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„Bücher sind die Quintessenz des Lebens“
Eine Nachlese zur Frankfurter Buchmesse über die Gegenwart und Zukunft der Bücher und der Literatur.
Eine Nachlese zur Frankfurter Buchmesse über die Gegenwart und Zukunft der Bücher und der Literatur.
Glücklich ist, wer vergißt, daß er nicht zu retten ist“, meinte der 1953 geborene estnische Schriftsteller Mikei Mutt auf der Frankfurter Buchmesse und dachte dabei an die estnische Literatur. Die deutschsprachige Literatur wendet sich zwar an ein enorm größeres Publikum, doch ob sie in einer proportional dazu besseren Situation ist, kann bezweifelt werden.
Die Zahl der in Frankfurt ausgestellten Neuerscheinungen ging gegenüber dem Vorjahr um zirka zehn Prozent zurück. Ist das als Krank- heits- oder Gesundungssymptom zu werten? Beklagt wird jedenfalls, daß
sich die deutschsprachigen Schriftsteller, insbesondere die jungen, aus dem gesellschaftlichen Leben zurückziehen, sprich, daß sie sich nicht mehr politisch engagieren wie weiland ein Heinrich Böll. Darin wird die Gefährang der Literatur von innen gesehen.
Von außen wird sie durch die „Electronic Publishing Revolution“ bedroht. Es ist zwar noch nicht die Literatur im engeren Sinn davon betroffen, aber diese Revolution wird doch Auswirkungen auch auf sie haben. Voriges Jahr gab es erstmals electronic books auf der Buchmesse. Heuer hat sich die Ausstelleranzahl bereits verdoppelt. Das elektronische Buch wird via Multimedia-CD-ROM
bald die Wohn-, vor allem aber die Kinderzimmer erobern. Im Mannheimer Bibliographischen Institut wird intensiv an einer PC-Bibliothek gearbeitet, in der visuell attraktive Sachbücher auf den Bildschirm gezaubert werden. So gibt es bereits einen Prototyp von der CD-ROM „Das Wunder Mensch“, bei dem ich „mit der Maus“ in jeden Körperteil hineingehen und seine Funktionsweise et cetera nicht nur abfragen, sondern „erleben“ kann. Ebenso wurde eine CD-ROM unter dem Titel „Schätze der Welt - Erbe der Menschheit“ vorgestellt, in der die Leistungen der Menschen auf allen Kulturbereichen visualisiert enthalten sein sollen. Eine Zusammenarbeit mit Bill Ga
tes1 Firma Microsoft soll es ermöglichen, bald nurmehr in Giga- statt in Megabytes zu sprechen.
Trotzdem gibt es noch Überraschungen. Etwa, wenn der 30jährige polnische Autor Radek Knapp, der von seinem Wiener Verlag (Deu- ticke) gar nicht eingeladen worden war, von der Nußernte weg nach Frankfurt geholt werden mußte, weil ihm der renommierte „aspekte“-Literaturpreis zuerkannt worden war. Auch darf man nicht vergessen, daß auch anderswo (etwa in den USA) ansprachsvolle Literatur nicht besser verkauft wird als hier. So darf mein trotz aller Gefährdungen hoffen, daß wir in der Literatur und mit der Literatur das Staunen nicht verlernen.
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