Zunehmend Sorgen Uber das Image der Deutschen macht man sich auch in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft. Sensibel wird hier beobachtet, wie sich die Ausschreitungen gegen Ausländer und Asylanten auf die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Deutschland auswirken könnten. In den Topetagen geht die Angst vor großen Verlusten um..
Die Debatte um die gesetzliche Regelung der Abtreibung in Deutschland ließ deutliche Differenzen zwischen Bischöfen und christlichen Politikern erkennen.
Hin und wieder geraten sie in die Schlagzeilen, die Privat- oder Ersatzschulen. Und zwar immer dann, wenn wieder einmal eine sozialdemokratisch geführte Landesregierung versucht, den Rotstift anzusetzen und laut über die Finanzierung der sogenannten Privatschulen nachdenkt. In Nordrhein-Westfalen ist das schon mehrmals so geschehen, aber immer wieder ohne „Erfolg" für die entsprechenden SPD-Politiker. So wollte vor zehn Jahren die nordrhein-westfäli-sche SPD-Regierung im Haushaltsfinanzierungsgesetz die öffentlichen Zuschüsse im Bereich der Baukosten kürzen. Doch die CDU-Fraktion
Er ist in Deutschland inzwischen unbestritten die Symbolfigur des Leidens an der hierarchisch verfaßten katholischen Kirche. Darin sind sich Gegner und Anhänger einig. Eugen Drewermann, Priester des Erzbistums Paderborn, ist den einen ein Prophet, andere sehen in ihm eine Gefahr für das Christentum.
Der Papst reist 1987 wieder nach Deutschland. Das weitestgehend bereits festgelegte Programm dieser Reise kann naturgemäß nicht den Wünschen aller gerecht werden.Die Verwirrspiele um den bevorstehenden zweiten Papstbesuch in der Bundesrepublik Deutschland sind nun endlich zu klaren Umrissen herangereift. Es war längst an der Zeit. Johannes Paul II. wird vom 1. bis zum 4. Mai des kommenden Jahres die Städte Köln, Kevelar, Münster, München, Augsburg, Speyer sowie einen noch nicht endgültig bestimmten Ort im Ruhrgebiet aufsuchen.Der Apostolische Nuntius in Bonn, Erzbischof Josef Uhac,
Der Konflikt um das Ermittlungsverfahren gegen Helmut Kohl wegen des Verdachts der uneidlichen Falschaussage Ufert mehr und mehr in einen Ansehensverlust für die Bundesrepublik aus. Der unmittelbare Anlaß rückt längst in den Hintergrund, zumal es vergleichsweise um Banalitäten geht: Zum einen um die unwiderlegte Behauptung des Kanzlers vor dem Flick-Untersuchungsausschuß, nichts von der „Geldwasch“-Funktion der „Staatsbürgerlichen Vereinigung“ in Koblenz gewußt zu haben, von der Helmut Kohl legal Spenden entgegennahm. Zum anderen kramten die Flick-Fahnder nach zwei weiteren
In der SPD gibt es wieder ein Gefühl - das „Wir-Gefühl“. Lange verkümmert, verschüttet, desavouiert durch interne Richtungskämpfe prägt es erneut das Selbstbewußtsein einer Partei, die sich überraschend schnell vom Machtverlust in Bonn und dem Wahldesaster von 1983 erholt hat.Spätestens seit den Wahlsiegen des SPD-Linken Oskar Lafontaine im Saarland und dem glanzvollen Erfolg von Johannes Rau in Nordrhein-Westfalen Anfang Mai dieses Jahres sieht sich die gebeutelte Partei im Aufwind.Die Perspektive, es schon 1987 bei der nächsten Wahl zum Bonner Bundestag schaffen zu können,
Helmut Kohl, der Vorsitzende der Christlich-Demokratischen Union (CDU) und Chef der Oppositionsfraktion im Deutschen Bundestag, hatte schon eine Kabinettsliste aufgestellt - für alle Fälle. Die „Bild"-Zeitung wußte zu berichten, eine FDP-Delegation mit Genscher und Lambsdorff an der Spitze habe mit der CDU bereits die Modalitäten einer neuen Regierungskoalition in Bonn abgesprochen.Gerüchte, Wahrheiten, Halbwahrheiten - lange nicht mehr war das Bonner Geschehen so reichlich damit gewürzt. An jeder Ecke des Regierungsviertels konnte man in den vergangenen Wochen eine neue Variation des
Gegen eine starke Opposition zu regieren, ist mühsam. Geradezu widersinnig wird dies jedoch, wenn sich die Opposition in den eigenen Reihen befindet: vor allem dann, wenn die eigentliche Oppositionsfraktion statt zu opponieren die Regierung stützt. In einer solchen absurden Situation befinden sich derzeit die Bonner Regierungsparteien SPD und FDP. A uf wichtigen Problemfeldern der deutschen Politik hat die Bundesregierung die sie tragenden Parteien nicht voll hinter sich.
Walter Scheel, einer der Gründerväter des SPD/FDP-Bündnisses in Bonn, Bundespräsident a. D. und Ehrenvorsitzender seiner Freien Demokraten, streute Salz in die sozialliberalen Koalitionswunden. öffentlich dachte er darüber nach, ob das „historische Bündnis“ nicht am Ende sei. In wesentlichen Problemfragen, so sinnierte der Ehrenliberale, gebe es zwischen FDP und SPD tiefe Meinungsverschiedenheiten, während in den gleichen Dingen zwischen FDP und CDU nahezu Deckungsgleichheit bestünde. „Das schafft Verärgerung, Mißtrauen.“Fast sieben Monate nach der Bundestagswahl, die der
Der SPD geht es nicht gut. Die deutschen Sozialdemokraten laborieren an sich selbst. Nach über zehn Jahren Regierungsverantwortung in Bonn zeigen sich Symptome eines tiefsitzenden Leidens, das durch einen von vielen Sozialdemokraten so empfundenen Verlust an eigener Identität gekennzeichnet ist.Seit dem Wahltag des 5. Oktober 1980 hat die Regierungskoalition in Bonn nicht richtig Tritt fassen können. Daran war auf der einen Seite ein verstärkt aus den Wahlen hervorgegangener Koalitionspartner FDP verantwortlich, der sein gestiegenes Selbstbewußtsein in konkrete politische
Als der Kanzler geendet hatte, blieb der Beifall kühl. Die Regierungserklärung vor dem deutschen Bundestag, früher stets einer der Höhepunkte des parlamentarischen Lebens, mißriet Helmut Schmidt diesmal zu einem eher gequälten Geschäftsbericht, dem nicht nur die große Linie, sondern vor allem jede politische Perspektive fehlte. „Mut zur Zukunft" hieß das Motto, doch vermittelt wurde allenfalls Kleinmut.
Am deutsch-deutschen Fenster haben sich Eisblumen niedergeschlagen. Seit die DDR die Zwangsumtauschsätze für Besucher aus dem Westen um fast das Doppelte auf 25 Mark erhöht hat, sind die Entspannungspropheteo der Bonner Regierungskoalition still geworden. Nach einem wiederholten Tritt vors Schienbein, der diesmal erheblich heftiger ausfiel als bislang, hat sich die Bundesregierung aufs Nachdenken verlegt.Auch wenn sie noch ein wenig die Hoffnung hegen sollte, daß ihre Entspannungsphilosophie nicht völlig absurdum geführt worden ist, der rüde Schritt der DDR hat zuviel kaputt gemacht,
Die Wahl zum neunten deutschen Bundestag brachte keine Sensationen. Eine Änderung der Regierungskonstellation hatte ohnehin kaum jemand erwartet. Trotzdem gab es Überraschungen, die Wirkung aufdie politische Landschaft in Bonn haben werden. Die FDP, der eindeutige Gewinner der Wahl, bleibt bei aller Genugtuung über den Erfolg von möglichen Nachbeben ebensowenig ausgenommen wie die großen Parteien.
Der Bundestagswahlkampf1980 ist fast zu Ende. Es war weder der härteste, noch der schwierigste, noch der schmutzigste Wahlkampf in der Geschichte der Bundesrepublik -es war allenfalls der unergiebigste. Und jetzt steht der Wähler mindestens so ratlos wie am Anfang da. Denn wie seine künftigen Repräsentanten in Bonn die Probleme lösen wollen, darüber hat er nur wenig erfahren
A Is der Kanzler seinen Berich t beendet hatte, geriet der Kandidat in Schwierigkeiten. Helmut Schmidts Unterrichtung des Deutschen Bundestages über die Ergebnisse seiner Moskau-Reise und die A ntwort von Franz Josef Strauß daraufhaben eines klargestellt: Der Platzvorteil eines amtierenden Regierungschefs ist für einen noch so rührigen Oppositionsführer kaum aufzuholen. Und im speziellen Fall der deutschen A ußen- und Sicherheitspolitik scheint Strauß das Rennen schon verloren zu haben.
Das Schicksal des zweitgrößten Hauses der „Arbeitsgemeinschaft der Rundfunkanstalten Deutschlands" (ARD), des Norddeutschen Rundfunks (NDR), ist besiegelt. Am 31. Dezember 1980 um 24 Uhr wird mit ihm unwiderruflich jene Funkanstalt geschlossen, die seit 1955 die drei norddeutschen Bundesländer Hamburg, Schleswig-, Holstein und Niedersachsen mit regionalen und überregionalen Programmen versorgte.
Wieder sitzen die Strategen der etablierten Parteien in ihren Zentralen und kratzen sich ratlos den Kopf. Zum zweiten Mal ist es den Umweltschützern mit ihrer grünen Partei gelungen, in ein Landesparlament einzuziehen. Nach dem Stadtstaat Bremen sind sie nun auch mit sechs Abgeordneten im baden-württembergischen Landtag vertreten. Sind sie als politische Kraft also doch ernster zu nehmen als bisher geschehen?
Die Kanzlerkandidaten-Kür der beiden christlichen Unionsparteien ist endlich über die Bühne. Franz Josef Strauß, bayrischer Ministerpräsident und Vorsitzender der CSU, soll im nächsten Jahr gegen Helmut Schmidt antreten. Daß es nach den langen Geburtswehen zu seiner Nominierung kam, kommentierten nicht wenige Abgeordnete aus der CDU/CSU-Bundestagsfraktion mit den Worten, ein Ende mit Schrecken sei ihnen lieber als ein Schrecken ohne Ende.
Wenige Tage vor den ersten Direktwahlen zum Europäischen Parlament interessiert die deutsche Bevölkerung alles andere mehr als dieses als „historisch“ apostrophierte Ereignis. Von Begeisterung, die die europäische Idee vor 15 oder 20 Jahren noch zu wecken vermochte, findet sich diesmal kaum eine Spur. Würden nicht an jeder Straßenecke die vielfarbigen Wahlplakate augenfällig auf den 10. Juni hinweisen, käme man gar nicht auf den Gedanken, es könnte ein Wahlkampf sein.Das für deutsche Verhältnisse eigenartige Desinteresse an dieser Wahl signalisiert eine allgemeine
Der zweitlängste Streik in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland - der Ausstand der Stahlarbeiter hat immerhin 44 Tage gedauert - ist zwar zu Ende, Zweifel und Unbehagen über die politische Entwicklung innerhalb des Deutschen Gewerkschaftsbundes sind aber geblieben. In Großbritannien ist die Labour-Regierung durch den Streik von Lkw-Fahrern in arge Schwierigkeiten geraten. Proben die Gewerkschaften in der Bundesrepublik und in Großbritannien den Aufstand gegen sozialdemokratische Regierungen? FURCHE-Mitarbeiter analysieren die Entwicklung.Der nach fünfWochen zu Ende gegangene
Franz Josef Strauß, Chef der CSU und neuer bayerischer Landesvater, hat es geschafft! Und das besser, als auch viele aus den eigenen Reihen geglaubt hatten. Denn der Wechsel von Bonn nach Bayern war ein Unternehmen, dem viele Parteifreunde schon deshalb mit etwas Unbehagen zugesehen hatten, weil sie sich einfach nicht vorstellen konnten, daß eine die politischen Gemüter so erhitzende und polarisierende Figur wie Strauß auch nur annähernd den Stimmanteil der CSU in Bayern zu halten vermöchte.
Es war der Tag, an dem die Wirtschaftsprognosen' bewiesen, daß Schweden dabei ist, den Weg aus der Krise zu finden. Es wurde der Tag, an dem die Regierung fiel, die das zustandegebracht hatte. Schwedens bürgerliche Drei-Parteien-Regierung mußte zwei Jahre und drei Tage nach ihrem Amtsantritt den Abschied nehmen. Sie scheiterte an jener Kernfrage, die ihr einst den Sieg und seither viel Kopfzerbrechen beschert hat: an der Kernkraftfrage.Der Bruch der Koalition hatte sich angebahnt, als wenige Wochen nach dem bürgerlichen Wahlsieg das erste Mal ein Kompromiß zwischen dem atomfeindlichen
Die Schlacht in Stuttgart ist geschlagen. Nun ist man damit beschäftigt, den Schaden zu besichtigen und die Trümmer aufzuräumen. Hans Filbinger hat im Amt des Ministerpräsidenten einen Nachfolger gefunden: den bisherigen Innenminister und früheren CDU-Fraktionsvorsitzenden im Stuttgarter Landtag Lothar Späth. Vordergründig könnte also zumindest in Baden-Württemberg alles wieder im Lot sein. Doch der Fall Filbinger hat ganz offensichtlich noch nicht völlig vernarbte Wunden wieder aufgerissen und neue geschlagen.
Der Fall des CDU-Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, Hans Karl Filbinger, ist ein Lehrstück dafür, wie man mit einer immer noch unbewältigten deutschen Vergangenheit und geschickter publizistischer Regie politisches Kapital schlagen kann. Und er ist ein Beispiel dafür, wie eine kampagneartig ins Leben gerufene „Affäre“ zu einem Selbstläufer werden kann - wie der Besen in Goethes „Zauberlehrling“ -, ähnlich einem klassischem Drama, in dem der Held sich immer mehr in die Umstände verstrickt, die dann zu seinem Untergang führen.
In der Bundesrepublik Deutschland hat die FDP ihre Götterdämmerung. Nach zwei Wahldebakeln in Hamburg und Niedersachsen sowie schlechten Aussichten für den Herbst in Bayern und Hessen zweifelt mancher Liberale an der Fähigkeit der eigenen Partei zum Überleben. In der Tat, die Zeiten sind überaus hart geworden für die Freien Demokraten. Zwar hat es noch nie besonders rosig ausgesehen für die kleinste unter den drei großen Parteien. Und es ist auch nicht das erste Mal, daß die FDP aus einem Landesparlament verschwindet. Aber diesmal kommen mehrere Dinge zusammen, die den Liberalen ans
Außer Spesen sei nichts gewesen, konnte man in einer westdeutschen Provinzzeitung lesen. Ganz so unrecht hatte sie damit nicht. Breschnews Bonn-Besuch war nicht so wie einst im Mai 1973, als der Kanzler noch Brandt, der Außenminister Scheel und die ostpolitisch tonangebende Eminenz Egon Bahr hießen. Diesmal war alles kühler, distanzierter, realistischer. Aber war die Visite des Kreml-Chefs deshalb auch ergiebiger?
Es handelte sich um ein ganz normales Kabinettsrevirement, verkündete Regierungssprecher Klaus Bölling den ungläubig lauschenden Journalisten in der Bonner Bundespressekonferenz. Der beste Beweis dafür sei die Schnelligkeit, in der alles über die Bühne gegangen sei. In der Tat, es ging wirklich mit geradezu atemberaubendem Tempo von statten in Bonn, aber Hektik wäre der treffendere Ausdruck gewesen. Und ob sie der umfänglichen Regierungsumbildung bekommen ist, kann man füglich bezweifeln. Denn wenn auch der Schein für ungebrochenes Machertum des Bundeskanzlers Helmut Schmidt spricht
Mitfühlende Herzen könnten zu der Feststellung geneigt sein, dem CSU-Vorsitzenden Franz Josef Strauß bleibe auch nichts erspart. Kaum, daß die Wellen, hervorgerufen durch seine Äußerungen über Chile in Chile, sich halbwegs geglättet haben, ist schon der nächste Stein in den Teich gefallen. CSU-Chef Strauß wurde - illegal, wie es bisher scheint - abgehört. Zeitpunkt: September 1976. Offensichtlicher Abhörgrund: Die zu dieser Zeit schon weltweit Furore machende „Lockheed-Affäre“.Gerade vor den Bundestagswahlen im Oktober des gleichen Jahres schienen die politischen Erdstöße
Als vor eineinhalb Jahren die Festnahme einer gewissen Renate Lutze, ihres Mannes Lothar-Erwin Lutze sowie des ebenfalls im Bonner Verteidigungsministerium tätigen Jürgen Wiegel unter dem Verdacht der Spionage für die DDR bekannt wurde, regte sich niemand sonderlich darüber auf. Nach offizieller Darstellung handelte es sich um „kleine Fische“, die nur zufällig enttarnt worden waren. Die Zentralfigur, Renate Lutze, war lediglich Chefsekretärin im Sozialreferat, wo sie allenfalls - so hieß es damals - die Versorgung der Bundeswehr mit frischen Socken oder die Preisgestaltung bei
Es ist alles anders gekommen, als man vorher glaubte. Nachdem die Bonner Regierungsparteien FDP und SPD ihre Bundesparteitage in Kiel und Hamburg hinter sich haben, steht die Koalition weit gefestigter da als noch vor wenigen Monaten. Genau das Gegenteil war eigentlich erwartet worden. Im Sommer hatten sich die Probleme für die Regierung schier unüberwindlich angehäuft. Wirtschafts-, Energie- und Steuerpolitik, die innere Sicherheit - um nur die wichtigsten Spannungsfelder aufzuzählen - hatten nicht nur zu Reibungen zwischen den Koalitionspartnern geführt, sondern vor allem in den
Als die Nachricht von der erfolgreichen Befreiung der 86 Geiseln in Somalias Hauptstadt Mogadischu die Bundesrepublik Deutschland erreichte, glaubte man, das Aufatmen einer ganzen Nation hören zu können. Mitten in die Euphorie platzten dann die Stammheimer Selbstmorde von Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan Carl Raspe. Einen Tag später fand man Martin Schleyer ermordet im Kofferraum eines Autos im französischen Mühlhausen. Die Gefühlsskala der drei Tage, in denen sich dies alles ereignete, reichte von überschwenglicher Freude über kopfschüttelnde Verständnislosigkeit bis zu Wut
Während inmitten der Terrorszene, von der die Bundesrepublik Deutschland durchschüttelt wird, alle Beteuerungen der Politik im Krisenstab von der „Gemeinsamkeit der Demokraten“ zu hohlen Phrasen zu gerinnen drohen, zeigen beide großen Kirchen Flaggen gegen den Terror, deren weitgehende Übereinstimmung dem Po- litpragmatismus eines voraus hat: Glaubwürdigkeit, über den Tag hinaus. In beispielhafter Einmütigkeit haben die Deutsche Bischofskonferenz und die Evangelische Kirche Deutschlands (EKD) Stellung zum blutigen Irrsinn bezogen. Jede für sich verdient schon deshalb Bewunderung,
Wer derzeit die politische Szenerie in Bonn betrachtet, erinnert sich unwillkürlich an des alten griechischen Philosophen Heraklit berühmtes Wort „Alles fließt“. Altgewohnte Fronten - hier Regierung und Koalitionsparteien, dort Opposition - haben sich nicht nur verschoben, sondern teilweise schon aufgelöst und umgekehrt. Das Hin und Her der Disküs- sion um die Beseitigung der Arbeitslosigkeit, die besten Methoden zur Ankurbelung der Konjunktur, um die innere Sicherheit oder (und vor allem) um die Energiepolitik haben deutlich werden lassen, daß die neuen Fronten quer durch die Parteien verlaufen.
Wer einst nach der Festnahme des Kerns der Baader-Meinhof-Bande geglaubt hatte, die Hydra des Terrorismus in der Bundesrepublik Deutschland sei durch die Inhaftierung ihrer wesentlichen Köpfe lahmgelegt, muß heute feststellen, daß ihn seine Hoffnungen getrogen haben. Das wurde deutlich, als die Urteilsverkündung im Baader-Meinhof-Prozeß von Stammheim schon wieder von Meldungen über neue terroristische Greueltaten und Pläne überschattet wurde. Der Hydra des Terrbrismus sind neue Köpfe gewachsen und selbst die alten, vermeintlich unschädlich gemachten, sind noch am Werk. Aus den
Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) setzte sich nicht dem Verdacht aus, in vordergründiger Tagespolitik aufzugehen, mochte dies am ersten Tag der Frühjahrsvollversammlung, die kürzlich in Bonn-Bad Godesberg tagte, auch so scheinen, als das ZdK sich mit der Folgekonferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa befaßte und nach intensiver Diskussion eine Erklärung zu den Menschenrechten verabschiedete. Der zweite Tag aber stand im Zeichen eines Problems, das die Kirche selbst betrifft: jener Religiosität, die sich abseits der Kirchen findet.Verlorener SinnEs ist ja
Stolz nannte sich die SPD immer eine „Partei der Basis“, und für die Union hatten die Sozialdemokraten nur das abfällige Wort vom „Kanzlerwahlverein“. Wenn diese Selbsteinschätzung stimmt, so kann nach der Kommunalwahl von Hessen nur noch gesagt werden, daß die SPD eine Partei der brüchigen Basis ist. Für uneinnehmbar gehaltene „rote Rathäuser“ fielen nahezu von selbst in die Hände der CDU. Ein Erdrutsch, wie ihn selbst Pessimisten in der SPD nicht für möglich gehalten hatten, "ist eingetreten. Hessen machte deutlich, daß sich in der SPD die Verhältnisse umzukehren
Eine neue Vokabel nistet sich im politischen Vokabular der Bundesrepublik Deutschland ein - die „Staatsverdrossenheit”. Hinter diesem Wort steckt eine Entwicklung, die zunehmend von den Politikern aller Schattierungen registriert wird, auf die sie besorgt, aber uneffektiv reagieren und die sich fortgesetzt ausbreitet. Es ist eine schweigende Abkehr von diesem Staat, der seinen Bürgern durch Jahrzehnte Verbesserungen und Fortschritt in einem Maße bescherte, wie kaum ein anderes Land. Es ist aber vor allem die Abkehr von einem Staat, der all das, was seine in der Nachkriegszeit so viel
Dies ist ein theologisches Werk und nicht, wie so oft, eine als Theologie verkleidete metaphysische Philosophie oder kritische Philologie. Sein ist daher die „allegorische” Sprache des Origenes, des größten griechischen Kenners der hebräischen Texte. Ausgehend von der Einsicht, daß die natürliche Mystik, der Uroffenbarung Spur, in allen Religionen dasselbe kündet, redet Przywaras Theologie in der Form des dramatischen Sanges (wie Origenes ausdrücklich lehrt) nach dem Vorbild des Hohen Liedes und in der Denkform der Dialektik. Somit wird diese, wie kaum sonst eine seit Sankt
Die Katholiken stellen in den Vereinigten Staaten noch immer eine Minderheit dar. Dies gilt sowohl für ihre Zahl als auch für ihren Einfluß in der amerikanischen Gesellschaft. Im Jahre 1789, als der Vatikan die erste Diözese in Amerika gründete, gab es nur 40.000 Katholiken, bei einer Gesamtbevölkerung von vier Millionen, das heißt also nur 1 v. H. Heute zählen wir 32 Millionen Katholiken bei einer Bevölkerung von 160 Millionen, das heißt: 20 Prozent. Dem Anstieg von 1 auf 20 Prozent, von 40.000 auf 32 Millionen, kommt ohne Zweifel große Bedeutung zu. Aber diese Wachstum bedeutet
Nicht minder bedeutsam als der Ausgang der österreichischen Nationalratswahlen ist das Ergebnis der Saarwahlen vom 13. Mai. Was hier für Europa auf dem Spiele stand, erhellt aus der Gegenprobe eines glücklicherweise verhinderten. Wahlsieges des Saartrommlers Dr. Heinrich Schneider. Wäre er, wie von ihm erhofft, mit der These vom „Erbfeind Frankreich“ bei den, saarländischen Kreistags- und Gemeindewahlen den anderen Parteien davqn-marschiert, so hätte er nach „Alter-Kämpfer-Manier“ sofort „den Helm fester gebunden“ und sich für den Bundestagswahlkampf 1957 als „Befreier“
Das deutsche Fazit von 1955 läßt sich einiger maßen sicher nur dann ziehen, wenn man bei der Bestandsaufnahme auf 1945, das Jahr Null unserer jüngsten Geschichte, zurückgeht und den totalen Zusammenbruch in seiner welthistorischen Verflechtung mit dem Zermahlen Europas zwischen der atlantischen und der russisch-asiatischen Welt betrachtet.Kluge Beobachter der industriellen Revolution des 19. Jahrhunderts sahen schon vor mehr als hundert Jahren voraus, daß die beherrschenden Weltmächte des 20. Jahrhunderts Rußland und die Vereinigten Staaten von Amerika heißen würden. Europas
Dem künftigen europäischen Historiker werden wohl zwei Phänomene der ersten Periodenach dem Weltringen 1939—1945 besonders bemerkenswert erscheinen. Erstens: daß die sowjetische Außenpolitik, die, zwischen 1918 und 1939 erstaunlich passiv geblieben war, nach 1945 in eine äußerst dynamische Phase übergegangen ist, die besonders in Westeuropa ein Gefühl unmittelbaren Bedrohtseins hervorgerufen hat. Zweitens: daß jener Teil Europas, der, im wesentlichen auf deutsche und italienische Soldaten gestützt, eben noch die gewaltige Allianz USA — UdSSR — Britisches Weltreich jahrelang in
Die Kirche hat Zeugen nötiger als Apologeten. Papst Pius XII.Für den deutschen Katholizismus ist das Jahr 1945 der Beginn einer neuen entscheidenden Epoche. Man muß seine Geschichte, seine Kämpfe, seine Niederlagen und seinen Ruhm kennen und verstehen, um zu ermessen, wie tief die Krise geht, die seit diesem Jahre seine innere und äußere Entwicklung offensichtlich kennzeichnet. Es ist keinesfalls eine Krise, die nur Besorgnis erregt. Im Gegenteil: auch auf den deutschen Katholizismus trifft zu, was Kardinal Suhard im Jahre 1947 von der allgemeinen Nachkriegssituation sagte: „D i e R