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Südtirol trägt Edelweiß!

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Die Wahlen in Südtirol haben das Ergebnis, das man erhoffte, nicht nur erreicht, sondern sogar übertroffen. Die Südtiroler Volkspartei hat mit 130.955 Stimmen, das sind 60,76 Prozent der in Südtirol abgegebenen Stimmen, auch das Resultat der Wahl von 1953 beträchtlich übertroffen. 1953 hatte die Südtiroler Volkspartei 118.412 Stimmen oder 59,94 Prozent erlangt; 1958 gab es also um 12.583 Stimmen oder 0,82 Prozent mehr als im Jahre 1953.

Wenn man zum Vergleich noch die Zahlen aus dem Jahre 1948 mit 108.5 8 8 Stimmen und 62,86 Prozent heranzieht, so kann man erersehen, daß die italienische Zuwanderung gewaltig zugenommen hat. Bei der Kammerwahl 195 8 sind nämlich um etwa 70.000 Stimmen mehr als im Jahre 1948 abgegeben worden, und dennoch ist der Prozentsatz des Anteils der Volkspartei gegenüber 1948 um 2,1 Prozent gefallen. Die Christlichen Demokraten erzielten 1958 36.463 Stimmen, im Jahre 1953 34.818 und im Jahre 1948 allerdings 37.487 Stimmen. Der Prozentsatz der Christlichen Demokraten betrug im Jahre 1948 21,70 Prozent, im Jahre 19h 17,38 Prozent, im Jahre 1958 16,92 Prozent, also um 6,78 Prozent weniger als im Jahre 1948. Auch die anderen Parteien sind zurückgefallen — mit Ausnahme der N e 0-faschisten, die im Jahre 1953 9466 Stimmen oder 4,79 Prozent erzielten, während sie 1958 11.940 Stimmen oder 5,54 Prozent erzielten, und der Kommunisten, die von 8021 Stimmen mit 4,06 Prozent im Jahre 1953 auf 8888 Stimmen mit 4,12 Prozent im Jahre 195 8 anstiegen.

In den zwei Städten Bozen und Meran ergab sich eine italienische Mehrheit, und zwar in Bozen um 30.194 Stimmen (gegenüber 10.950 deutschen Stimmen) und in Meran 5266 Stimmen (gegenüber 4215); in diesen zwei Städten herrscht also eine italienische Mehrheit von 35.460 Stimmen.

Demgegenüber verzeichnet B r i x e n eine deutsche Mehrheit von 1135 Stimmen, Bruneck eine solche von 1360 Stimmen, Sterzing eine solche von 3 82 Stimmen und Klausen eine solche von 1404 Stimmen, also insgesamt in diesen vier deutschen Städten eine gesamtdeutsche Mehrheit von 4581 Stimmen.

In den Landgemeinden gibt es nur sieben Gemeinden mit italienischer Mehrheit, und zwar: Branzoll mit 239, Kurting mit 3, Leifers mit 1373, Pfaffen mit 212, Salurn mft 415, Brenner mit 111 und Franzensfeste mit 336 italienischen Stimmen, während alle anderen Gemeinden deutsche Mehrheit aufweisen. Besonders erfreulich ist, daß die sieben ladinischen Gemeinden, nämlich Abtei, Corvara, Enneberg, St. Ulrich, St. Martin in Thum, St. Christina und Wolkenstein, insgesamt eine deutsche Mehrheit von 894 Stimmen aufweisen, woraus klar hervorgeht, daß die ladinischen Gemeinden sich einstimmig zur deutschen Bevölkerung bekennen.

Wir haben uns der Mühe unterzogen, die Wahlstatistik t ä 1 e r w e i s e aufzuschlüsseln. Hier springt vor allem das Pustertal mit seinen 24 Gemeinden und seiner deutschen Mehrh'eit von 28.175 Stimmen in die Augen und erweist sich wieder als Eckpfeiler der einheimischen Bevölkerung in Südtirol. So konnte die Marktgemeinde Innichen, die bei den Gemeindewahlen im vorigen Jahre eine italienische Mehrheit hatte ertragen müssen, bei den jetzigen Kammerwahlen mit 31 deutschen Stimmen wieder die Mehrheit für die Südtiroler Volkspartei zurückerobern. Die Gemeinde Ahrntal erzielte mit 2466 deutschen und 93 italienischen Stimmen eine deutsche Mehrheit von 2373 Stimmen, Mühlwald mit 761 gegen 21 eine deutsche Mehrheit von 740 Stimmen, Rasen mit 1084 gegen 69 eine Mehrheit von 1015, Percha mit 492 gegen 7 eine Mehrheit von 48 5, Pfalzen mit 640 gegen 5 (!) eine Mehrheit von 635, Sand in Taufers mit 1599 gegen 171 eine Mehrheit von 1428 und St. Lorenzen im Pustertale mit 1334 gegen 69 italienische Stimmen eine deutsche Mehrheit von 1265 Stimmen.

Im Unterland (von Bozen bis Salurn) und dem Gebiet über der Etsch einschließlich der Gemeinden im Etschtal bis Meran haben 26 Gemeinden eine deutsche Mehrheit von insgesamt 28.387 Stimmen, so die Gemeinde Motten mit 604 deutschen gegen 13 italienische Stimmen eine deutsche Mehrheit von'5 91 Stimmen, Andrian mit 298 gegen 5 eine Mehrheit von 293, Jenesien mit 1144 gegen 45 eine Mehrheit von 1099; die Gemeinde Tramin, in der bekanntlich am Freitag vor den Wahlen die Neofaschisten unter ihrem Anführer Mitolo Krawalle anstifteten, sich allerdings dabei blutige Köpfe holten, erzielte mit 1539 gegen 130 eine gewaltige Mehrheit von 1409; in Eppan betrug die deutsche Mehrheit 3019, in Kaltem 2271, in Lana 2360, in Kortatsch 1044, in Tissens 1032, in Dorf Tirol 786 Stimmen.

Beachtlich ist auch die deutsche Mehrheit in den 27 Gemeinden des Vinzgaus: 22.624 Stimmen. Hier konnten die Italiener vor allem in Laas mit seinen Marmor.brüchen und seinen zum größten Teil italienischen Arbeitern trotz eifrigster Propaganda nur 220 gegen 1126 deutsche Stimmen erzielen, so daß sich eine ceutsche Mehrheit von 1401 Stimmen ergibt; am wenigsten italienische Stimmen wurden in der Gemeinde Kuens gezählt, nämlich 4 italienische gegen 111 deutsche! Aehnlich liegen die Verhältnisse in Plaus mit 6 italienischen gegen 145 deutsche Stimmen und in St. Felix mit 144 deutschen gegen 9 italienische Stimmen.

Im allgemeinen ergab sich nur in jenen Gemeinden, die an der Bahn liegen oder in denen größere Aemter (Gerichte, Zollämter) oder Karabinierieinheiten stationiert sind, eine größere italienische Stimmenmehrheit. Die stärkste italienische Mehrheit unter den Landgemeinden haben Lefers mit 1373 Stimmen, Salurn mit 415 und Franzensfeste mit 336 Stimmen; die Gemeinde Brenner weist trotz italienischer Grenzbesetzung und Zollkontrolle und den -dazugehörigen Beamten lediglich eine Mehrheit von 111 italienischen Stimmen auf.

Die drei deutschen Abgeordneten Doktor Ebner, Dr. Ritz und Dr. Mitterdorfer können bei ihrem Auftreten in der römischen Kammer friit Genugtuung darauf hinweisen, daß sie die gesamte deutschsprachige Bevölkerung in Südtirol vertreten. Ihre Forderung nach einer eigenen Autonomie der Provinz Bozen wird von ihnen in der neuen Kammer mit Nachdruck vertreten werden.

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