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Bedauerlich

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Es ist bedauerlich für den heimischen Journalismus, bedauerlich für die östereichischen Zeitungsleser und ORF-Anhänger, insgesamt auch bedauerlich für das Niveau der österreichischen Innenpolitik: In den letzten paar Jahren nehmen zwei Dauerbrenner unangefochten j ex aequo den ersten Platz in der Gunst der Massenmedien ein: (Schmier-)Geldfragen und Personalfragen.

Diese beiden Fragen kursieren in allen Variationen.

Wieviel haben die Politiker den Journalisten geschmiert? Was verdienen die Politiker? Wieviel Aufsichtsratssitze haben sie, wieviel bringen die? Welche Schulden hat wer aus welchem zwielichtigen Geschäft an wen?

Aber die Sachfragen interessieren uns nicht!

Wann geht Koren wohin? Bleibt Peter doch noch Parteiobmann oder wird er von Scrinzi, Götz und Co. nun endgültig verabschiedet? Wann fällt Bauer, wann Bacher, warum bleibt Soronics? Wann geht Kreisky - oder kommt er erst? Was machen Fischer, Androsch, Blecha und Gratz, wenn Kreisky doch nicht geht? Und wann, ja wann geht Lü ... nein, diese Frage ist schon fad — Da muß ein neuer Schlager her!

Also geht Taus. Taus geht, weil die Volkspartei 1979 vielleicht doch zwei oder drei Mandate gewinnen wird, weil Taus dann zuviele Eiszeiten in seinem persönlichen Verhältnis zu Kreisky hinter sich hat, weil er also als Vizekanzler nicht genehm sein wird. Also geht Taus, Koren kommt.

Ach, wie ist die österreichische Innenpolitik einfach und blöde geworden. Man möchte wirklich meinen, im gleichen Maße, wie alle politischen Vorgänge komplizierter und komplexer werden, schreitet auch die Verkalkung in unseren politischen Hirnen voran. Ein Senilitäts- prozeß, der sich zur Verkomplizierung der Lage verkehrt proportional verhält.

Es ist wahrscheinlich nicht ganz unzutreffend, daß es nicht zuletzt ein „Verdienst“ Kreiskys ist, daß wir heute in diesem politischen Wolkenkuckucksnest leben.

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