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Aus Rumanien und der CSSR
Für die rumänische Kunstgeschichte gilt der Maler Stefan Lu-chian (1868—1916), ebenso wie sein Vorläufer, Freund und Förderer Ni-colae Grigorescu, als Schlüsselfigur. In der Wiener Akademie der bildenden Künste am Schillerplatz sind derzeit von ihm einige sorgfältig ausgewählte Ölbilder, Aquarelle und Zeichnungen, vorwiegend aus den Jahren 1900 bis 1912, zu sehen. Lu-chian war, nach der Absolvierung der Bukarester Schule für Schöne Künste und einem einjährigen Studium bei Herterich in München, 1891 nach Paris gekommen, wo er sowohl die Academie Julian als auch die Ateliers von Bouguereau und Robert-Fleury besuchte. 1893 nach Rumänien zurückgekehrt, gründete er gegen den offiziellen Kunstbetrieb die Gesellschaft zur Förderung der Künste „Ileana“ (1896), in deren Rahmen er dann mit Erfolg ausstellte. 1898 und 1899 führte er mit einem Kollegen die Wandmalereien in den Kathedralen von Alexandrien und Tulcea aus, verlor durch seine Großzügigkeit sein ganzes ererbtes Vermögen und zog sich eine schwere unheilbare Erkrankung zu, die allmählich zur totalen Lähmung und zu seinem Tod führte.
In seinen Arbeiten zeigt sich Lu-chian als ein feinsinniger Maler, der anfangs aus der französischen Malerei Einflüsse von Corot, Theodore
Rousseau, Diaz und Millet aufgenommen hat, aber dann auch Anregungen von Manet bis Maurice Denis und den Nabis verarbeitete. Damit hat er die rumänische Kunst seiner Zeit an die französische Tradition des 19. Jahrhunderts angeschlossen und ihr den Weg ins 20. Jahrhundert geebnet. Das vielleicht schönste und stärkste Bild der Ausstellung, die „Mohnblumen“ von 1904, die „Chrysanthemen und Äpfel“ und die „Weißen Rosen“ sowie einige Landschaften zeigen ihn als äußerst begabten Koloristen, dessen Bilder starke sinnliche Suggestion besitzen. In seinem Wesen und in seiner Funktion läßt sich Luchian — cum grano salis — vielleicht mit Karl Schuch, dem viel zu wenig bekannten Hlava-cek und sogar mit Faistauer vergleichen.
Gemeinsam mit dem Art Centrum Prag stellt die Galerie in der Mahlerstraße drei zeitgenössische tschechoslowakische Bildhauer und Maler aus. Unter ihnen wirken die Arbeiten in Holz, Stein und Zinn des Bildhauers Vitezslav Eibl (Jahrgang 1928) am stärksten, da sie sich durch verhaltenen, aber doch intensiven Ausdruck, Anmut und geschlossene Form auszeichnen. Die Kupferarbeiten von Bfetislav Holakovsky (Jahrgang 1926) fallen dagegen stark ab, da die weniger ausgewogenen Formen, durch die Verwendung von zweifelhaften Mitteln und Effekten, eine gewisse Vulgarität und kunstgewerblich dekorative Tendenzen zeigen. Die Bilder und Kupferreliefs des Jüngsten der Gruppe, des 1948 geborenen Kristian Kodet, orientieren sich anscheinend bei Frantisek Tichy und bei den Bildern Lurcats aus den dreißiger Jahren. Sie verbinden in den besten Arbeiten dekorative Effekte mit fragiler illustrativer Poesie.
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