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P. EMILE GABEL / FREIHEIT UND VERANTWORTUNG
P. Emile Gabel, einer der bekanntesten und profiliertesten katholischen Journalisten und seit vielen Jahren Generalsekretär der Katholischen Weltunion der Presse, ist bei einem Flugzeugabsturz auf den französischen Antilleninseln Guadeloupe tödlich verunglückt. Er befand sich auf der Rückreise von Lateinamerika, wo er Besprechungen über Fragen der publizistischen Entwicklungshilfe und über die Vorbereitung des für Juli dieses Jahres vorgesehenen achten Welt kongresses der katholischen Presse in Berlin geführt hatte.
Der Tod hat Pater Gabel mitten aus seinem Beruf, mitten aus seiner rastlosen Tätigkeit als Generalsekretär der Katholischen Weltunion herausgerissen.
P. Gabel hat alle Höhen und alle Tiefen eines Journalistendaseins durchlebt, die Freuden und die Leiden, die Lust und den Ärger, spärliche Anerkennung, manche Kränkung, ungewolltes und gewolltes Mißverstehen, Unverständnis, Mißgunst, üble Nachrede, was eben ein katholischer Journalist im Laufe seines Lebens erlebt. Eines aber hat er nicht gekannt, das, was Kardinal König einmal die Versuchung des katholischen Journalisten genannt hat: die Resignation. Resigniert hat P. Gabel nie. Was immer ihn traf, was immer er in Angriff nahm, seiner doppelten Berufung als Priester und als Journalist ist P. Gabel Immer treu geblieben.
P. Gabel war ein Elsässer. Geboren 1908 in Drusenheim am Rhein. Obwohl schon als Kind nach Frankreich gekommen, im französischen Kulturkreis aufgewachsen, hatte er sich immer in beiden Völkern heimisch gefühlt, im französischen und im deutschen. Schon durch seine Zweisprachigkeit war er der naturgegebene Übersetzer, nein mehr noch, der Vermittler, das verbindende Element bei so vielen internationalen Konferenzen und Tagungen. In ihm waren die besten Eigenschaften des elsässischen Volkes vereint: Offenheit, Herzlichkeit, Humor und Witz, aber auch Arbeitseifer, Gründlichkeit und Unverdrossenheit. Wenn ihn etwas ärgerte, dann waren es kleine Prestigekämpfe, das nicht Hinaussehenkönnen oder nicht Hinaussehenwollen über die Zäune partikulärer Interessen. Er war als Elsässer der geborene Europäer, er war Priester und als Journalist ein Weltmann voll Großzügigkeit und Offenheit.
Er hat viele Freunde gehabt, auch in Österreich. Er ist oft und gerne in dieses Land gekommen, wann immer sich eine Möglichkeit für ihn bot. Es ist jetzt gerade ein Jahr her, daß er vor den katholischen Journalisten Wiens über die öffentliche Meinung in der Kirche sprach. Es sei die Aufgabe des Journalisten, erklärte er damals, der Gesellschaft zu sagen, was in ihrer Mitte vor sich gehe. Wenn man aber dem Journalisten, hier vor allem dem katholischen Journalisten, den Vorwurf macht, Unruhe zu stiften und Probleme künstlich aufzuwerfen, so sei das nicht richtig. Nicht der Journalist schafft die Probleme, sondern das Leben bringt sie hervor und drängt sie den Menschen auf. Der Journalist spricht nur die Warnung aus.
Und noch eines sagte er im Lauf seines Vortrages. Jene zwei Worte, die er am meisten verwende, seien Freiheit und Verantwortung. Der Freiheit und der Verantwortung des katholischen Journalisten, der katholischen Presse, hat die Arbeit P. Gabels gegolten. Das eine ist von dem anderen nicht zu trennen, und wo immer katholische Journalisten und Publizisten in aller Welt darum kämpfen, in ihrer Arbeit beides zu realisieren, Freiheit und Verantwortung, dann arbeiten sie im Sinne P. Gabels, des großen Menschen, des großen Priesters, des großen Journalisten.
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