Nationaler Egoismus gegen Europa

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Es ist wohl noch weit bis Europa. Der Balkan gibt keine Ruhe, Militär ist notwendig, um einigermaßen Frieden herzustellen und die Rückkehr der Albaner zu sichern. Aber die Serben haben scheinbar überhaupt keine Hilfe. Daß die Menschen wieder zusammenleben, daß sie das Zusammenleben wieder lernen, scheint aussichtslos.

Das Zentrum Europas soll sich aber nur ja nicht in der Einbildung wiegen, es könnte das alles besser. Im Gegenteil, die Staaten denken vor allem an die eigenen Vorteile oder was sie dafür halten, und an den Vorteil für ganz Europa wird nicht gedacht. Und es ist die Bundesrepublik Deutschland, die neuerdings die Krone abzuschießen scheint. Und Österreich schließt sich bereitwilligst an.

Als Busek vorgeschlagen worden war, in Jugoslawien die Koordination zu besorgen, weil er einer der wenigen ist, der wirklich etwas von diesem Land und diesen Menschen versteht, wurde ihm prompt Bodo Hombach vorgezogen, der davon bisher keine Kenntnis hat. Er wird abgeschoben aus Deutschland. Kritik gibt es sehr wohl an ihm und an diesem Vorzug. Aber die deutsche Kritik denkt nicht daran, daß ein Österreicher der geeignetere wäre. Daß Hombach keine Voraussetzung mitbringt, wird gesagt, auch, daß er nicht geeignet ist, seinen Platz beizubehalten. Daß ein anderer geeignet sei, ein Ausländer, wird aber auch nicht einmal erwähnt, auch nicht in den seriösesten Zeitungen.

Plötzlich verlangte Deutschland rigoros die Konferenzsprache Deutsch. Österreich widersetzte sich zunächst, um aber sehr schnell sich wieder hinter die deutsche Forderung zu stellen.

Deutschland ist offenbar gewillt, aus der traditionellen Rolle herauszukommen, nur an die anderen zu denken. Es scheint, daß Deutschland größte Schwierigkeiten hat, ein entsprechendes Selbstbewußtsein zu entwickeln, ohne dabei in Nationalstolz zu spielen. Österreich seinerseits setzt alles auf deutsche Unterstützung. Ob es diese nötig hat?

Mit Europa hat das jedenfalls alles nicht zu tun. Europa scheint nur der Platz zu sein, die eigenen Präferenzen auszuspielen und durchzusetzen. Ob sie dem gemeinsamen Europa tunlich sind oder nicht.

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