheren Temperaturen in Zucker, aus welchem auch Alkohol gewonnen werden kann.

Eisensalze können zu einer Vermoderung von Holz führen, mit Ausnahme des gerbstoffhalti-.gen Eichenholzes, bei dem durch Eisensalze eine Blaufärbung erzielt wird, welche die Lebensdauer desselben verlängern soll. Da, wo Eisen (Nägel usw.) bei Luftzutritt ständig mit Holz'1 in Berührung tritt, werden diese Holzstellen zer-| stört. Unter Luftabschluß völlig trocken gehaltenes Holz und solches, welches sich ständig unter Wasser befindet, ist praktisch unbegrenzt haltbar.

Pflanzliche Holzschädlinge sind B a s i d i e n-p i 1 z e, die Destruktions- und Korrosionsfäule hervorrufen. „Trockenfäule“ tritt da auf, wo Holz von Kellerschwamm befallen wird, meist, wenn noch grünes, nicht genügend lange gelagertes und infiziertes Holz, bei Fußböden unter Luftabschluß (z. B. Linoleum-, Gummi-, oder Hartfaserplattenbelag usw.) gehalten wird. Kellerschwamm macht Holz für den „echten“ Hausschwamm, den weitaus gefährlichsten Holzfeind, empfänglich; dieser braucht keine zu große Feuchtigkeit zur Entwicklung und kann auch nicht allein durch Feuchtigkeitsentfernung bekämpft werden. Weitere pilzliche Schädlinge sind u. a. Poren-, Lamellen-und Zonenschwämme, Blätter- und Muschelschwämme. Damit sind, nur einige pflanzliche Holzschädlinge genannt.

Von den tierischen Schädlingen sind als gefährlichste Holzfeinde die sogenannten „Holzwürmer“, die Larven von denjenigen Käfern zu nennen, die im Holz leben und dieses mit ihren Fraßgängen durchziehen. Die meistverbreitetstn „Holzwürmer“ sind Larven vom Bock-, Totenkopf- und Buchdruckkäfer.

Das 2 cm große Hausbockweibchen legt seine Eier in Bauholz. Die Gänge können das Innere des Holzes so durchziehen, daß der betroffene Holzbau (Dachstuhl) eines Tages zusammenbricht, ohne daß vorher etwas bemerkbar war; ein Weibchen legt etwa 50 Eier in ein Dachgebälk des Hauses. In 35 Jahren werden hieraus etwa 90 Millionen fressender Larven, die in dieser Zeit etwa 8000 Kubikmeter Holz zerstören würden!

Als weitere Schädlinge sind zu nennen: Klopfkäfer (sogenannte Totenuhr), Weidenbohrer, Holzwespen, die ihre Eier zwar ins lebende Holz legen, zu ihrer Entwicklung aber zwei bis drei Jahre benötigen und daher auch in den Bau gelangen “können; ferner die ins Holz bauenden Ameisen; in den Tropen sind es die Termiten, die bereits in Europa ihren Einzug gehalten haben. Alljährlich fallen Bränden gewaltige Mengen an verbautem Holz zum Opfer; auch diesen Gefahren stehen Bauherren und Bauausführende meist gleichgültig gegenüber. Die Feuerversicherungsgesellschaften sollten — wie in anderen Ländern — für den vorsorglichen Flammschutz Prämiennachlässe gewähren und es wären im Interesse der Erhaltung sehr bedeutender volkswirtschaftlicher Werte baupolizeiliche Vorschriften zur flammhemmenden Imprägnierung von Dachsparren und Dachstühlen, Latten- und Bretterverschlägen, Fa-briks- und Magazinhallen aus Holz, Holzhäusern usw. zu erlassen.

Ein gutes Flammschutzmittel enthält auch fäulnisschützende Wirkstoffe. Wie bei allen Holzschutzmitteln können auch Flammschutzmittel nur dann ihren flammhemmenden Zweck erfüllen, wenn die Anwendungsvorschriften eingehalten werden. Auf je einen Quadratmeter Holzfläche sollen etwa 350 g der konzentrierten Lösung im zweimaligen Arbeitsgang aufgestrichen oder aufgespritzt werden. Um den ungefähren Bedarf an Flammschutzmitteln bei Dachstühlen zu berechnen, multipliziert man die Anzahl der Quadratmeter des Grundrisses des Dachstuhles bei einer Firsthöhe von zirka 5 m mit 3,3, bei einer solchen von 7 m mit 3,6 und bei einer solchen von über 7 m mit 4,0. Die Kosten der flammhemmenden Imprägnierung sind gegenüber Verlusten, die durch Schadenfeuer entstehen können, minimal.

Zusammenfassend wäre zu sagen: Bau- und

Holzschutzmaßnahmen sind unbedingt notwendige und keine „unnützen“ Ausgaben. Zum Holzschutz gehört auch die sorgfältige horizontale und vertikale Abdichtung von Bauwerksteilen. Die industriellen Betriebe, die sich mit der Erzeugung vor Bau- und Holzschutzmitteln befassen, verfcen über einen fachtechnischen BeratungsdiÄj:, den Architekten, Bau- und ZimmermeTster und alle Bauherren vor Baubeginn in Anspruch nehmen sollten.

Fachleute haben festgestellt, daß allein etwa 300 Millionen Weinstöcke auf 3 5.000 ha Weinbaufläche in Oesterreich stehen. Großteils werden diese, wie auch Scheunen und Stallungen aus Holz, Schindeldächer, Fenster, Verschalungen, Zäune, Dachstühle, Fachwerksbauten und Holzbauwerke, wie Brücken, Geländer, Leitern, Wagenstangen usw., nicht imprägniert. Durch Imprägnierung könnte die Lebensdauer von Weinstöcken, Zäunen usw. um das Vier- bis Fünffache verlängert werden! Der landläufig angewandte Holzschutz durch „Brennen“ ist überholt.

Bauherren und Volkswirtschaft würden durch vorsorgliche Bauten- und Holzschutzmaßnahmen vor Schäden ganz gewaltigen Ausmaßes bewahrt bleiben. Aber auch Schutzmaßnahmen an anderen Baustoffen als an Holz, im besonderen Abdichtungsarbeiten, sind vorsorglich nach Beratung mit der Fachindustrie zu treffen.

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