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Anämische Schönheit

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Zweimal dirigierte Claudio Abbadö unsere Philharmoniker. Das Gedächtniskonzert für Josef Krips wurde zugunsten der Krebsforschung veranstaltet und bot ein reines Mozart-Programm. In der Maurerischen Trauermusik ließ Abbado unser Spitzenorchester einfach schön spielen — und das kann es ja... Im A-Dur-Konzert wirkte Klarinettist Alfred Prinz artifiziell-kühl, bot eine untadelige Arbeit mit beispielhaftem Legato, aber ohne Glanz und Animo. Das Violin-Konzert in B-Dur wurde mit wienerischer Nonchalance begleitet, Solist Rainer Küchl wirkte in seinem Verlauf immer besser und legte im Schluß-Presto eine virtuose und musikalische Leistung hin. Absoluter Höhepunkt war eine Chorszene aus dem dritten Akt von „Ido-meneo“: „O Voto Tremendo“. Der Staatsopernchor war ein prachtvolles, empfindsames Instrument, Abbado zeigte, was er damit an intensiver Gestaltung zu schaffen vermag.

Im ersten „richtigen“ philharmonischen Abonnementkonzert in memo-riam Hans Swarowsky begann Abbado ebenfalls mit Mozart: Die Waisenhausmesse, wahrscheinlich von dem erst zwölfjährigen Wunderkind, ist ein hervorragendes, der italienischen Oper in manchen Zügen nahestehendes Stück. So faßte sie Abbado auch auf und wurde hierin vor allem von Kurt Moll bestärkt, der seinen sonoren Baß breit strömen ließ. Dem Tenor von Wieslaw Ochmann hätte man eine sicherere Führung gewünscht, Gundula Janowitz sang ihre Sopranpartie mit dem hohen Intellekt der Mozart-Sängerin.

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