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Stahltragödie

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Noch steht das diese Woche vom VOEST-Vorstand präsentierte Sanierungskonzept nur auf dem Papier. Die Chancen, daß sich bei der VOEST (und bei anderen verstaatlichten Industriebetrieben) wirklich einmal substantiell etwas ändert, waren freilich nie so gut.

Erstmals in der Geschichte der Zweiten Republik dürfte es nämlich die amtierende Regierung bei den kommenden Wahlen mehr Stimmen kosten, wieder mit Steuergeld alle Probleme zuzuschütten, als eigenen Kernwählern schmerzende Wunden zuzufügen.

Die Belegschaften der in der Obersteiermark betroffenen Betriebe werden die SPÖ bei den kommenden Wahlen wahrscheinlich nicht mehr wählen. Auch dann nicht, wenn, wie es ein Vorstandsmitglied aus dem Stahlbereich kürzlich mir gegenüber formulierte, „der Gross noch ein Dutzend Garantieerklärungen abgibt“.

Umgekehrt würde das Weiterwursteln mit Sicherheit jene Wechselwähler abschrecken, die der Glanz Franz Vranitzkys anzieht.

Der Bundeskanzler hat dies erkannt. Er hat auch, wiewohl ohne Hausmacht in seiner Partei, mehr Chancen als seine Vorgänger, daß ihm seine Partei selbst bei einem so harten Personaleinsparung skonzept folgt, wie es jetzt von Generaldirektor Herbert Lewinsky vorgelegt wurde. Auch der linke Flügel in der SPÖ dürfte mittlerweile begriffen haben, daß, wenn überhaupt, nur noch Franz Vranitzky bei den nächsten Wahlen für die SPÖ die Kastanien aus dem Feuer holen kann.

Einen Mann sollte man freilich nicht aus seiner Verantwortung entlassen — auch wenn er sich jetzt in Interviews vehement gegen die schlechte Nachred' wehrt, auch wenn die letzte dramatische Entwicklung zweifellos durch Management fehler ausgelöst wurde: Bruno Kreisky.

Er war es, der jahrelang alle von seinen Beratern aufgezeigten Strukturschwächen nicht zur Kenntnis nehmen wollte und sich lieber von ihnen als von der liebgewordenen Wunschvorstellung trennte, Vollbeschäftigung könne man im Ministerrat beschließen.

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