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Nationale gegen Südtirol (II)

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Williger Wortführer einer radikalen Südtirolpolitik war und ist Robert H. Drechsler, ehemaliger Chefredakteur von „Freiheit für Südtirol“ und Redakteur des „Südtiroler Ruf (Organ des Bergisel-Bundes). Auch Drechsler ist typisch für die Südtirolbewegung nach 1961. In seinem Blatt „Freiheit für Südtirol“ verherrlicht er den Terror und macht sich lautstark zum Fürsprecher einer Politik im Sinne Bürgers. So schreibt er am 12. Juni 1963 unter dem Titel „Warten — worauf?“: „Mit dem Verhandeln kommen wir offenbar nicht weiter. Muß es schmerzliche Tatsache werden, was der Chefredakteur der Wochenzei-tung“,Christ und Welt' schrieb: .Zuvor die Südtiroler untergehen, werden sie noch einmal kämpfen!' Oder:“,Die Männer des Südtiroler Widerstandes schreiben ein Stück Zeitgeschichte. Mit hartem Griffel... und einige haben beim Sonderverband Brandenburg gekämpft' (Jänner 1964). Oder:“,Sie werden kämpfen! Kämpfen werden sie!' (12. Jänner 1964)?“ Am 15. April 1964 kündigte er in seinem Blatt mit dem Titel „Kampf! Eine Erklärung der Südtiroler Freiheitskämpfer“ praktisch einen Partisanenkrieg in Südtirol an.

Dieser Mann, der weder fachlich noch persönlich geeignet ist, in exponierter Stellung die Richtlinien des Handelns in Südtirol zu bestimmen, der sich jedoch der Fürsprache und Protektion des Bergisel-Bund-Präsidentsn erfreut, tauchte erst sehr spät in der Südtirolpolitik auf. In den Jahren zuvor hatte er vergeblich versucht, geschäftliche Fehlspekulationen zu applanieren. Einige Gerichte wurden bemüht, die Geschäftspraktiken Herrn Drechslers zu entwirren. Schließlich mußte Drechsler für einige Zeit seinen Arbeiten unfreiwillig entsagen, um sich nach 1961 ein neues, erfolgträchtigeres Betätigungsfeld zu küren: Südtirol.

Hatten die Südtiroler Landespoli-tiker, an der Spitze Landeshauptmann Dr. Magnago, schon vehement Bürger und dessen Helfer abgelehnt, so wandten sie sich nun nicht minder energisch gegen den Wortführer des Radikalismus, Drechsler.

Die Reaktionen des „Chefredakteurs“ auf derartige Kritiken, und mögen sie aus noch so berufenem Munde gekommen sein, sind typisch für die Verhaltensweise des Kreises, dem er zuzuordnen ist. Südtiroler Politiker, die seine radikalen Forderungen mißbilligten, bedrohte und diffamierte er. Den Herausgeber der „Dolomiten“, der sich einige Male gegen die Publikationen Drechslers gewandt hatte, griff Drechsler in rüdestem Ton an. An den österreichischen Außenminister richtete er einen Brief mit kaum verhohlenen Drohungen, deren Wortlaut um so interessanter ist, betrachtet man den Inhalt des später niedergeschriebenen Amplatz-Testaments.

Wer nicht die Meinung Drechslers zu teilen bereit war, wurde von ihm zum „Kommunisten“ oder zum „Söldner Italiens“ gestempelt, wobei es für Drechsler unerheblich blieb, ob sein Gegner nun etwa selbst Südtiroler war.

Vergebliche Warnungen

Der Bergisel-Bund war einige Male vor den Praktiken Drechslers gewarnt worden. Höchste österreichische Politiker hatten den Obmann des Bergisel-Bundes über Drechsler aufzuklären versucht. Es ist bezeich-

nend für die Verwirrung und Ver-irrung des Bundes, daß er diese Warnungen in den Wind geschlagen hatte.

Im Augenblick hat es den Anschein, als ob' man Drechsler neuen und größeren Einfluß zuzubilligen bereit sei.

Unter den von Rechtsextremisten bestimmten Maximen des Handelns, in der Gesellschaft von Männern wie Robert H. Drechsler, verstrickt in ein Netz von Verrat, Intrige, Geheimbündelei und Agentenwesen, mußte die Südtiroler Freiheitsbewegung über den Rand der Legalität abgleiten. Es sei in diesem Zusammenhang ausdrücklich festgestellt, daß nur wenige Südtiroler bereit waren, sich 1963 oder 1964 der Führung Bürgers und seines Kreises anzuvertrauen. Burgers Gefolgsleute sind meist Studenten, in ihrer überwiegenden Zahl Hörer an der Hochschule für Welthandel in Wien, Studenten der Volkswirtschaft in Innsbruck. Burger selbst war Schüler des umstrittenen Wiener Professors Taras Borodajkewicz.

Außer den „Pusterern“, einer kleinen Terrorgruppe, die absolut selbständig „arbeitete“, waren es bald nur noch zwei Südtiroler, deren sich die „Freiheitskämpfer“ bedienen konnten: Luis Amplatz und Georg Klotz. Diese beiden Männer wurden schnell zu Heroen des Südtiroler Widerstandes hochgespielt. Wie isoliert Amplatz und Klotz letztlich selbst waren, mag die Tatsache beweisen, daß die beiden Südtiroler niemanden außer den Brüdern Kerbler fanden, der bereit war, sie nach Südtirol zu begleiten. Nur die Brüder Kerbler schienen noch „Vertrauens-

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