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Kirchen Vergrößerung in St. Johann im Walde

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Durch ein Unwetter im Herbst 1965 wurde der nördliche — baukünstlerisch gesehen relativ wertlose — Teil der Kirche weggerissen und der wertvolle, verbliebene Teil mit dem angebauten Turm stark beschädigt. Die Frage, soll dieser Teil ebenfalls abgerissen beziehungsweise für sich abgeschlossen werden oder mit einem neu zu erstellenden, die Kirche vergrößernden Baukörper zu einem neuen Ganzen vereinigt werden, entschied die Kirchenaufsichtsbehörde im letzteren Sinne. Diese Entscheidung stellte den Architekten, der auf Grund eines Wettbewerbes mit der Planung beauftragt worden war, vor die schwierige Aufgabe, den stehengebliebenen Teil (teilweise 400 Jahre alt) mit einem modernen, den heutigen liturgischen Erfordernissen entsprechenden größeren Baukörper zu einer harmonischen Einheit zu verbinden. Diese Aufgabe wurde so gelöst, daß statt des weggerissenen Nordteils des Längsschiffes ein Querschiff mit zirka 350 Quadratmeter gebaut wurde, in dem nun der Altarbereich, die Sakristei mit Nebenräumen, die Orgel und der Chor angeordnet sind. Das Kirchengestühl mit Bankheizung wurde dreiseitig um den Altar angeordnet, die Zahl der Sitzplätze konnte so nahezu verdoppelt werden (210 Sitzplätze). Das größte Problem des Anbaues war allerdings das Dach des heutigen „Querschiffes“ und die harmonische Anpassung an das alte Kirchendach.

Diese Aufgabe wurde so gelöst, daß die Dachkonstruktion als „vierseitige“ Pyramide mit der Spitze an den alten Dachgiebel herangezogen wurde, wobei die drei schrägen Flächen das eigentliche Dach bilden, während die vierte (senkrechte) Fläche, die in der Mitte an den alten Kirchenteil anschließt, als Glaswand ausgebildet wurde und das ganze Querschiff belichtet. Außerdem wurde der gesamte Dachkörper durch einen schmalen, rundumlaufenden Glasschlitz vom Mauerwerk getrennt. Die Dachuntersicht bildet eine vollkommen glatte Holzdecke, die durch ihre Größe und emporstrebende Anordnung dem Altarraum ein besonders eindruckvolles Gepräge gibt. Der letzte räumliche Zusammenschluß des alten mit dem neuen Teil erfolgte durch den durchlaufenden Fußbodenbelag aus vier Zentimeter starken naturfarbenen Holzstöckeln beziehungsweise durch gleiche — weiße — Färbelung der Innen- und Außenmauern. Die Gestaltung der Altarrückwand besorgte ebenso wie die der Eingangstüren der akademische Maler Gustį Stimpfl. Im ehemaligen Altarraum, der heutigen Taufkapelle, wurden Fresken aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts gefunden, die zur Zeit noch freigelegt werden, und als weitere künstlerische Ausschmückung der Kirche angesehen werden dürfen. Die Einweihung erfolgt wahrscheinlich noch im Jahre 1968.

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