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Taus/Götz: TV-Duell war Risiko

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Warum, zum Kuckuck, haben sich Taus und Götz im Fernsehen aufein-anderhetzen lassen? Diese Frage war von besorgten ÖVP-Sympathisanten dieser Tage häufig zu hören gewesen.

Die dahinterstehende Überlegung liegt auf der Hand: Gehen die beiden hart aufeinander los, dann gefährdet ein solches Schauspiel die Solidarität all derer, die vor allem an der Brechung der absoluten Mehrheit der jetzigen Regierungspartei interessiert sind. Tauschen sie aber nur Artigkeiten, dann bestätigt dies die -taktisch bedingte, niemals sachlich belegbare-Voraussage der SPÖ, daß eine Regierung Taus/Götz die einzige Alternative zu einer Regierung Kreisky wäre.

Eben aus diesem Grund war vor allem die SPÖ an einer solchen Diskussion interessiert. Sie hatte dabei der Papierform nach viel weniger zu verlieren als zu gewinnen. Warum Taus und Götz nicht auf einer Dreierdiskussion mit Kreisky bestanden, ist deren Sache. Sie werden es sich wohl überlegt haben.

Natürlich ist andererseits Alexander Götz daran interessiert, so oft wie möglich mit einem prominenten Gegenspieler ins Fernsehlicht zu treten. Ein Mond kann von Sonnen jeder Art nur profitieren.

Für Taus bestand das Risiko darin, daß oppositionell gestimmte Wähler, die zwischen ÖVP und FPÖ schwanken, bei einem guten Abschneiden des freiheitlichen Kontrahenten Iii dessen Lager übersiedeln, ohne damit die SPÖ zu schwächen. Tatsächliche Entscheidungen diesei Art lassen sich nach der Diskussion freilich kaum nachweisen.

Es ist eine eindeutige Erfahrung der empirischen Kommunikationsforschung, daß solche TV-Diskussionen vorhandene Meinungen bestärken, aber kaum jemanden umstimmen. Wenn nicht einer der Dis-kutanten hinterher (bildhaft gesprochen) am Boden liegt und Blut spuckt, wird jeder Zuseher den Kandidaten seines Herzens zum Sieger erkären.

Es ging also auch beim Duell Taus/Götz nur um die wenigen Prozentreste von Wählern, die noch unentschieden sind, und auch da wieder vor allem um jene, die prinzipiell der Opposition zuneigen. Die noch zwischen SPÖ und Opposition schwankenden Wechselwähler müssen ihre letzte Hoffnung auf Entscheidungshilfe jetzt auf das Kreisky-Taus-Duell am 27. April fixieren.

Was engagierte Christen dieses Landes anlangt, so wird ihnen die Wahl zwischen Taus und Götz vermutlich keine unüberwindliche Qual bedeuten. Gewiß: Die alte Frontstellung zwischen „Klerikalismus“ und „Liberalismus“ ist auch in der FPÖ im wesentlichen überwunden. Wie der junge Abgeordnete Friedhelm Frischenschlager in einem bemerkenswerten Interview mit dem Salzburger „Rupertusblatt“ vermerkte, fühlt sich die heutige FPÖ sogar vom neuen Papst richtungweisend herausgefordert und neigt mehr als Vorgängergenerationen sozialer Verpflichtung im eigenen Lande und auch weltweit zu.

In der Scheidungsfrage freilich stimmt auch nach Frischenschlager die Position seiner Partei „mit dem christlichen Eheverständnis nicht überein“. Und überhaupt: Warum sollte ein Wähler, wenn er aus christlicher Motivation heraus nicht den Agnostiker Kreisky wählen möchte, den diesbezüglich nicht deklarierten Götz dem praktizierenden Christen Taus vorziehen wollen?

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