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Der Bund soll zahlen
Mit dem Ende letzter Woche erzielten Benya-Sallinger-Kompromiß über die Verkürzung der Arbeitszeit, das den wahlkämpfenden Sozialisten unter Führung Dr. Krevskys einigen Wind aus den roten Segeln genommen hat, stellt sich nunmehr die leidige Frage, wie teuer uns allen die zusätzliche Freizeit kommen wird. Einer aber wird sofort und unmißverständlich zur Kasse gebeten, der Bund. Kaum jemand ist nämlich so vermessen, zu glauben, daß der unter chronischem Personalmangel leidende und zusätzlich von der uni-farbenen Bundesregierung Jahr für Jahr geschröpfte Beamten- und Bundesbedienstetenkader die Flucht in die Rationalisierung antreten könnte.
Bei Zugrundelegung der derzeitigen Bezugsansätze — bis zum Jahr 1975 tut sich dabei freilich noch allerhand — kostet die Herabsetzung der Arbeitszeit bloß um eine Stunde nicht weniger als 535 Millionen Schilling. Dabei ist unter den insgesamt 320.000 öffentlich Bediensteten noch zu differenzieren zwischen jenen 130.000 Bediensteten und 30.000 Angehörigen der Exekutive, die zur Zeit noch 45 Stunden pro WocHp arbeiten und jenen 60.000 Lehrpersonen und 100.000 Beamten, die schon jetzt nur noch 42 Stunden pro Woche dem Staat dienen. Die erste Etappe der Sozialpartnerregelung für die insgesamt 160.000 Bundesbediensteten mit einer wöchentlichen Arbeitszeit von derzeit 45 Stunden verschlingt allein nicht weniger als 480 Millionen Schilling in zwei Jahren. Bei Errechnung der Gesamtkosten für die gesamte Arbeitszeitverkürzung auf 40 Stunden (com-men gewiegte Rechner des Finanzministeriums auf eine gigantische Summe von 1790 Millionen Schilling.
Die Chancen, diese gewaltigen Kosten wenigstens einigermaßen zu vermindern, sind gering. Nur wenn es gelänge, durch Rationalisierungen, insbesondere bei den staatlichen Betrieben, durch Änderung der Diensteinteilung bei der Exekutive und durch Aufrechterhaltung der Lehrverpflichtung der Lehrer, die Arbeitszeitverkürzung in einem oder in mehreren Bereichen ganz oder teilweise aufzufangen, würden sich auch die errechneten Kosten entsprechend verringern.
Wo freilich aber nach erfolglosen Bemühungen und dadurch starkem Ansteigen der Personallasten in den Budgets der nächsten Jahre noch Spielraum für so manchen berechtigten sozialen Wunsch einzelner Bevölkerungsgruppen zu finden sein, soll, ist nicht nur den Fachleuten, sondern auch schon manchen Politikern ein Rätsel.
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