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Trauen wir uns etwas zu!

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Bundespräsident Thomas Klestil versuchte Hoffnung zu geben: Ein Jahr der Zusammenarbeit soll 1996 werden. Nötig wär's ja. Nun, zu Gesprächen unter vier Augen reicht es ja gerade noch zwischen den Ex-Großkoalitionären Vranitzky und Schüssel. In die Augen können einander die beiden noch schauen, zu einem tiefen, bleibenden Blick wird es, liest man das jüngste Schüssel-Interview im Nachrichtenmagazin „Der Spiegel" genauer, möglicherweise nicht reichen. Eine Frage wird sein, wieviele festgelegte und festgefahrene Politiker - so wie Finanzminister Staribacher — zurücktreten werden müssen, um den Weg frei für die vom OVP-Obmann so oft apostrophierten „vernünftigen" Partner (wo bleiben sie auf der OVP-Seite?) zu machen.

Klestil hat offenbar dem Stabilisator, auf den die Mehrheit der Österreicher setzte, und dem Veränderer, dem aber nur wenig mehr als früher der ÖVP trauten, ins Gewissen geredet. In Ermangelung einer Alternative bleibt für Österreich mittelfristig nur das Konzept der großen Koalition. Schüssel sprach im „Spiegel" von Österreich als einem „normalen" Land: Warum tut er dann nicht seine „normale" Arbeit? Er ist uns im Wort - auch wenn die Mehrheit der Österreicher seine versuchte Dominanz nicht goutierte.

Österreich hat Sicherheit gewählt. Zugleich blicken wir aber - und das haben Umfragen Ende 1995 klar gezeigt -, ängstlich in die Zukunft. Wie wir auf Herausforderungen reagieren - ob mit Angst, Skepsis oder Hoffnung - dazu kann zu einem Teil auch Politik beitragen. Aber alles nur I. n ihr zu erwarten, wird uns wenig bringen. Vielleicht sind \ r deshalb so skeptisch beziehungsweise hoffnungslos, weil uns selbst nichts mehr zutrauen - beispielsweise Sparge-nung - im Übermaß des von uns abverlangten Konsums.

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