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Verdiente Niederlage

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Das Zweiparteiensystem hat Vorteile: Eine Partei übernimmt die Regierung, sie hat ein in ihrer Oppositionszeit ausgearbeitetes, vor allem langfristiges Konzept, das sie nun beginnt, auch durchzuführen. Die regierende Partei wird nun in die tagespolitischen Probleme verstrickt. Sie.muß oft Sofortmaßnahmen ergreifen, die ihre Energien aufzehren. Es zeigen sich Korruptionserscheinungen und die Partei unterliegt zunehmendem Verschleiß. So faßt die gegnerische Kritik.

Die andere Partei liegt im „Trockendock“. Sie kann ihre Korruptionsrückstände aufarbeiten. Sie kann sich mit prinzipiellen Fragen beschäftigen

Und was tat die ÖVP? Während die SPÖ an der Regierung war, kündigte sich durch Erdölkrise und Atomdebatte an, was man längst wissen könnte, was aber auch die Gewerkschaften nicht - wissen: das Ende des Wegwerfkapitalis-mus.

Das Problem ist international. Es wäre Aufgabe der ÖVP gewesen, langfristige Konzepte zu liefern, für Langzeitprodukte mit besserer Roh-stoffnutzung und geringerer Umweltbelastung, für sanfte Technik und Alternativenergien usw. Nichts davon ist geschehen, nichts, nichts!

Kreisky spielt den internationalen „Staatsmann“, er trägt elegante Schuhe und Maßanzüge, spricht ein gepflegtes Hochdeutsch und spielt mit seiner Brille. Er redet über alles und jedes.

Nach der Wahl Jimmy Carters etwa schimpfte er über die ORF-Journalisten, die eine Präferenz für Ford hätten erkennen lassen. Und er sagte, man müsse doch auch sehen, wer hinter (!) Carter stünde, vor allem Vizepräsident Mondale! Allen erschien dieser wie eine Figur des Sozialismus. Ich merke mir solche Sachen. Außer, daß Mondale einmal mit Südafrikas Vorster in Österreich diskutierte, hat man kaum etwas von ihm gehört.

Und was sagt Taus? Nichts.

In der Nahostfrage spielte Kreisky die Rolle des antizionistischen Juden, was für jeden arabischen Politiker na-' türlich eine lukullische Köstlichkeit ist.

Dagegen sagte Taus zum Nahostproblem überhaupt nichts.

Zu den Ereignissen in Persien erklärt Kreisky tiefgründig, man dürfe sich nicht einbilden, daß man 'eine solche elementare religiöse Revolution aufhalten könne.

Taus sagt hierzu überhaupt nichts.

Dann kommt die für Kreisky wohl recht unangenehme „Holocaust“-Serie. Denn er wollte doch einen SS-Mann in sein Kabinett nehmen, der gerade in jenen Sonde feinheiten seine Pflicht erfüllte und ausgezeichnet wurde, deren Wirken hinter der Front in „Holocaust“ dezent gezeigt wurde. Kreisky packte den Stier bei den Hörnern und redete dazu.

Taus jedoch sagt hierzu wenig. Er hat dazu fast nichts zu sagen.

Taus begann eine sogenannte „Ideologie-Diskussion“, die ein paar Wochen dauerte. Sie war überhaupt nicht vorbereitet und wurde auch nicht durchgezogen...

Der Sieg der SPÖ war kaum verdient, aber die Niederlage der ÖVP war mehr als verdient.

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