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Lob der Lyrik

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DIE FRÜHZEIT DER FRANZÖSISCHEN LYRIK. Gedichte aus fünf Jahrhunderten im Originaltext und in deutscher Sprache. Ausgewählt und übertragen von Anton Pariser. Bergland- Verlag, Wien, 1961. 95 Seiten. Leinen 58 S.

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DIE FRÜHZEIT DER FRANZÖSISCHEN LYRIK. Gedichte aus fünf Jahrhunderten im Originaltext und in deutscher Sprache. Ausgewählt und übertragen von Anton Pariser. Bergland- Verlag, Wien, 1961. 95 Seiten. Leinen 58 S.

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Ein bezauberndes Phänomen: Ein Wiener durch und durch, der in Wien studiert und hier zum Doktor promoviert hat, Dr. Anton Pariser, ist — nomen est omen — vor langen Jahren nach Paris übersiedelt, ist dort zu einem vollkommenen Franzosen geworden, ohne auch nur eine Spur seines Wienertums aufzugeben, und hat sich der Dichtung seiner Wahlheimat in vorbildlicher Weise angenommen, wie uns sein kürzlich erschienenes Buch eindeutig bekundet, „Die Frühzeit der französischen Lyrik“. Das Werk reicht vom 12. bis zum 17. Jahrhundert, befaßt sich in glücklicher Auswahl mit den bedeutenden Lyrikern dieses weiten Zeitraumes,

von denen uns hier manche zum erstenmal begegnen, und bringt auch entzük- kende Volkslieder unbekannter Autoren.

In dem sehr gut ausgestatteten Buch finden wir immer auf den beiden einander gegenüberliegenden Textseiten links das französische Original, rechts Parisers deutsche Übersetzung. Der Wert dieses Nebeneinanders ist ein vielfacher. Wir begegnen Texten im Alt-, Mittel- und Neufranzösischen; dies bildet eine Fundgrube des Wissens für jeden dem Sprachlichen Zugeneigten. Außerordentlich ist der Wert für den, dem das Erlernen des Französischen Sache der Vernunft und des Herzens bedeutet. Pariser beweist seine testlose Kenntnis der Sprache und stellt sich jeder Kontrolle. Vor allem aber ergibt das Nebeneinander mit dem Vergleiche von Original und Übersetzung einen unumstößlich klaren Beweis für die hohe Kunst, mit der die deutschen Texte ent standen sind. Der Wortgedanke, der Rhythmus, die Satzmelodie, der Gefühlsinhalt werden in unvergleichlicher Weise wiedergegeben. Kein Ende des Staunens und Bewunderns: Aus der getreuesten Übersetzung, aus der vollkommenen, nahezu wörtlichen Wiedergabe des französischen Originals erwächst ein hinreißend schönes, vollendetes deutsches Gedicht. Keine Seite, auf der wir nicht dasselbe feststellen. Daß Pariser, der Franzose aus Österreich, zugleich eine in bestem Sinne europäische Sendung erfüllt, zählt zu den Verdiensten seines Schaffens. Auf ein kluges und bescheidenes Nachwort folgt noch eine Bibliographie, die dem tiefgründigen Eingehen auf das Thema nützlich sein wird. Schließen wir die kurze Betrachtung mit einem Aufruf an vortragende Künstler: Pflegt in eurem eigenen Interesse dieses herrliche Neuland!

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