Aschbachers Plagiatsskandal: Dr. Hinz und Dr. Kunz

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Je mehr Titel, desto besser, findet Brigitte Quint. Daher hätte man frühzeitig auf die in Uni Bratislava setzen müssen.

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Je mehr Titel, desto besser, findet Brigitte Quint. Daher hätte man frühzeitig auf die in Uni Bratislava setzen müssen.

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Ich kann Christine Aschbacher verstehen. Es lebt sich einfach leichter mit einem Titel. Ganz besonders in Österreich. Was wäre, wenn ich mich folgendermaßen vorstellen könnte: „Grüß Gott, mein Name ist DDr. Brigitte Quint.“ Noch besser wäre es, ich könnte noch einen Universitätsprofessor dazu hängen. Oder zwei. Einen in Kernphysik und einen in afrikanischer Literaturgeschichte. Jede Wette, die Leute würden vor Ehrfurcht erblassen.

Hätte ich geerbt, reich geheiratet oder beides, dann hätte mir die Universität Bratislava noch bis vor Kurzem meinen sozialen Status nach meinen Vorstellungen aufpolieren können. Das ist jetzt vorbei. Und das nur, weil die Aschbacher unbedingt Ministerin werden wollte. Wäre sie geblieben, wo sie herkommt, hätte kein Hahn nach der Echtheit ihrer Arbeiten gekräht.

Interessant ist auch, wer sich aller in den sozialen Netzwerken über Aschbachers Plagiatsskandal echauffiert. Hinz und Kunz zählen auf, wie viele Jahre und Arbeitsstunden für den jeweils eigenen Titel draufgegangen sind. Die Zeterer werden nicht müde zu betonen, wie viel Mühsal das alles gekostet hat und wie viele Opfer jeder Einzelne von ihnen erbringen musste. Dass jemand wie die Aschbacher eine solche Plackerei nicht einfach umschiffen dürfe, darüber herrscht Einigkeit.

Fast will man sich bei der Ex-Ministerin bedanken. Titelträger, die das Gefühl haben, dass ihre Titel bisher in der öffentlichen Wahrnehmung unter den Tisch gefallen sind, haben jetzt die einmalige Chance, sie heraufzuzerren. Die Anerkennung sei ihnen gewiss. Und um die geht es ja. Auch für Christine Aschbacher. Die Liebe zur Wissenschaft hat sie mit Sicherheit nicht in diesen Schlamassel getrieben.

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