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Vorarlbergs Arbeiterkammer
Gewiß, nicht nur die landschaftliche Schönheit Vorarlbergs, sondern auch seine Textilindustrie ist den Österreichern diesseits des Arlbergs, den „Innerösterreichern“, wie die Vorarlberger sagen, bekannt. Wer aber möchte annehmen, daß mehr als ein Drittel der Bevölkerung des Ländles seinen Lebensunterhalt als Arbeiter oder Angestellter verdient? Von den über 270.000 Bewohnern Vorarlbergs — 1951 waren es noch 190.000 — zahlen'rund 75.000 Umlage für die Kammer für Arbeiter und Angestellte für Vorarlberg. Und weil im „Ländle“ manches anders als im übrigen Österreich ist, hat sie ihren Sitz nicht in der Landeshauptstadt Bregenz, sondern im zweiten Verwaltungszentrum Feldkirch (Landesgericht, Finanzdirektion und Handelskammer befinden sich dort). Nach dem Gesetz wurde nämlich 1921 dort, wo die Handelskammer ihren Sitz hat, das Büro der Kammer für Arbeiter und Angestellte eingerichtet. Heute unterhält sie daneben noch Amtsstellen in Bregenz, Dornbirn und Bludenz.
90.000 Interventionen
Die Vorarlberger Dienstnehmer haben Vertrauen zu ihrer Interessenvertretung: In rund 90.000 Fällen intervenierte die Vorarlberger Abeiterkammer in arbeits- und sozialrecht-lichen Angelegenheiten. 6,5 Millionen Schilling konnten dadurch für die Ratsuchenden
sichergestellt werden. Nicht nur des Schutzes in arbeits- und sozialrechtlichen Angelegenheiten bedürfen die Vorarlberger Dienstnehmer, sondern auch als Konsumenten brauchen sie eine wirksame Vertretung. In einem Fremdenverkehrsland sind die Lebenshaltungskosten höher als anderswo. Die extreme Lage bringt es gerade zu Zeiten der Saison mit sich, daß das Angebot an Fleisch und Gemüse knapp wird, wodurch eine weitere Verteuerung eintritt. Die Kammer für Arbeiter und Angestellte Vorarlbergs fordert daher, daß dem Landeshauptmann das Recht zugestanden wird, Importgenehmigungen zu erteilen. Bis sie nämlich von Wien einlangen, ist der Engpaß der Versorgung schon vorüber. Vorderhand bleibt es beim Wunsch, denn das Landwirtschaftsministerium hat abgelehnt. Allein die Existenz der Kammer aber läßt die Preistreiber nicht übermütig werden. Auch in rechtlicher Hinsicht werden die Konsumenten — es handelt sich meist um Ratengeschäfte — von der Vorarlberger Arbeiterkammer beraten. Teilerfolge im Kampf gegen trübe Geschäftemacher sind durch die warnenden Pressemeldungen zu verzeichnen. Dafür ist die gesamte Bevölkerung dankbar. Einzelberatungen für die Konsumenten auf bestimmten Marktgebieten wären der Kammer schwer möglich, weshalb sie zweimal im
ab. Ihre Pundiertheit fand allgemein Anerkennung. Es wird aber noch einiges Wasser rhein- und illabwärts fließen, bis es weiten Bevölkerungskreisen bewußt wird, wie wichtig Raumplanung ist. Die Fehler von heute können morgen unabsehbarer Schaden sein. Das gleiche gilt für Strukturpolitik. Eine Reihe öffentlicher Körperschaften des Landes — darunter die AK — ließ von Professor Seidl vom Institut für Wirtschaftsforschung eine Struktur- und Wachtstumsanalyse der Vorarlberger Wirtschaft erstellen: 70 Prozent der Vorarlberger Industrie ist Textilindustrie. In Wachstumsbranchen ist das Lohnniveau höher. Eine Änderung dieser einseitigen Witschaftsstruktur wäre zweckmäßig. Das
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Bibliotheken, die sie betreut, sind die größten im Lande: rund 50.000 Bände stehen dem lesehungrigen Publikum zur Verfügung. Fleiß und Sparsamkeit zeichnet die Bevölkerung aus. Sparsam müssen auch die Dienstnehmer sein, wenn sie den Wunsch, der den meisten Vorarlbergern eigen ist, ein Haus zu bauen, verwirklichen wollen. Auch dabei unterstützt sie ihre Kammer: Seit 1964 vergab sie beinahe 12 Millionen Schilling an zinslosen Darlehen für diesen Zweck.
Dieser sprichwörtliche alemannische Fleiß und die berufliche Tüchtigkeit der Bevölkerung sind Garanten für ein weiteres Gedeihen der Wirtschaft und des Wohlstandes in Vorarlberg.
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