Potenziale in den Strukturen

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Eine Reform der Verwaltung im Sinne einer Vereinfachung der Abläufe und der Senkung von Kosten ist in Österreich eine Jahrhundertaufgabe. Schon vor genau 100 Jahren, im Winter 1911/12 monierten Leitartikler, die aufgeblähte Verwaltung solle abgebaut werden, selbst wenn dies nur gegen den harten Widerstand der Bürokratie möglich sein werde. Genau das wiederholt sich derzeit.

Erst vor wenigen Tagen ließ ÖVP-Chef Michael Spindelegger mit der Ankündigung aufhorchen, er sei für einen Aufnahmestopp im öffentlichen Dienst. Mit einer Einschränkung: der Polizei. Doch der Beamten-Gewerkschafter und Parteifreund Fritz Neugebauer reagierte prompt: Das werde so "sicher nicht“ gehen, man könne doch nicht dem Rechtsstaat "die Luft auslassen“. Spindelegger präzisierte umgehend, auch für Lehrer sollten Ausnahmen geschaffen werden. Der Punkt ist: Österreich hat bei der Verwaltung, beim Steuer- und Förderwesen äußerst engmaschige, umfangreiche, keinesfalls für alle Rechtsträger und alle Betroffenen einheitliche Rechtslage. Begründet wird dies in der Verwaltung und in der Sozialversicherung stets mit dem Hinweis, nur so sei es möglich, den unterschiedlichen Interessen und Lebenslagen zu entsprechen. Das ist eine Tatsachenverdrehung. In erster Linie dient das jeweilige hochelaborierte Regelwerk nur jenen, die es anwenden, also den Bürokraten bzw. Bediensteten in der jeweiligen Administration, auf deren Tätigkeit und Expertise Steuerzahler und Antragsteller angewiesen bleiben.

Druck aus den Reihen der Opposition

Am vehementesten werden die Forderungen nach Verwaltungsreform stets von jenen politischen Kräften vorgetragen, die in diesen Strukturen nicht vertreten sind. Dazu gehört gegenwärtig vor allem das Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ). Dessen "Grundsatzerklärung zur Sanierung des österreichischen Staatshaushaltes unter Berücksichtigung einer Schuldenbremse“ ist radikaler als die jene der anderen Parlamentsparteien. Das BZÖ fordert, die Abgabenquote von gegenwärtig 42 Prozent als Obergrenze gesetzlich zu fixieren, wegen dieser Höhe keinesfalls neue Steuern einzuführen. Die komplizierten, teils doppelgleisigen Strukturen der Verwaltungen zwischen Bund, Ländern und Gemeinden sollten vereinfacht werden. Berechnungen des Wifo zufolge erbrächten derartige Strukturreformen eine jährliche Senkung der Kosten von zumindest 1,1 Milliarden Euro, andere Studien ließen ein Einsparungsvolumen von fünf Milliarden Euro erwarten. Alleine eine Reform des mit 18,5 Milliarden Euro dotierten Förderwesens brächte Einsparungen von bis zu fünf Milliarden Euro jährlich. Das alles werden das BZÖ und dessen Sprecher, Josef Bucher, auf den Tisch legen, wenn sie Mitte Jänner ihren Jahresauftakt abhalten. (cr)

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