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Außer Spesen nichts gewesen?

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(Kursalon, Wien) Für eine Woche haben sich österreichische Galerien zusammengetan, um im Wiener Kursalon Kunstmesse zu spielen. 27 Aussteller, von einer Rahmenfirma und einem Buchgeschäft bis zum renommierten

Welz. Allerdings, Aufregendes ist dabei nicht herausgekommen. Und nicht nur, weil manche renommierte Galerie wie „Sankt Stephan“ oder Würthle sich eine Teilnahme - verständlicherweise - erspart haben. Auch ausländische Galerien zeigten sich generell desinteressiert. Vor allem, weil sie einfach nicht für die Wiener Kollegen bloß „Entwicklungshilfe“ spielen wollten, die kaum etwas bringt (Käufer am allerwenigsten!).

Also mußten sich die Veranstalter anderswo um Finanzhilfe umsehen. Und da sprangen die politischen Parteien als Retter ein. Im Foyer des Kursalons dokumentieren sie jetzt ihr Verhältnis zu Kunst und Kultur. Was trotz Vor-Wahlpropaganda auch nicht so aussieht, daß man damit Staat machen könnte.

Es ist also alles in allem ein eher bescheidenes Ereignis geworden, was sich da in den vergangenen Jahren noch so pompös mit Konkurrenzmessen im Palais Liechtenstein, im Künstlerhaus, in der Secession spektakulär gegeben hatte. Ein künstlicher Boom ist in sich zusammengefallen, die Kunstmesse auf ihr natürliches Maß geschrumpft.

Was die Galerien aufgeboten haben, sind eigentlich vorwiegend Versuche, ein paar Junge vorzustellen und mit ein bißchen Prominenz zu garnieren. Die großen Werke, die das Publikum lok-ken, die teuren Superbilder und -plastiken, Experimentelles und Avantgardistisches fehlen völlig. Namen wie Hundertwasser, Hrdlicka, Frohner, Pichler, Attersee, Gironcoli, Rainer oder die ganze klassische Moderne kommen nur im Miniformat vor.

Ausnahmen sind rar: Welz zeigt eine kleine, aber erlesene Kokoschka-Ausstellung. Die neuen Collagen Karl Korabs bei „Con-tact“ sind von hoher Qualität. Die Galerie Curtze hat viel Mut und versucht, dem Düsseldorfer Sigmar Polke in Wien ein paar Freunde zu gewinnen. Habartas Collector's Club trommelt für Nippes berühmter Künstler: so für Berrocals Besteck oder Dalis Spielkartenedition. „Ulysses“ zeigt völlig unspektakulär Karl Prantls edle Steine. Die Grazer Albertstraße-Galerie gibt sich im Miniformat international: mit seltenen Büchern, Autographen, Erstausgaben. Und der „Basilisk“ will für den vielversprechenden jungen Hannes Mlenek Publikum und Käufer finden ...

Trotz ein paar solider Akzente bleibt's aber ein Lokalereignis. Denn über den Galeriealltag kommt diese ganze „Kunstmesse '79“ nicht hinaus. Und das kann doch nicht der Sinn sein. Außer Spesen ist also offenbar nicht viel gewesen!

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