Gott - so und nicht anders

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Von Gott ist eines sicher: Es gibt den Begriff von ihm. Man kann daraus nicht zwingend schließen, dass es Gott selbst gibt, auch wenn das immer wieder versucht wurde. Aber schon der Gottesbegriff entwickelt reale Wirkung.

Karl Rahner hat das in einer Meditation bedacht, freilich von der anderen Seite her. Was wäre, wenn es dieses Wort Gott nicht gäbe?

"Das Wort Gott soll verschwunden sein, spurlos und ohne Rest, ohne dass noch eine übriggelassene Lücke sichtbar ist, ohne dass es durch ein anderes Wort, das uns in derselben Weise anruft, ersetzt wird, ohne dass durch dieses Wort auch nur wenigstens eine oder besser die Frage schlechthin gestellt würde Was ist dann, wenn man diese Zukunftshypothese ernst nimmt? Dann ist der Mensch nicht mehr vor das eine Ganze der Wirklichkeit als solcher und nicht mehr vor das eine Ganze seines Daseins als solchen gebracht. Denn eben dies tut das Wort Gott und nur es."

Vor das "Ganze der Wirklichkeit als solcher" und vor das "Ganze des eigenen Daseins" soll also das Wort Gott bringen. Das hat subversive Kraft. Denn es untergräbt die herrschende Ordnung der Dinge. Es relativiert sie. Das macht nervös: den einzelnen, der sich in dieser Ordnung eingerichtet hat, aber auch die Herren der Ordnungen. Sie domestizieren daher nichts lieber als den Gottesbegriff und bauen ihn ein in ihre Interessen und Machtdiskurse.

Aber es gilt nicht nur für sie: Das Wort Gott, so Rahner, "überanstrengt uns; es mag uns gereizt machen ob der Ruhestörung in einem Dasein, das den Frieden des Übersichtlichen, Klaren, Geplanten haben will". "Sometimes I feel like a motherless child" singt Odetta Holmes in Pasolinis "Il Vangelo secondo Matteo" zur Geburt Jesu. Dass Gott so und nicht anders ist, das feiert Weihnachten.

Der Autor ist katholischer Pastoraltheologe an der Universität Graz

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