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Christus kam nur bis Untermais?
Die italienische Propaganda, die die Italiener in Südtirol als Märtyrer hinzustellen versucht, schlägt bisweilen die sonderbarsten Kapriolen. Wenn es nicht mehr anders geht, muß die Kirche dazu herhalten. Nun passiert es aber den Gerüchtemachern manchmal, daß sie von den eigenen Landsleuten auf die Finger geklopft werden.
In der italienischen Zeitschrift ,,0ggi“ vom 19. September 1957 wurde die Zuschrift einer gewissen Laura C h i o d e 11 i aus Cremona abgedruckt, in der Klage darüber geführt wird, daß in Meran angeblich keine italienischen Gottesdienste gehalten werden, und dies in einer Stadt, in der zwar eine deutschsprachige Mehrheit, aber auch ein großer Teil Italiener leben.
Diesem Brief, hat nunmehr erfreulicherweise in derselben Zeitschrift vom 3. Oktober der Präsident der Kurverwaltung Meran, T. Tran- q u i 1 1 i n 1, ein Italiener aus den alten Provinzen, energisch widersprochen. Er schreibt darin wörtlich:
„Mit größter Verwunderung habe ich in Ihrem Wochenblatt einen Brief der Frau Laura Chiodelli aus Cremona gelesen, in dem sie sich beschwert, daß in Meran keine italienischen Gottesdienste abgehalten werden und keine Predigt in italienischer Sprache erfolgt; unter anderen Unklarheiten behauptet diese Frau auch, daß Meran eine Stadt mit vorwiegender deutscher Mehrheit sei, während in Wirklichkeit das Gegenteil der Fall ist.“
Zu der letzteren Feststellung sei auf den „Furche"-Beitrag über die Wahlergebnisse in Meran verwiesen, in dem an Hand amtlicher Daten festgestellt wurde, daß unter den Meraner Wählern 56,7 Prozent italienische und 43,3 Prozent Südtiroler Stimmen waren.
Zu den Meraner Gottesdiensten äußerte sich Hochw. C a d o n n a, Pfarrer der Kirche Sankt Peter, wie folgt:
„Die italienischen Einwohner genießen in Meran fast dieselbe religiöse Betreuung, wie sie in ausgesprochen italienischen Orten und Städten Brauch ist. Kirchliche Gottesdienste mit Predigten in italienischer Sprache werden in folgenden Meraner Kirchen abgehalten: Kirche zum Heiligen Geist: Messe und Predigt in italienischer Sprache um 6.30, 7.30, 8.30, 9.30, 11.30, 12.30 und 18 Uhr; im Dom Pfarrkirche um 10.45 Uhr; in der Kapuzinerkirche um 8.30 und 10 Uhr; Kirche in Untermais um 7 Uhr; Pfarrkirche Untermais um 11 Uhr; Kirche zum heiligen Georg in Obermais um 11 Uhr; Pfarrkirche zu Mariä Himmelfahrt um 7, 9, 10 und 11 Uhr.“
Damit ist einwandfrei von italienischer Seite die Unhaltbarkeit der erwähnten Anschuldigung festgestellt.
Leider ist der Fall nicht vereinzelt. Man hat schon öfter versucht, die Kirche für die italienische Propaganda zu mißbrauchen. So schrieb der italienische Journalist Vittorio Z i n c o n e in der großen Zeitschrift „L’Europeo“ vom 15. Juli 1956:
„Es sind noch nicht viele Monate vergangen, seit der Fürstbischof von Brixen, Monsignore G a r g i 11 e r, der Oberin einer Klosterschule Vorhalte machen mußte, weil sie ihren Schülerinnen einen Aufsatz über das Thema gegeben habe: ,Wie Andreas Hofer von den Italienern getötet wurde.' “
Wir haben uns, bei der fürstbischöflichen Kanzlei in Brixen erkundigt, was davon dort bekannt sei, und erhielten die Mitteilung, daß die Behauptung in allen Teilen völlig aus der Luft gegriffen wurde. Brief vom 21. Juli 1956.
Weiter greift Vittorio Zincone in seinem Artikel das Konkordat zwischen dem Heiligen Stuhl und Italien an und behauptet, daß zwischen den Bistümern Trient und Brixen Grenzverschiebungen vorgekommen seien. Diese Behauptung ist unrichtig. Die Lateranverträge vom Jahre 1929 enthalten überhaupt keine speziellen Klauseln über die genauen Grenzen der Diözesen Brixen und Trient. Lediglich der Artikel 16 des Lateranvertrages enthält folgende Bestimmung:
„Die hohen vertragschließenden Parteien werden gemeinsam mittels gemischter Kommission zu einer Revision der Diözesangrenzen schreiten zum Zwecke, die Diözesangrenzen möglichst den Provinzgrenzen anzugleichen."
Zwischen den Diözesen Brixen und Trient ist es aber in Wirklichkeit niemals zu Grenzverschiebungen auf Grund der Lateranverträge gekommen. Für den deutschen Teil der Diözese Trient, der mehr als die Hälfte der Diözese ausmacht, wurde lediglich seither vom Heiligen Stuhl in Bozen ein eigener Weihbischof in der Person des Monsignore Forer ernannt; in Innsbruck residiert ein eigener Bischof in der Person von Dr. Rusch.
Die italienische Behauptung, daß die Kirche dem deutschsprachigen Teil der Bevölkerung Vorschub leiste, ist daher völlig aus der Luft gegriffen. Daß in der Provinz Bozen, wo immerhin noch eine deutsche Mehrheit von rund 70 Prozent ist, in den meisten Orten mehr deutschsprachige Gottesdienste als italienische stattfinden, ist wohl selbstverständlich. Es gibt aber keinen größeren Ort in ganz Südtirol, wo nicht auch italienische Gottesdienste stattfinden; so zum Beispiel hat die italienische Bevölkerung in Bruneck in der Spitalkirche eine eigene Kirche. ,und. .finden italienische..Gottesdienste . weiter auch in der Stadtpfarrkirche undiu d.cr Klosterkirche statt. Ebenso in Brixen, Klausen, Sterzing, wie überhaupt in allen größeien deutschen Orten. Die Möglichkeit für den Italiener, seiner Christenpflicht nachzukommen, einschließlich Gottesdienst und Sakramentempfang, ist daher überall gegeben. Alle gegenteiligen Behauptungen sind unzutreffend.
Zu den gleichen Störungsversuchen gehört die Verbreitung von unsinnigen Gerüchten über die Behandlung der Italiener in den Grenzgebieten. So haben vor einiger Zeit italienische Reisende aus Mailand Geschäftsleute in Südtirol gefragt, was an dem Gerücht wahr sei, daß die Italiener in Südtirol verfolgt würden und ihres Lebens nicht mehr sicher seien … Solche Gerüchte schädigen die Volkswirtschaft Südtirols-.,3 Leider finden sie noch immer -willige Ohren.
Die Weiterentwicklung der Italianisierung Südtirols wird neuerlich dadurch erhärtet, daß laut einer Mitteilung der italienischen Regierung für den Bau eines neuen Stadtviertels in Bozen ein Betrag von 2,5 Milliarden Lire zur Verfügung gestellt wurde. Es ist klar, daß dieser Betrag für italienische Zwecke ausgegeben wird. Der beste Beweis dafür ist das Telegramm des italienischen Arbeitsministers Togni an den Bürgermeister von Bozen vom 15. Oktober 1957, das diesen Betrag von 2,5 Milliarden Lire ankündigt und seine Verwendung für 5000 Woh- räume, einschließlich Kirchen und Gebäuden für amtliche und soziale Dienste, verfügt. Wenn man bedenkt, daß von den bisher 3614 staatlich finanzierten Wohnungen in den Volkswohnhäusern lediglich 216 Wohnungen an deutsche Südtiroler vergeben wurden, so kann man sich ausmalen, wieviel davon diesmal sehe Bevölkerung übrigbleiben wird.
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