Voluntaris - © Foto:  Katrin Bruder

Verein "Voluntaris"

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Ines Refenner hat jahrelang als Entwicklungshelferin in Lateinamerika Erfahrungen gesammelt. Nun will sie mit dem Verein "Voluntaris“ auch Freiwilligen die Chance eröffnen, in einer sinnstiftenden Auszeit ihre Berufs- und Lebenserfahrungen weltweit zu teilen.

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Ines Refenner hat jahrelang als Entwicklungshelferin in Lateinamerika Erfahrungen gesammelt. Nun will sie mit dem Verein "Voluntaris“ auch Freiwilligen die Chance eröffnen, in einer sinnstiftenden Auszeit ihre Berufs- und Lebenserfahrungen weltweit zu teilen.

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Es war ein Wochenende im Oktober 2010, als die Idee das Licht der Welt erblickte. Ines Refenner, damals gerade Projektleiterin im internationalen Hilfswerk "Jugend Eine Welt - Don Bosco Aktion Österreich“, schickte ihrer Kollegin Marianne Tiki damals eine SMS, in der sie kurz schilderte, was ihr soeben eingefallen war: Nämlich älteren Freiwilligen die Möglichkeit zu geben, sich im Rahmen sozialer Projekte im Ausland zu engagieren.

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Jugendfreiwilligenprojekte existierten schon zuhauf. Aber Angebote für Angehörige der Generation 40 plus, die in einem Sabbat(halb)jahr aus dem Berufsleben aussteigen und eine sinnstiftende Auszeit nehmen wollten, waren Mangelware. Ebensowenig gab es die Möglichkeit für engagierte Pensionistinnen und Pensionisten, ihre Lebens- und Berufserfahrungen zugunsten sozial benachteiligter Menschen in Afrika, Lateinamerika, Asien oder Osteuropa einzusetzen. "Marianne hat damals kurioserweise gesagt, dass sie selbst ein paar Tage davor an etwas Ähnliches gedacht hat“, erzählt Ines Refenner strahlend. Im Dezember 2011 machten die beiden Expertinnen schließlich Nägel mit Köpfen: Der Verein "Voluntaris - weltweit.erfahrung.teilen“ war geboren - und damit auch ihre Selbständigkeit.

An Einsatzgebieten für Freiwillige mangelt es nicht: So suchen etwa die Salesianer Don Boscos im Norden Haitis Sportlehrer, Fußballtrainer und eine Person zur Leitung eines Chors. In Peru wird zur Ausbildung älterer Straßenkinder ein Bäckermeister benötigt. Und im Benin suchen die Don-Bosco-Schwestern Volontärinnen mit pädagogischer Ausbildung für die Arbeit mit misshandelten Mädchen. Menschen, die sich dazu berufen fühlen, können sich demnächst an zwei Nachmittagen über die Projekte informieren (siehe unten). Und nach einem persönlichen Gespräch sowie einem Vorbereitungskurs, in dem neben Interkulturalität und Sicherheit auch medizinische Basics thematisiert werden, geht es los.

Mit ist es nach meiner Rückkehr nach Österreich so gegangen, wie es vielen Heimkehrern geht: Ich habe die Freundlichkeit der Leute vermisst und das System hier als sehr starr erlebt.

Keine Gemeinschaft ohne Freiwilligkeit

Dass ein soziales Gefüge ohne freiwilliges Engagement nicht bestehen kann, hat Ines Refenner schon in ihrer Kindheit im niederösterreichischen Holzing gelernt. Beide Eltern sind damals in Vereinen engagiert, der Vater leistet zudem Nachtdienste in einer WG für ehemalige Strafgefangene. Die 15-jährige Tochter zieht es indes zur Katholischen Jugend in Ybbs, wo sie erste entwicklungspolitische Erfahrungen sammelt. Nach der Matura absolviert sie die zweijährige Ausbildung zur Dorfhelferin - und muss wenige Wochen vor ihrem Abschluss erfahren, dass die versprochene Übernahme durch das Land Niederösterreich aus finanziellen Gründen platzt. Verärgert organisiert sie sich selbst eine sechsmonatige Reise durch Südamerika und erlebt bei ihrer Rückkehr nach Österreich das, was viele Heimkehrer erleben: "Ich habe einfach die Freundlichkeit der Leute vermisst und das System hier als sehr starr erlebt“, erzählt Refenner. Ein Job bei der Umweltberatung gibt ihr wieder neue Perspektiven, doch nach vier Jahren will sie es noch einmal wissen und beginnt - neben dem Engagement als ehrenamtliche Vorsitzende der Katholischen Jugend in St. Pölten - ein Ethnologiestudium mit Schwerpunkt Lateinamerika. Es ist im Rahmen eines Auslandssemesters, als ihr Leben eine entscheidende Wendung nimmt: In Peru lernt Ines Refenner ihren späteren Mann Rafael Arcángel Alvarez kennen. Mit ihm fliegt sie zurück nach Österreich, arbeitet bei Horizont 3000, bekommt ihre erste Tochter, geht mit Mann und Kind für einen zweijährigen Entwicklungshilfeeinsatz nach Ecuador, bekommt dort ihre zweite Tochter und landet schließlich 2005 wieder in Wien - diesmal bei "Jugend eine Welt“, wo sie unter anderem Nothilfeprogramme für das zerstörte Haiti koordiniert.

Fakt

Engagiert

Ines Refenner, geboren am 3. März 1970, wächst in Holzing (NÖ) auf. Die ausgebildete Dorfhelferin und studierte Ethnologin ist seit Jahren in der Entwicklungszusammenarbeit tätig. Derzeit baut die zweifache Mutter mit Marianne Tiki den Verein „Voluntaris“ auf (www. voluntaris.at).

Dieses ständige Pendeln zwischen den Kulturen und Kontinenten gehört für sie zum Leben - ebenso wie der Blick über den Tellerrand der eigenen Bequemlichkeit. Dass die passionierte Radfahrerin etwa mit ihrer Familie in die autofreie Siedlung in Wien-Floridsdorf gezogen ist, war eine ökologische Entscheidung. Heute schätzt sie - ebenso wie ihr Mann, der ganz in der Nähe ein Fahrradgeschäft betreibt - auch den gemeinschaftlichen Zusammenhalt.

Ihr Verein "Voluntaris“ will mithelfen, dass das freiwillige Engagement, das hier in Floridsdorf so gut funktioniert, auch global Früchte trägt. "Für die Menschen, die sechs bis zwölf Monate ins Ausland gehen, ist es eine Horizonterweiterung“, sagt Ines Refenner und setzt sich im Hof der Siedlung ins Gras. "Und für die Kinder und Frauen in den Slums ist es spannend, wenn Europäer kommen und einfach mit ihnen reden. Zeit ist schließlich das größte Geschenk.“

Veranstaltung

Informations-Nachmittage von "Voluntaris“

finden am 24. März (Salzburg) bzw. 14. April (Wien) statt. Anmeldung: www.voluntaris.at. Genauer Ort und Uhrzeit werden bekannt gegeben.

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