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Kunst und Technik

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GEFAHR UND HOFFNUNG DES TECHNISCHEN ZEITALTERS. Von Hans S e dlmay er. Otto-Müller-Verlag, Salzburg. 70 Seiten S 42.—.

Schon immer hat Hans Sedlmayer, österreichischer Kunsthistoriker und Autor vielgelesener Bücher, den Mut gezeigt, auf seinem Fachgebiet und überhaupt den Ruf der Beckmesserei nicht zu scheuen: „Gemessen an den Spitzenleistungen der modernen Technik ist fast alles, was die Kunst und Antikunst von heute produziert, läppisch.“ (S. 47) Ein offenes Wort, dem neunzig von Hundert aller an Kunst Interessierten beipflichten, das die übrigen aber zurückweisen werden, mit der Begründung, daß Kunst an Technik nicht gemessen werden könne. Aber ist der Einwurf nicht paradox, angesichts der heutigen Kunst, die nur noch Technik sein möchte? Und so weiter, ohne Ende.

Wie dem auch sei: Man muß der Uberzeugung, der Weltanschauung — und dieser Autor hat noch eine —, wie sie einem aus den vier gesammelten Vorträgen dieses Bändchens entgegentritt, mit Achtung begegnen. Hier bekennt sich einer „unbeirrt von allen geistigen Krisen rundum, weiter zu dem Geschlecht, das aus dem Dunkel ins Helle strebt“ und ist nicht bereit vor Kunst oder Technik, — dieser allein seligmachenden Kunstäußerung unserer Zeit im weitesten Sinne — die Segel der Kritik zu streichen. So richtet er die vier Trompetenstöße seiner Vorträge gegen beider Hypertrophien als gegen die Hauptgefahren des Zeitalters. Aber er verweist auch auf den Hoffnungsschimmer, der bereits wieder in den Tunnel dieser Zeit fällt, den der gegenwärtige Mensch, abgetrennt von der lebendigen Natur und von der geistigen Sonne, durch-

fährt: Er braucht den Glauben an den hellen Tag nicht verlieren, wenn er im Geiste der modernen Sachlichkeit den Weg zur Natur, zu seiner Natur vor allem wieder sucht und zurückfindet.

Mit Genugtuung sieht der Leser Besonnenheit und Maß gerühmt. Der Österreicher insbesondere mag sich geschmeichelt fühlen, der Welt hier einmal als Vorbild des Maßvollen hingestellt zu werden, wo er sonst nur als zurückgeblieben beurteilt wird. Doch wer soll entscheiden, was Maß und was Unmaß ist? Der Techniker und der Künstler oder beider Kritiker? Über dessen idealistisches „Soll“ entscheidet stets jenes allein wirksames, weil wirkendes „Wird“.

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