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Der Mann aus dem Baskenland

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Pedro Arrupe stammt aus Bilbao. Geboren am 14. November 1907. Sein Vater war einer der Gründer der katholischen Tageszeitung „La Gaceta del Norte“. Der Sohn wandte sich zunächst — an der Madrider Universität — der Medizin au. Am 15. Jänner 1927 trat er in Loyola in das SJ.-Noviziat ein. Vier Jahre später ■ war-sein spanisches Jesuitendasein beendet. Die spanisch* Republik loste den Ordeh'auf, und Arrupe emigrierte nach Marneffa in Belgien, um dort seine philosophischen Studien au beenden. Spanien kennt er seither nur noch von kurzen Besuchen. Den theologischen Studien unterzog er sich im Theologat der deutschen Jesuiten im holländischen Grenzort Valkenburg und in den USA. Nach seiner Priesterweihe befaßte er sich an der Wiener Universität mit Pastoralmedizin, und dann ging er nach Japan. Von dort ist er

nach 27 Jahren erfolgreichen Wirkens als einfacher Missionar, als Rektor des Noviziats, als Vize-provinzial und schließlich Provinzial der neuerrichteten japanischen Provinz jetzt als General in die Ordenskurie in Rom eingezogen.

Besonders gerühmt wird seine Sprachgewandtheit und sein hervorragendes Organisationstalent; '-^ si-' cherlich beachtliche Voraussetzungen für die Leitung eines „Heeres“ von 36.000 Mann, dessen Generalstab in Rom in vielem reformbedürftig ist.

Ein ausgewogenes Bild seiner Persönlichkeit konnte man sich aus den relativ spärlichen biographischen Angaben allerdings nicht machen. Um dieses Bild zu gewinnen, kann man jedoch umgekehrt vorgehen und nach den Voraussetzungen fragen, die Arrupe erfüllen mußte, um zum General gewählt au werden. Die

„Deputatio ad Detrimenta“ — die Kommission der Generalikongrega-tion, die die Reformvorschläge zu erarbeiten hat — legte vor der Wahl in einem 14-Punkte-Fragebogen fest, welche Qualitäten der neue General mitbringen sollte, „damit der Geist der Gesellschaft neue Kraft erhält und ihr apostolisches Wirken unter den heutigen Umständen sich als wirksamer erweist“. Die Wähler sollten sich beispielsweise fragen, ob ihr Kandidat fähig ist, das Vertrauen und die Liebe der Jesuiten zu ihrem eigenen Orden zu fördern, damit zwischen Obern und Untergebenen familiäre Beziehungen herrschen?.

fähig ist, die Ordensangehörigen zu einer intimen Kenntnis, zur rechten Interpretation des eigenen Ordens zu führen?

so weitblickend ist, daß er die immerwährenden Prinzipien des Ordens dem modernen Sprachgebrauch anzupassen und auf die moderne Zeit anzuwenden weiß?

fähig ist, die Ordensangehörigen noch stärker au einer an übernatürlichen Prinzipien ausgerichteten Gei-steshaluung zu führen, damit sie die Welt im Licht des Glaubens beurteilen und die heute aus dem Naturalismus, dem Subjektivismus und einem falschen Humanismus kommenden Gefahren vermeiden können?

au unterscheiden weiß zwischen zeitgebundenen äußeren Formen und notwendigem inneren Gehalt des Ordenslebens?

Autorität und Gehorsam unter rein theologischen Prinzipien au sehen vermag und um einer wirksameren Ordensleitung willen bestrebt ist, eine enge Zusammenarbeit mit den niederen Ordensobern zu schaffen?

sich bemühen wird, die bestehende Diskrepanz zwischen den geltenden Vorschriften über die Armut und ihrer praktischen Verwirklichung zu beseitigen?

die Absichten des Konzils nach Kräften fördern und die apostolischen Aufgaben des Ordens den heutigen Erfordernissen anpassen wird?

sich mit allen Kräften den verschiedenen Formen des Atheismus widersetzen wird?

Bei diesen hohen Anforderungen spricht die Tatsache, daß Arrupe gewählt worden ist, allein schon für ihn! In seiner Antrittsrede in der erstön' Geheralkongregation nach der Wahl, am 25. Mai, versicherte er denn auch, er werde den Willen Gottes, wie er sich durch den Papst oder durch die Generalkongregation erklärt, genauestens und sorgfältig au erfüllen trachten.

Der neue General der Jesuiten ist ein asketischer und tiefgläubiger Mensch, ein begeisterter Ordensmann, ein — wie es Ordensangehörige formulierten — „perfekter Jesuit“.

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