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Das Holz als Gegenstand der Forschung

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Seit urdenklichen Zeiten ist das Holz ein unentbehrlicher Begleiter des Menschen. Durch Jahrtausende fußte die Verwendung der hinsichtlich Haltbarkeit und technischen Eigenschaften recht unterschiedlichen Holzarten für bestimmte Zwecke auf den durch Generationen gesammelten praktischen Erfahrungen. Erst mit dem Aufschwung der Naturwissenschaften, der Verfeinerung der Untersuchungsmethoden durch die gleichzeitig sich stürmisch entwickelnde Technik war es möglich, die einzelnen optimalen Verwendungszwecke wissenschaftlich zu begründen und zu untermauern. Aber nicht nur das. die immer tieferen Einblicke in den mikroskopischen Aufbau des Holzes, in das feine und feinste Gefüge der die Holzelemente aufbauenden Zellwände und in ihren Chemismus haben dem Holz nicht nur eine Fülle von ganz neuen Anwendungsgebieten erschlossen, sondern gleichzeitig auch neue Wege für die mechanische Bearbeitung, Verformung, Veredlung und chemische Verwertung gewiesen.

Daraus ergibt sich aber schon, daß das Holz nicht Gegenstand einer einzigen Forschungsrichtung sein kann, sondern daß an seiner Erforschung die verschiedensten Wissensgebiete zusammenwirken müssen: Die Biologie hinsichtlich des Einflusses der verschiedensten Standortsbedingungen auf Holzqualität und Holzeigenschaften sowie der Auslese und Züchtung hochwertiger Rassen, die Mikroskopie, die das allgemeine mikroskopische Gefüge der einzelnen Holzarten wie auch das feinste Strukturgefüge der Fasermembranen aufzudecken hat, die Chemie, deren Aufgabe es ist, die chemischen Komponenten der verholzten Zellwand zu erforschen, da darauf die rationelle chemische Verarbeitung und Verwertung des Holzes beruht, und die Physik, die sich auf Grund von Struktur und Chemismus mit dem physikalischen Verhalten befaßt und die Grundlagen und Methoden für die Ermittlung der technischen Eigenschaften der Hölzer liefert. Auf diesen Fundamenten bauen nun praktisch die gesamten technischen Bearbeitungs-, Verarbeitungsund Veredlungsprozesse sowie die V;rwen-dungsgebiete der einzelnen Produkte auf. Deren Weiterentwicklung ist daher innigst mit der Gewinnung immer neuer Erkenntnisse hinsichtlich Struktur, Physik und Chemie des Holzes verknüpft.

Aber noch eine weitere Folgerung ergibt sich daraus, nämlich, daß es einem einzelnen heute nicht mehr möglich ist, das so vielseitige Gebiet des Holzes bis in die feinsten Details zu überblicken und noch weniger, es in seiner Gesamtheit wissenschaftlich zu bearbeiten, da die einzelnen Forschungsrichtungen hier innigst miteinander verflochten erscheinen, die auch in apparativer und methodischer Hinsicht große Anforderungen stellen. Daher ist es nur wenigen Großbetrieben der holzverarbeitenden Industrie, dem holzverarbeitenden Gewerbe aber praktisch nicht möglich, spezielle Forschungsund Entwicklungslaboratorien zu errichten, da solche, abgesehen von der vielseitigen apparativen Einrichtung und der Beschaffung der notwendigen sehr reichlichen Fachliteratur auch über einen entsprechenden Mitarbeiterstab verfügen müssen.' Aus dieser Erkenntnis heraus, ferner aber gleichzeitig, daß der so kostbare Rohstoff Holz so rationell und zweckmäßig als möglich ausgenutzt werden muß, hat eine Reihe von Ländern schon frühzeitig begonnen, eigene Holzforschungsinstitute ins Leben zu rufen, wie die USA (Madison), England (Princes Risborough), Deutschland (Reinbek), Frankreich (Paris), Schweden (Stockholm), Spanien (Madrid), Kanada (Ottawa), Australien (Melbourne), Indien (Dehra Dun), Indonesien (Bogor) und viele andere. In Anbetracht der großen Bedeutung des Holzes für die Gesamtwirtschaft der einzelnen Länder werden diese Institute zur Gänze oder zumindest zu einem wesentlichen Teil vom Staate finanziert. Das holzreiche Oesterreich hat erst im Jahre 1953 ein eigenes Holzforschungsinstitut erhalten. Diese Institute sind vielfach auch in der Lage, Entwicklungsarbeiten für Firmen durchzuführen, ein Gedanke, wie er auch dem von dem im Jähre 1923 .verstorbenen amerikanischen Industriellen Gordon Batteile gegründeten und nach ihm benannten Battelle-Institut zugrundeliegt, in welchem solche Arbeiten auf vertraglicher Grundlage (Battelle - Vertragsforschung) durchgeführt werden. Heute sind bereits mehrere solcher Battelle - Forschungszentren in Tätigkeit, ein weiterer Beweis dafür, daß heute keine Wirtschaftssparte der Forschung mehr entbehren kann, und es ist klar, daß diese Entwicklung weiterhin fortschreitet. Aber darin liegt nicht die einzige Aufgabe der Holzforschungsinstitute. Sie müssen vielmehr auch selbst initiativ vorgehen und die Lösung von Problemen, an denen die Wirtschaft interessiert ist, anstreben, wenn sich auf Grund des augenblicklichen Standes der Forschung Wege und Möglichkeiten hierfür abzeichnen. Hierzu sind eben nur Institutionen befähigt, die sowohl die allgemeine wie auch die spezielle Forschung ihres Gebietes in weit gespanntem Rahmen überblicken können und die auch in der Lage sind, allfällige noch fehlende Grundlagen selbst zu erarbeiten.

Es würde zu weit führen, die vielen noch offenen Probleme der Holzforschung hier auch nur schlagwortartig andeuten zu wollen. Die Forschung am Holz hat nicht nur ganz allgemeinen Zwecken' zu dienen und Erkenntnisse von grundlegender Allgemeinbedeutung zu erarbeiten, auch nicht nur einzelnen Betrieben durch Beratung oder die Durchführung spezieller Entwicklungsarbeiten nützlich zu sein, sondern zu ihren vornehmsten Aufgaben zählt es, darüber hinaus die Belange der gesamten heimischen Holzwirtschaft wirksam zu unterstützen und zu fördern.

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