Ein Wachstum ganz anderer Art

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Zahlen, immer nur Zahlen. Seit Langem schon sind die Medien voll von Zahlen. Es wird uns immer neu vorgerechnet, dass etwas im Aufstieg oder im Niedergang ist. Glaubwürdig wird darauf hingewiesen, dass es zum Mehr, zur Steigerung nur eine Alternative gibt: den Abstieg. Wenn die Wirtschaft nicht zunimmt, dann verfällt sie. Entweder mehr oder weniger. Dabei ist schon längst klar, dass es nicht immer aufwärts gehen kann. Auf der Welt kann nicht immer mehr konsumiert, mehr verbraucht, mehr produziert werden.

Die öffentliche Meinung wird dahin gelenkt, das Streben nach Mehr fast ausschließlich im Materiellen zu betreiben. Es ist aber auch eine Alternative möglich. Das Streben nach Steigerung lässt sich auf eine andere Ebene, in eine andere Ordnung verlagern. Seit fast 500 Jahren leben wir Jesuiten die Forderung nach Mehr, nach Steigerung als einen Grundsatz, der alle unsere Aktivitäten belebt. Wir geben uns nicht mit dem zufrieden, was erreicht und als gültig anerkannt ist. Wir streben darüber hinaus. Allerdings nicht im Materiellen und Quantitativen. Es geht nicht um Steigerung von Umsatzzahlen, von Messbesuchern, von Leistungen und Einkommen. Es geht auch nicht um mehr Konsum, mehr Produktion, mehr Verbrauch. Unser System ist nachhaltig, durch Jahrhunderte erprobt und bis jetzt voll funktionsfähig, immer noch ausbaubar und für hohe Zuwachsraten offen. Wir arbeiten auf einer anderen Ebene, in einer anderen Ordnung.

Die Zuwachsraten werden bei uns erzielt, indem alle Bereiche unserer Tätigkeit immer mehr von Glaube, Hoffnung und Liebe durchdrungen werden. Das klingt fromm, ist es aber nicht notwendig. Ich muss nicht konfessionell gläubig sein, um zu wissen, dass Vertrauen (das bedeutet nämlich Glaube auch) für das Funktionieren des Zusammenlebens in allen Bereichen entscheidend ist. Auch Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Kultur wissen um Hoffnung und Liebe. Eine Steigerung in diesen Feldern fordert Kompetenz, Hingabe, Kreativität und Mühe. Sie ist unbeschränkt möglich. Die Alternative dazu ist Niedergang.

* Der Autor ist Rektor der Jesuitenkirche in Wien

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