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Reform mit neuen Problemen

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Da die jetzige Erhöhung der Lebenskosten eine weitere Unstabi-lität zur Folge haben wird, werden die „Reformatoren“ keinen ruhigen Schlaf haben. Ein Funktionär des Gewerkschaftsbundes hat schon am 1. August in Belgrad erklärt, daß drei Grundfragen auch weiterhin ungelöst bleiben werden: das Verhältnis der Löhne zur Produktivität, das der Löhne zu den Lebenshaltungskosten und das der Planpolitik zu den Löhnen. Wenn also diese Probleme weiter offen bleiben, so ist die Frage berechtigt, welche Probleme die Reform eigentlich gelöst hat? Mit einer Proklamation, daß man besser arbeiten und mehr verdienen soll, ist nur wenig getan. Ebenso wertlos ist der Skupstina-Beschluß, daß ab 1. Jänner 1966 der Geldumtausch beginnt, wodurch man für 10 alte einen neuen Dinar bekommen wird. Das heutige Regime, das wohl außenpolitisch große Erfolge aufweisen kann, wagt nicht den letzten Schritt: Die Beseitigung der in der neuen Verfassung verankerten „führenden Rolle“ der Kommunisten auf wirtschaftlichem Sektor und ihre Ersetzung durch Fachleute.

Präsidenten, der die Regierungsmitglieder selbst auswählt;

• während der Übergangszeit *— deren Dauer unbestimmt ist — gehen alle legislativen und exekutiven Befugnisse über auf diese Körperschaften, also sowohl die der royalistischen wie die der republikanischen Regierung.

• Ägypten und Saudi-Arabien werden aufgefordert, ihre Intervention einzustellen.

Bei den Verhandlungen zwischen König Feisal und Präsident Abdel Nasser geht es also nur noch um den Truppenabzug, und die grundsätzliche ägyptische Bereitschaft, ihn zu verwirklichen innerhalb sechs Monaten, ist die Konsequenz vollendeter Tatsachen. Ägypten erlebte im Jemen sein „Vietnam“; es konnte nicht obsiegen gegen Guerillas, die überall und nirgends waren, es konnte nicht einmal — wie es etwa das Minimalziel Präsident Johnsons

Jemen siegte, so konstatieren nichtägyptische Araber, arabischer Selbstbehauptungswille gegen ägyptisches Hegemoniestreben!

Heimkehr als Revolutionäre?

Der Truppenrückzug bietet allerdings gefährliche Probleme. Offiziere und Mannschaften waren gegen diesen Krieg. Sie meutern jetzt schon, und Feldmarschall Amer mußte sie mehrfach beschwichtigen. Kenner der Verhältnisse fürchten, daß sie zurückkehren als potentielle Revolutionäre. Es soll unter ihnen Keimzellen einer antinasseristischen Geheimorganisation geben, die sich genauso nennt wie die einstige Verschwörergruppe gegen König Faruk: „Freie Offiziere“. Das Ende des Jemenkrieges bedeutet daher, glauben manche Diplomaten und Journalisten, neue Kriegsgefahr in Nahost. Abdel Nasser könne zwar auch keinen anderen Krieg gewinnen, aber auch keinen

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