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Glasnost für Pakt
Vor einiger Zeit fand in Moskau eine internationale Konferenz zum Thema „Grundlegende Probleme der Erforschung des Zweiten Weltkrieges und die Gegenwart“ statt. Diese Tagung erfolgte im Zusammenhang mit dem Abschluß der ‘zwölfbändigen sowjetischen „Geschichte des Zweiten Weltkrieges“ und der Herausgabe der von einem multinationalen Autorenkollektiv erarbeiteten einbändigen „Kurzen Geschichte des Zweiten Weltkrieges“ (1). Die Beratungen, an denen neben führenden Militärs und Historikern der UdSSR (Vertreter der militärgeschichtlichen Institute und historischer Institute der Warschauer-Pakt-Staaten) teilnahmen, standen unter der Leitung von Marschall V.G. Kulikow, dem Oberbefehlshaber des Warschauer Paktes.
An der Konferenz wurden Erfahrungen und Lehren aus der Geschichte des Zweiten Weltkrieges in Verbindung mit den gegenwärtigen Aufgaben hinsichtlich der „internationalen Sicherheit“ erörtert - also das historische Thema auf die heutige Weltsituation bezogen und durchpolitisiert. In der Diskussion ergriffen auch Vertreter jener volksdemokratischen Staaten das Wort, in denen die zwölfbändige „ Geschichte des Zweiten Weltkrieges“ in Übersetzung erschienen ist — so Bulgaren, Ungarn, Polen und Tschechen. Seitens der DDR würdigte der Direktor des Militärgeschichtlichen Instituts Ostdeutschlands das - auch in deutsche Sprache in zehnjähriger Arbeit — übersetzte sowjetische Werk, das übrigens der historiographischen Auffassung der Breschnew-Ära über den Zweiten Weltkrieg entspricht (2).
Marschall Kulikow nahm in seinem Schlußwort zur Bedeutung des oben erwähnten zwölfbändigen Werkes für den gegenwärtigen „politischen Kampf“ Stellung. „Die in diesem Werk enthaltenen Erfahrungen und Lehren sind für die Lösung der heutigen Aufgaben zur Sicherung des Friedens hochaktuell“, sagte er unter anderem. Ausdrücklich verwies er dabei auf die Erfahrungen der „Anti-Hitler-Koalition“ in den Jahren 1941 bis 1945. „Dieses Bündnis sei ein historisches Beispiel dafür, daß sozialistische und kapitalistische Länder erfolgreich bei der Lösung lebenswichtiger Fragen Zusammenarbeiten können!“
Im Rahmen der zweitägigen Konferenz in Moskau wurde ein neues „internationales Redaktionskollegium“ ins Leben gerufen. Es hat die Aufgabe, ein neues Ostblock-Gemeinschaftswerk zu schaffen, und zwar mit dem Titel: „Die Ursachen des Zweiten Weltkrieges. Dokumente und Kommentare“. Man kann dabei nur die Hoffnung aussprechen, daß in diesem mehrbändigen Buch — im Rahmen der „Glasnost“ - auch Dokumente des berüchtigten Hitler-Stalin-Paktes von 1939 und 1940 ihren Platz finden werden.
(D Jstorija vtoroj nurovoįyojny 1939-1945“, 12 Bde., Moskau 1973-1982; „Der Zweite Weltkrieg 1939-1945. Kurze Geschichte“, Berlin- Ost 1985.
(2) „Geschichte des Zweiten Weltkrieges 1939-1945“, 12 Bde., Berlin-Ost 1975-1985.
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