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Von Passarowitz bis Saint-Germain
VON PRINZ EUGEN BIS KARL RENNER. Österreichische Lebensbilder aus drei Jahrhunderten. Herausgegeben von Viktor Buchgraber. VerlagStyria, Graz-Wien-Köln, 1961. 432 Seiten, 43 Bildtafeln. Prreis 148 S.
Am 21. Juli 1718 brachte der Frieden von Passarowitz nach den Siegen des Prinzen Eugen Österreichs größte Ausdehnung, und am 10. September 1919 unterzeichnete Karl Renner in Saint-Germain-en-Laye Österreichs bittersten Vertrag. Aus der dazwischenliegenden Geschichtsperiode bringen sechs Verfasser 33 Lebensbilder, für 1700 bis 1799 drei, für 1800 bis 1899 zehn und für 1900 bis 1950 zwanzig, von denen dreizehn der Republik angehören. Die Epoche Maria Theresias wie die Zeit von 1792 bis 1615 sind ausgelassen. Mit Recht sagt die Einführung, diesem Bande „könnten leicht drei oder fünf andere mit Ebenbürtigem folgen“, was ein Hinweis auf die getroffene Auswahl sein mag. Die dreiunddreißig verteilen sich auf 13 Berufe, 29 Männer und vier Frauen aus allen Schichten der Bevölkerung, und wenn es nicht durchweg die erste Garnitur ist, erscheint dies zweckmäßig, denn es werden auch weniger bekannte Personen ins Licht gerückt, die noch immer von der Vielfältigkeit überdurchschnittlicher österreichischer Begabungen zeugen. Vor allem sollen es „typische Österreicher“ sein, die durch hingebungsvolle persönliche Leistung aufgestiegen sind.
Die Beiträge bieten eine ungemein nützliche Belehrung auf dem Gebiet der Österreichkunde, sind ausgezeichnet bebildert und in der Flut so vieler, nur der
seichten und gedankenlosen Ablenkung dienenden Neuerscheinungen zu begrüßen. Die kurzgefaßten Lebensläufe sind eine glückliche Mittellösung zwischen Biographie und Lexikon und sind fast alle empfehlenswert: Prinz Eugen, Hildebrandt, Donner, Hofbauer, Kremser Schmidt, Erzherzog Carl, Elßler, Semmelweis, Ida Pfeiffer, Stifter, Josef Haydn, Bruckner, Girardi, Reischek, Suttner, Kreß, Otto Wagner, Hofmannsthal, Seipel, Burjan, Adolf Lorenz, Slezak, Holzknecht, Wildgans, Porsche, Bleibtreu, Kunschak und Renner ... Bei Klimt, Viktor Adler, Sigmund Freud und Amold Schönberg werden es die Leser angenehm empfinden, die noch vorherrschenden Für und Wider sehr anschaulich auseinandergesetzt zu finden und derart zu einer ausgleichenderen Beurteilung gelangen zu können. Daß das Lebensbild des Feldzeugmeisters von Bene-dek unzutreffend ist, muß dem Umstand zugeschrieben werden, daß es sich — wie das „Nachwort“ aussagt — auf das Werk von Wilhelm Alter, „Feldzeugmeister Bene-dek und der Feldzug der k. k. Nordarmee 1866“, stützt, das aber schon vor Jahrzehnten als Fälschung aus der wissenschaftlichen Literatur ausgeschieden werden mußte. Dieser Mangel kann aber in keiner Weise die sonst wohlgelungene und gut ausgestattete Lebensbildersammlung beeinträchtigen.
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