Die Chronologie des Bürgerkrieges

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Nicht alle Historiker sehen die Kämpfe des Februar 1934 als Bürgerkrieg. Manche halten aufgrund der begrenzten Anzahl von Teilnehmern und Orten die Bezeichnung "Februarkämpfe“ für angebracht. Die Auseinandersetzungen zwischen sozialdemokratischen Kampfverbänden, der Heimwehr und des Bundesheeres dauern jedenfalls nur zwei Tage und fordern insgesamt mehr als eintausend Todesopfer. Die Vorgeschichte der Kämpfe reicht weiter zurück.

30. Jänner 1927: In der burgenländischen Ortschaft Schattendorf werden beim Angriff auf einen Marsch des sozialdemokratischen Republikanischen Schutzbundes ein achtjähriges Kind und der Schutzbündler Matthias Csmarits getötet. Mitglieder eine rechten Frontkämpferbewegung werden festgenommen.

15. Juli 1927: Nach dem Freispruch der Schützen von Schattendorf wegen Notwehr kommt es zu einer Demonstration in Wien, zum Sturm auf den Justizpalast und zum massiven Einsatz der Polizei. An diesem Tag sterben 89 Menschen, mehr als 1000 werden verwundet. Die politischen Fronten sind ab diesem Zeitpunkt erstarrt.

4. März 1933: Der christlichsoziale Bundeskanzler Engelbert Dollfuß schaltet das Parlament aus. Er nutzt eine Abstimmung über die Gehälter der Eisenbahner, welche unentschieden endet und den Rücktritt der drei Parlamentspräsidenten nach sich zieht, das Parlament für handlungsunfähig zu erklären. Er nutzt dabei ein Notverordungsrecht aus dem Jahr 1917, das kriegswirtschaftliche Ermächtigungsgesetz, um ohne Parlament weiterregieren zu können. Den Versuch, das Parlament am 15. März wieder zusammenzurufen, lässt er mit Polizeigewalt unterbinden.

20. Mai 1933: Dollfuß gründet die Vaterländische Front als Sammelbecken aller national und christlich denkenden Österreicher. Am 30. Mai wird der Schutzbund verboten. Die sozialdemokratische Führung sieht ohnmächtig mit an, wie nach und nach alle parteinahen Organisationen aufgelöst werden.

11. Februar 1934: Der Linzer Schutzbundkommandant Richard Bernaschek informiert die Bundesparteileitung über seine Absicht, sich den im ganzen Land laufenden Waffenrazzien der Polizei entgegenzusetzen. Ein Telegramm der Parteispitze, das ihn vor der Aktion dringend warnte, erreicht ihn nicht mehr.

12. Februar 1934: Schutzbündler eröffnen vor dem Linzer Parteiheim das Feuer. Der Bürgerkrieg weitet sich schnell auf alle Industriestädte Österreichs aus, Kampfgebiete waren vor allem Arbeitersiedlungen in Kapfenberg, Steyr, Eggenberg, der Karl-Marx-Hof in Wien und andere Gemeindebauten. Die Regierung setzt die Polizei, die Heimwehr und das Bundesheer in Marsch. Der Widerstand erlahmt schnell unter dem Beschuss der Artellerie.

14. Februar 1934: Die letzten Schutzbündler ergeben sich in Wien Florisdsdorf. Die Hauptverantwortlichen für den Aufstand werden hingerichtet, führende Sozialdemokraten verhaftet und im Konzentrationslager Wöllersdorf interniert. Die Sozialdemokratische Partei und alle Nebenorganisationen werden verboten.

1. Mai 1934: Der Ständestaat wird durch die Kundmachung der Maiverfassung offiziell installiert. Dollfuß setzt auf die Unterstützung Italiens gegen die Anschlusspläne Hitlers.

25. Juli 1934: Ein nationalsozialistisches Kommando versucht einen Putsch, der noch am gleichen Tag fehlschlägt. Im Zuge dessen wird Engelbert Dollfuß im Bundeskanzleramt erschossen.

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