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Kosmopolitische Kunst

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In Graz steht das kulturpolitische Barometer wieder einmal auf Sturm. Anlaß ist die Dreiländer-Kunstausstellung Trigon 1967, veranstaltet vom Kulturreferat des Landes Steiermark, angelegt im und beim Grazer Künstlerhaus. Bei Trigon I und II gab es zeitgenössische Bilder und Plastiken aus Italien, Jugoslawien und Österreich zu sehen, heuer wurden erstmals die Künstler zu einem Thema verpflichtet, das der Ausstellung den Namen gibt: „Ambiente“.

Es galt, Räume zu gestalten, neuen Kunsttendenzen entsprechend, in denen Malerei, Bildhauerei, Architektur ineinanderfließen, in denen Effekte des Lichtes und der Akustik Situationen herbeiführen, die die aktive Mitwirkung des Beschauers erfordern. Eine neue Romantik ist hereingebrochen, mit naiven, verträumten, aber auch aggressiven, phantastischen und exakt konstruierten Elementen. Kunst mit Milieu, ästhetische Situationen. Die mutige Disposition dieser Ausstellung ist DDr. Wilfried Skreiner (Neue Galerie, Graz), Prof. Vmbro Apollonia (Venedig) und Prof. Zoran KrziMnik (Laibach) zu danken, die kulturpolitische Verantwortung hat wieder Landeshauptaannstellvertreter Unl-

versitätsprofessor Dr. Hans Koren übernommen, der das historisch« innerösterreichische Konzept, in dem einst Graz auch geistig als Zentrum wirkte, zum verpflichtenden Anlaß nahm, in der Steiermark Begegnungen und Konfrontationen neuer Kunst aus den drei Ländern zu veranstalten. Grund genug für gewisse reaktionäre nationale Kreise, dieser versuchten, wenn auch qualitativ nur zum Teil wirklich gelungenen Demonstration einer neuen Geistigkeit in der Weltkunst den totalen Krieg anzusagen.

Es ist noch in guter Erinnerung, daß jetzt Zeitgenossen, die heute die Würde der Menschheit zu vertreten vorgeben, einst unter Teutonen-Ge-Heil Meisterwerke der deutschen und österreichischen Kunst zertrampelten. Von außerkünstlerischen Verbre-» chen nicht zu reden. Der Großteil der Grazer Jugend jedoch denkt anders. So hat die unabhängige Studentenvereinigung AKTION in einem Appell an die Öffentlichkeit die kosmopolitische „Trigon“-Konzeption vertreten und vor einem Rückfall in nationalen Provinzialismus gewarnt, so haben idealistische Jugendliche sich bereit erklärt, ohne Bezahlung Abenddienst zu versehen, damit die Ausstellung bis 21 Uhr geöffnet bleiben kann. Es ist nur zu hoffen, daß der heuer Von den Landespolitikern vorgezeigte Weg konsequent weiterverfolgt wird, wobei jedoch eine exaktere Organisation notwendig sein wird. Die architektonische Gestaltung des „Trigon III“ besorgte die junge Architektengruppe Elfried Huth — Günther Domenig, den hervorragenden Katalog gestaltete Gerhard Wolf. Über die einzelnen Exponate wird hier noch gesondert berichtet werden. Zum Trigon-Start wurde auch der Graphik-Kunstpreis des Forum Stadtpark vergeben, und im Schloß Retzhof bei Leibnitz verbringen Maler aus Italien, Jugoslawien und Österreich gemeinsame Maler-wochen. Ein erfolgreicher und verheißungsvoller Beginn der Kunstsaison in der Steiermark.

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