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Umverteilung zum Finanzminister
Weil der Öko-Schmäh (Energiesteuer et cetera) offenbar ausgereizt ist, wollen einige Regierungsmitglieder die Steuerzahler mit dem Ruf nach mehr Steuergerechtigkeit gefügig machen. Bundeskanzler Vranitzky schwärmt von der einkommensabhängigen Staffelung der Familienbeihilfe. Finanzminister Klima will die Einbeziehung der Sozialversicherungsbeiträge in die Steuerbemessungsgrundlage (was Mehreinnahmen von 15 Milliarden brächte!). Und Sozialminister Hums träumt von der Aufhebung der Höchstbemessungsgrund-lage bei der Sozialversicherung.
Gemeinsam ist diesen Umverteilungsvorschlägen, daß jeder für sich plausibel erscheint. Warum soll ein Spitzenverdiener gleich viel Geld vom Staat bekommen wie ein Arbeitsloser? Warum soll die Absetzbarkeit der Sozialversicherungsbeiträge von der Lohnsteuerbemessungsgrundlage bei höherem Einkommen eine höhere Steuerersparnis bringen? Warum soll man mit 100.000 Schilling Monatseinkommen auch nicht mehr zur Krankenkasse beitragen als mit 40.000?
Gemeinsam ist diesen Umverteilungsvorschlägen freilich auch, daß sie völlig losgelöst von der derzeitigen Gesamtbelastung mit Steuern und Beiträgen der einzelnen Einkommensklassen gemacht wurden beziehungsweise auf das Wesen einzelner Abgaben oder Tranferzahlun-gen überhaupt nicht eingehen. So kommt die Absetzbarkeit der Sozial-Versicherungsbeiträge eben deshalb den Beziehern höherer Einkommen zugute, weil sie signifkant höheren Steuersätzen unterliegen. Und die Krankenversicherung müßte man fairerweise in Sozialsteuer umbenennen, wenn die Beiträge ohne Einkommenslimit eingehoben wrerden.
Gemeinsam ist den Vorschlägen schließlich auch, daß zwar klar erkennbar ist, wem mehr genommen, nicht aber, wem mehr gegeben werden soll. Es handelt sich wohl vor allem um eine Umverteilung zum Finanzminister.
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