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Von links zur Neuen Linken

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PEKING UND DIE NEUE LINKE. Analyse und Dokumente. Von Klaus M e h n e r t, Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart. 146 Seiten. DM 9.80.

Klaus Mehnerts dokumentarisch belegte neueste Arbeit nach „Peking und Moskau“ (1962) und „Maos zweite Revolution“ (1966) ist vom Titel her ein wenig irreführend. Denn Mehnert behandelt nicht die vielfältag-bestehenden Fäden ideologischer, politischer (vielleicht auch finanzieller) Kontakte zwischen Rot- china und der seit 1968 hochgespielten linken Studentenbewegung eines Dutschke, Cohn-Bendit oder Haydens, sondern primär die Entwicklung der Kulturrevolution in China selbst. Denn auch dort machte sich ein linke Flügelbewegung bemerkbar, die besonders von Studenten getragen war und für die Frau Mao Tse-tung große Sympathien empfand. Die Kulturrevolution in China marschierte zuerst als „Revolution von oben“ radikal auf Linkskurs, steckte aber im Februar 1967 immer stärker zurück. Mao wandte sich von den Linksstudenten und Jugendlichen der Kulturrevolution ab und überließ den „konservativen“ Arbeitern und der Armee die wichtigste Rolle bei der nationalen Restauration. Seit damals kursierten Schriften und Kommentare in China, die selbst vor der Person Maos nicht haltmachten und offen vor allem die Armee und Tschu En-lai der Konterrevolution beschuldigen. Vor allem in Hunan, im Versuch einer „Volkskommune Schanghai“ — für die di Pariser Kommune 1871 Vorbild war — und in den sogenannten Scheng- wu-lien-Dokumentan manifestiert sich ein linker Widerstand gegen das nach der Kulturrevolution neu gefestigte Establishment, das seine Querverbindungen zur Neuen Linken in Europa und den USA nicht verleugnen kann.

Peking hat zwar erst 1968 während der Ereignisse in Frankreich offen seine Sympathie für die Neue studentische Linke zum Ausdruck gebracht, aber sie seither nur für die innerkommumstischen Querelen und Polemiken benützt.

Immerhin: Mehnerts bedeutsame

Zusammenstellung und abgewogene Kommentierung füllte eine Lücke im neuesten ideologischen Spannungsfeld des Kommunismus. K wirrt nicht die letzte sein.

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