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Wie auf der Durchspielprobe

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Die „Fledermaus“-Aufführung zur Feier des 80jährigen Bestandes des Raimundtheaters wimmelte nur so von einer ungeschickten Textbearbeitung der Herren Rößler und Schiffer, einer unnötigen musikalischen Korngold-Einrichtung und einer Inszenierung in der Neugestaltung Max Reinhardts, die in solcher Ausführung nie im Sinn des großen Regisseurs gewesen wäre. Dazu kam als besonderer Unstern, daß diesmal so temperament- und schwunglos .musiziert wurde, wie man es selbst vom Raimundtheater-Orchester und seinem Dirigenten Herbert Mogg kaum gewöhnt ist. Man glaubte, manchmal in eine erste Durchspielprobe einer müden Kurkapelle geraten zu sein, die sich mit richtiger Temponahme und. Agogik nicht gern abgibt.

Was die Inszenierung anbelangt: Die Neugestaltung Reinhardts mit ihrer Starbesetzung, pompösen Ausstattung und großer Komparserie kommt für die bescheidenen Mittel des Raimundtheaters natürlich nicht in Frage und hätte daher von dem Regisseur Wilfried Steiner nicht akzeptiert werden dürfen, ebensowenig die schlecht fabrizierten musikalischen Einschiebsel Herrn Korngrolds. Berechtigten Beifall erhielten aber die trotz ihrer Länge nicht ermüdenden Balletteinlagen mit der Choreographie Rein Estis. Die Bühnenbilder Ferry Windber-gers fielen gegen die hübschen Kostüme Gerdagos stark ab.

Als gute Solistenbesetzung ist Josefine Engelskamp mit ihrer stimmlich vortrefflichen Adele zu nennen, ihr zunächst die Rosalinde Maria Tobaldis, die den Csardas mit zwar kleinkalibrigem, aber ansprechendem Sopran vortrug; um den Eisenstein bemühte sich Walter Genie, der Tenorgast Jose Maria Perez schien seine Stimme zum großen Teil in Graz zurückgelassen zu haben. Der Hausbuflo Kurt Liederer versuchte sich mit wenig Glück um den aristokratisch näselnden Prinzen Orlofsky, Fritz Muliar war ein mehr schlechter als guter Frosch mit alten Spaßen, der immer verläßliche Hans Peter Krasa als Gefängnisdirektor Frank, der gesanglich schwache Henryk Schubert (Doktor Falke) und Gottfried Nowak als Doktor Blind vervollständigten das Ensemble. Ein geduldiges, abgehärtetes Publikum spendete Premierenapplaus. Das Ergebnis der traurigen „Festvorstellung“ zwang wieder einmal die Frage auf: Wann kommt endlich der eiserne Besen einer neuen Direktion?

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