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In alten Spiegeln — neue Gesichter

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Dieses Nachschlagewerk bring' in alphabetischer Reihenfolge die Namen und Ereignisse der abendländischen Geschichte bis zum Beginn des ersten Weltkriegs, die in Zeugnissen der Literatur, der Musik und der bildenden Kunst gewisseimaßen weiterleben. Zuerst steht der Stichwortartikel (es gibt rund 1500 solcher); der die geschichtlichen Tatsachen verzeichnet, die in der künstlerischen Darstellung aufscheinen oder bei dieser eine entsprechende Umgestaltung erfuhren. Hernach folgen die Dichtungsarten, hierin die Autoren, zunächst die heimischen, dann die ausländischen mit den Titeln, chronologisch gereiht. Dann die Musik (mit eventuellen Verweisen, wodurch sie angeregt wurde: zum Beispiel Liszts „Hunnenschlacht“ durch Kaulbachs Gemälde), auch hier gattungsmäßig geordnet nach Oper, Oratorium Weiter die bildende Kunst. Vorhandene Spezialliteratur wird nach den einzelnen Abschnitten angeführt Verweise in Kursivdruck stellen Querverbindungen her. So sind beispielsweise sowohl Attila als auch Etzel und Atli mit Nachrichten vertreten, und im Falle Atli zur Prosagestaltung mitgeteilt, daß die aus dem Altnordischen kommende Formung in der „Sammlung Thüle“ deutsch bei der Sage von den Völsungen und der

Thidrekssaga zu finden ist. Man kann schon aus diesen wenigen Hinweisen sehen, daß es sich um ein umfassendes, für Fachgelehrte und Bildungshungrige, für Publizisten und Zeitungsleser bestimmtes Nachschlagewerk bandelt, das in dieser Art bisher nicht vorhanden war, und in dem eine Unsumme von Arbeit steckt — um so bewundernswerter, als ein einziger Mann den widerspenstigen Strauß von Daten zu einem leuchtenden Bukett band. Gerühmt sei auch die kluge Planung des Verlages (man merkt es schon am Einband). Das Werk steht in der Reihe der Lexika dieses Unternehmens, das zum Beispiel das Lexikon der griechischen und römischen Mythologie herausbrachte und ein Lexikon der Kulturgeschichte in Literatur, bildender Kunst und Musik vorliegendem Buch anreihen wird.

Ein Unternehmen, wie das angezeigte, ist Menschenwerk, und der Herausgeber ersucht, Lücken, Irrtümer und Druckfehler bekanntzugeben Nur aus der Zusammenarbeit aller an einem solchen Buch interessierten Kreise kann sich von Auflage zu Auflage der Gehalt füllen, weiten, festigen. Für eine solche, kommende Wiederausgabe, die zweifellos bald nötig sein wird, hätten wir einige kleine Anmerkungen zu machen.

Bei Zizka wäre Franz X Guolfinger von Steinsberg mit dem Schauspiel „Johann Chevalier von Troznow“ (1781) ebenso aufzunehmen, wie Alfred Meißner mit seinem Epos „Zizka“ (1846). Bei Johann Nasil v. Pomuk (Nepomuk) Karl Rosenau mit dem Trauerspiel „Johann von Nepomuk“ (1798). bei Przemysl Ottokar II. der Roman „P. O. II Königs in Böhmen Feldherr“ von Joh. Friedr. Ernst Albrecht (1794). Gustav I. Wasa tritt, vierundzwanzigjährig, auch im Drama „Der letzte Ritter“ von Strindberg (1908) und, drei Jahre älter, im Drama „Der Befreier“ (1908) auf. Michael Beer hat auch ein Trauerspiel „Struensee“ geschrieben (1829), das übrigens Heine rezensierte. Beim Artikel Maria Stuart wäre noch Christian Heinrich Spieß mit seinem Drama zu berichtigen- es soll statt 1723 das Entstehungsjahr 1784 heißen (Spieß wurde 1755 geboren). Bei Maria von Burgund ist Joseph Anton v. Detouches mit seinem Schauspiel „Maria von Burgund“ (1790) einzufügen. Bei Johann Parricida (J. v. Schwaben) ist das Drama „Johann von Schwaben“ (18 8 8) von Wilhelm Walloth nachzutragen. Stephan Fadinger tritt auch in dem Schauspiel „Maria und Josef“ von Josef Stohl auf (1913). Bei dem Artikel Franz losef I. sollten K Tschuppik (1928) und J. Redlich (1928) sowie die Briefeditionen von F. Schnürer (1930) an die Mutter und jene an Frau K. Schratt von J. de Bourgoing (2. Aufl. 1950) vermerkt werden. Auch Steinitz, Margutti und Bagger könnten aufscheinen. Ein österreichisches Thema der Geschichte, Königgrätz, wäre im Absatz Malerei durch das Gemälde von Kossak, „Attacke der Division Pulz des 11. Ulanen-Regiments“ zu ergänzen. Den Namen Trautenau vermißten wir. Hier wäre das Gemälde von Maly, „Die Erstürmung des Kapellenbergs“ zu nennen.

In seinem Lager war Oesterreich. Feldmarschall Radetzky in Geschichte und Anekdote. Von Dr. F. J. G r o b a u e r. Mit einem Geleitwort des Bundesministers für Landesverteidigung F. Graf. Selbstverlag, Wien 1957.

Zu allen großen historischen Gestalten gehören Anekdoten und Legenden, die zur Charakteristik der Person oft wesentlich beitragen. Das Vorrecht der Anekdote ist, daß sie sich nicht streng an historische Details halten muß, sie bedient sich der dichterischen Freiheit, und so kann es nicht darauf ankommen, sie unter die Lupe der geschichtlichen Wahrheit zu nehmen. Weder der Leser noch der Rezensent dürfen daher auch im vorliegenden Falle mehr oder weniger berechtigte Berichtigungen vornehmen. Der Gedanke des Autors, „von militärwissenschaftlichen Untersuchungen grundsätzlich abzugehen, dafür aber Oesterreichs Jugend und seinen jungen Soldaten Radetzky näherzubringen“, ist durchaus begrüßenswert, die gestellte Aufgabe ist glücklich gelöst. In 67 Anekdoten und Kurzgeschichten, ergänzt durch Ausschnitte aus Befehlen, Denkschriften und Briefen, belebt durch geschickt ausgewählte Mottos und 20 Lichtbilder, tritt uns der Feldmarschall als „starker Eckpfeiler im Tempel der Geschichte Oesterreichs“ lebendig entgegen, und konnte es sich auch nur um eine begrenzte Auslese handeln, so genügt diese, die Biographien des großen Oesterreichers in wertvoller Art zu bereichern.

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