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Israels Baulöwen

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Obwohl Israel heute ein Land der Industrie und Touristik ist, sind diese bedden Branchen riskante Investitionsgebiete. In der Touristik kann man nur noch mit Hilfe von Subventionen verdienen. In der Industrie ist man von der Steuer- und Produktionspolitik der Regierung abhängig. In der Baubranche hingegen hat die Privatdnitiative ganz große Möglichkeiten. Viele kleine Bauunternehmer, oft ehemalige Bauarbeiter, sind bereits Millionäre und errichten Millionenobjekte.

Der Wert der Wohnung ist in den letzten Jahren weit fiber den Lebenskostenindex gestiegen. Im Vergleich zu den Durchschnittslöh- nen, die in den letzten 15 Jahren etwa um das Vierfache erhöht wur- den, stieg der Wert einer Durch- schnittswohnung um das Fiinfein- halbfache. In Tel Avivs neuem Tou- ristikzentrum, das einige Hotels sowie Geschäfte enthalten soli, kostet der Quadratmeter Ge- schäftsfläche 550 israelische Pfund, wobei ein Pfund etwa einer DM entspricht. In den Geschäftsstraßen Tel Avivs kostet der Quadratmeter rund 2000 Livot, wobei die Nach- frage groß ist. In den letzten beiden Jahren stiegen die Durchschnitts- preise der modernen Wohnungen in Tel Aviv um 10 bis 20 Prozent. Für eine Zweizimmerwohnung in einer der neuen Wohngegenden Tel Avivs zahlt man 40.000 bis 55.000 Livot, und zwar in bar. Nur ganz selten ist eine Hypothek (12 Prozent plus Indexangleich!) zu bekommen. Hypo- theken-„Besitzer” behaupten, daß sie bis an ihr Lebensende zahlen wer- den, dafür sorgt der Indexangleich.

Erst in den letzten Jahren haben sich hier auch die Mietwohnungen entwickelt. Für eine Zweizimmerwohnung zahlt man 400 bis 450 Livot im Monat, etwa 60 bis 70 Prozent des Durchschnittseinkommens. Für eine Dreizimmerwohnung 450 bis 600 Pfund, für größere Wohnungen entsprechend mehr. Viele ver- mieten ihre Wohnungen während der Sommermonate an Touristen.

Durch das Mieterschutzgesetz sind die Wohnungsbesitzer gezwungen, von ihren Mietem Bankgarantien zu verlangen, damit sie nach Ablauf des Jahresvertrages die Wohnung ver- lassen, Oder aber den Mietvertrag erneuem, wobei sie meist gezwungen sind, sich zu einer Mieten- erhöhung zu bequemen. Neubauten sind im Mieterschutzgesetz nicht be- rücksichtigt. Dafür kann man auch in Israel Leute finden, deren Miete so niedrig ist, daß der Hausbesitzer davon nicht einmal die Steuem und Erhaltungskosten bestredten kann. etwa 50 bis 60 Prozent des Kauf- preises einer Wohnung ausmacht. Der neue Mieter muß danach zwar eine höhere Miete als der alte bezah- len, diese ist jedoch immer noch um vieles billiger als eine neuere Wohnung. Vom Schliisselgedd bekommt der Hausbesitzer ein, der frühere Mieter zwei Drittel. So sind die Hausbesitzer daran interessiert, daß ihre Mieter so oft wie möglich wech- seln. Das Mieterschutzgesetz konnte bis heute nicht geändert werden, weil tausende an die alten Schlüs- selgeldabmachungen gebunden sind. Junge Paarė warten oft jahrelang auf eine Wohnung, weil sie keine kaufen können. In vielen Ehen arbeitet die Frau nur, um mit ihrem Gehalt die Miete einer Zweizimmerwohnung bestredten zu können. Trotz der hohen Preise ist das An- gebot kleiner als die Nachfrage. Das Baugeschäft hat viel Auslandskapi- tal hierhergelockt. Die größten Bau- flrmen arbeiten meist mit ausländi- schem Kapital. Denn mit Giiick urid Fähigkeiten kann heute einer inner- halb von zwei bis drei Jahren seine Investition vervielfachen.

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