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Europa und der deutsche Soldat

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Dem künftigen europäischen Historiker werden wohl zwei Phänomene der ersten Periodenach dem Weltringen 1939—1945 besonders bemerkenswert erscheinen. Erstens: daß die sowjetische Außenpolitik, die, zwischen 1918 und 1939 erstaunlich passiv geblieben war, nach 1945 in eine äußerst dynamische Phase übergegangen ist, die besonders in Westeuropa ein Gefühl unmittelbaren Bedrohtseins hervorgerufen hat. Zweitens: daß jener Teil Europas, der, im wesentlichen auf deutsche und italienische Soldaten gestützt, eben noch die gewaltige Allianz USA — UdSSR — Britisches Weltreich jahrelang in Schach halten konnte, nun, da noch englische und französische, belgische, niederländische und norwegische, allenfalls auch spanische Soldaten zur Verfügung stehen, sich außerstande hält, nicht nur gegenwärtig, sondern auch in aller Zukunft für die eigene Sicherheit zu sorgen. Eng verbunden mit dieser Erscheinung ist die Neigung, Wehrprobleme nicht mehr strukturell und regional zu sehen, sondern sich resigniert in einem Morast globaler Ziffern versinken zu lassen, die angeblich das Unvermögen sinnvoll zu handeln beweisen, im einzelnen aber mit groben Fehlern behaftet sind, Fehler, für die eine schablonenhafte Gegenüberstellung von russischen und von “westlichen Divisionen, die zahlenmäßig sehr viel stärkere Einheiten darstellen, charakteristisch erscheirit.

Der Kern der realen Schwierigkeiten liegt natürlich in der Tatsache, daß die . Politik des „unconditional surrender“, der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht, die 50 Millionen der jetzigen Bundesrepublik jeder Wehraufgabe entbunden hat, daß diese Menschen nun neuerlichen Verpflichtungen ihr „Ohne mich!“ entgegensetzen, vor allem aber darauf hinweisen, daß ihre Eingliederung in die atlantische Front kein risikoloses Unterfangen sei.

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