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Rechter Rand

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Am vergangenen Wochenende mußte ich auf dem Bundesparteitag der Republikaner an deren fünf stündiger Schlammschlacht teilnehmen.

Hingefahren sind wir Journalisten au.s höflicher Schadenfreude, weil man ja immer gern „an.einer schönen Leich'" teilnimmt. Doch mit einem gewaltigen Aufwand an Massenpsychologie, Show-Talent und Führerbegaburig hat der ,zuerst zurückgetretene und nun wieder neu gewählte Bundesvorsitzende Franz Schönhuber versucht, aus derSelbstzerfleischung dieses republikani- . sehen Kannibalentreffe ns wieder he.rauszustarten. zu einer Art Auferstehungs-Parteitag der nationalen Sehnsüchte.

Die Reps waren schon einmal bundesweit mit über sechs Prozent bei Umfragen notiert; hatten in Berlin einen großen Wahltriumph errungen und sind - mit örtlichen Spitzenwerten bis zu 1 5 Prozent-auch in das Europaparlament eingezogen. Durch interne Funktionärsquerelen und· Machtkämpfe haben sie es dann innerhalb eines Jahres geschafft, bei den Wählerumfragen auf bundesweit durchschnittlich ein Prozent abzurutschen.

Der ehemalige Verehrer, Freund und Intimus von FranzJoseph Strauß, der sein früheres Vorbild nach dessen Tod in fast allem kopierte, außer in dessen politischem Realismus, . ist nicht nur von einem eitlen Sendungsbewußtsein getr,ieben. Er will sich vor allem an der CSU rächen, die ihn, den angeblich „geläuterten Patrioten", nach dessen peinlichem SS-Bekenntnis fallen ließ· wie einen heißen braunen Erdapfel. Schönhubers ersehntes Traumziel heißt: Mit einem letzten Aufbäumen seiner Rechtspartei der CSU bei der Landtags- · wahl im Oktober aie absolute Mehrheit abzunehmen.

Nun ist es fast schon tragikomisch, daß CSU und Republikaner zumindst ein strategisch fas????dentisches Problem haben: Die CSU versucht, auf DDR-Gebiet rechts von der Ost-CDU noch eine rechtskonservative Partei zu etablieren, die aber auch noch demokratisch und sozial engagiert sein soll. Schönhuberaberversucht, nun auch gesamtdeutsch eine Partei rechts von der gesamten Union zu etablieren. Diese soll national sein, aber nicht nationalistisch, sozial, aber nicht sozialistisch, für eine starke Staatsautorität, aber trotzdem noch demokratisch.

Da können die Parteiführer freilich noch so verfassungskonform und differenziert auf · dem schmalen Grat zwischen national-konservativ und rechtsextremistisch balancieren, der Anhang, der ihnen am rechten Rand n0ch übrigbleibt, ist halt ein wilder Hau/ en Chaoten, die es sonst nirgends zu etwas gebracht haben. Mit denen ist eben kein Staat mehr zu machen - zumindest kein demokratischer.·

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