6630364-1956_33_22.jpg
Digital In Arbeit

Holzforschung und Holzwirtschaft

Werbung
Werbung
Werbung

Wenn von Zeit zu Zeit die Holzproduktion, die holzverarbeitende Industrie und das holzverarbeitende Gewerbe mit ihren Erzeugnissen vor die Oeffentlichkeit tritt, so geschieht dies, um einerseits in einer sehr nüchtern gewordenen Zeit das Interesse für den schönen und edlen heimischen Werkstoff Holz, der seit ur-denklichen Zeiten ein treuer Helfer und Begleiter des Menschen ist, lebendig zu erhalten, und anderseits, um zu zeigen, welche Fortschritte hinsichtlich seiner Bearbeitung und Verarbeitung erzielt wurden, welche neue oder verbesserte Produkte aus ihm hergestellt und welche neue Anwendungsgebiete dadurch dem Holz erschlossen werden konnten.

Diese Fortschritte stellen sich aber keineswegs von selbst ein, sondern sind das Ergebnis oft jahrelanger, von manchen Mißerfolgen begleiteter zielstrebiger Forschungen. Sie zeigen gleichzeitig, daß durchaus nicht schon alle Möglichkeiten, die im Holz schlummern, ausgeschöpft sind und daß sie eben nur durch intensive Forschung sukzessive realisiert werden können. Jede einzelne Holzart verhält sich dabei auf Grund ihrer besonderen Strukturen und ihres Chemismus anders, wodurch sich der Holzforschung ein unendlich reiches Arbeitsgebiet eröffnet. Dies ist auch der Grund, warum die Holzforschung immer mehr an Bedeutung gewinnt und immer weitere Länder darangehen, spezielle Holzforschungsinstitute zu errichten.

Holzforschung, die der Praxis und damit der Wirtschaft dienen will, muß mit der Biologie, der Chemie und Physik des Holzes, also mit seinen grundlegenden Eigenschaften innigst vertraut sein. Ohne diese Kenntnisse ist es ausgeschlossen, zum Beispiel auf dem Gebiete der Holzimprägnierung irgendwelche nennenswerte Erfolge zu erzielen. Lange Zeit hindurch war es rätselhaft, wieso sich wohl das Holz der Kiefer, nicht jedoch das der Fichte leicht mit Teerölen imprägnieren läßt. Erst durch subtile mikroskopische Untersuchungen konnten die Ursachen aufgeklärt werden. Ist aber die Ursache einmal klar erkannt, so eröffnen sich dadurch neue Wege für die weitere Forschung. Auf diese Weise war es dann dem leider nur zu früh verstorbenen österreichischen Forscher Dr. S. Prokopp-Wehrenau tatsächlich gelungen, wenigstens eine teilweise Imprägnierung von Fichtenholz mit Teerölen zu erreichen.

Holz ist leicht entflammbar und brennbar. Seit Jahrzehnten ist man daher bemüht, seine Entflammbarkeit für bestimmte Zwecke herabzusetzen. Hier hat nun in den letzten Jahren die chemische Forschung neue Wege gewiesen und ein Anstrichmittel entwickelt, das bei Einwirkung höherer Temperaturen sich unter Verkohlung aufzublähen beginnt und so das Holz mit einem dicken wärmeisolierenden Mantel umgibt.

In Abhängigkeit von der Luftfeuchtigkeit ändert das Holz durch Wasseraufnähme und Wasserabgabe sein Volumen; es arbeitet. Dieses Arbeiten, durch die Physik und Chemie der Holzmembranen bedingt, ist im Interesse der Funktionen, die das Holz im lebenden Baum zu erfüllen hat, eine zwingende Notwendigkeit. Am Werkstoff Holz sind uns diese Eigenschaften aber alles weniger als willkommen. Eine unmittelbare Stabilisierung des Holzes ist jedoch bisher nur unvollkommen gelungen; daher waren auch hier andere Wege einzuschlagen, als deren Ergebnis das Sperrholz, die Faser- und Spanplatten, verdichtete und mit Kunstharzen durchtränkte Hölzer und dergleichen zu nennen sind. Die Entwicklungen sind hier jedoch noch keineswegs abgeschlossen, und es sind noch manche grundlegende Neuerungen und Verbesserungen zu erwarten. Im besonderen gilt dies für die Verleimung; hier befindet sich die chemische Forschung in einer stürmischen Aufwärtsentwicklung. Jeder Leim aber bedarf hinsichtlich seiner zweckmäßigsten Anwendung, seiner Verhaftung mit dem Holz, seiner Wasserbeständigkeit, seiner Verträglichkeit mit verschiedenen Streckmitteln und dergleichen sehr eingehender Untersuchungen, so daß hier für die Forschung ein weites Gebiet offen ist.

Wenn zum Schlüsse noch kurz auch das so oft schon diskutierte Problem einer wirtschaftlichen Verwertung der Sulfitablauge angeschnitten wird, die in vielen tausenden Tonnen bei der Papierherstellung anfällt, so deshalb, weil gerade dieses Problem so deutlich zeigt, mit welchen riesigen Schwierigkeiten die Forschung am Holz oft zu kämpfen hat. Obwohl in aller Welt an seiner Lösung gearbeitet wird, so ist trotz des ungeheueren personellen und materiellen Einsatzes bisher noch keine umfassende und wirtschaftlich voll befriedigende Lösung gefunden worden. Dehn zur Holzforschung tritt noch ein wesentliches Moment hinzu: was sie entwickelt und erarbeitet, muß gleichzeitig auch wirtschaftlich tragbar sein. Daher auch die immer wieder von maßgebender Seite betonte Notwendigkeit einer engen Zusammenarbeit zwischen Holz-fprschung und Holzwirtschaft, die sich in Oesterreich seit der Errichtung des Oesterreichischen Holzforschungsinstitutes erfreulicherweise in zunehmendem Maße anbahnt.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung