Stetoskop - © Foto: iStock/tolgart

Hausarzt gesucht!

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Zunehmender Ärztemangel sorgt für Versorgungsknappheit. Warum der Beruf des Allgemeinmediziners eine Generalüberholung braucht. Eine multimediale FURCHE-Geschichte.

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Zunehmender Ärztemangel sorgt für Versorgungsknappheit. Warum der Beruf des Allgemeinmediziners eine Generalüberholung braucht. Eine multimediale FURCHE-Geschichte.

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Dreizehntausendvierhundertsiebzig Einwohner(innen) werden in der niederösterreichischen Kleinstadt Mistelbach von drei Allgemeinmedizinern versorgt. Neue Patient(inn)en haben es schwer, überhaupt einen Kassenplatz zu erhalten. „Das ist wirklich ein schmerzliches Problem“, so Bürgermeister Erich Stubenvoll (ÖVP). „Eigentlich muss man jemanden mit Verbindungen zu einem Arzt persönlich kennen, sonst wird man direkt am Schalter abgewiesen.“ Dabei gebe es eine weitere Kassenstelle in der Stadt – doch die bleibt seit über einem Jahr unbesetzt. Nicht einmal Fördermittel von über 50.000 Euro konnten Mediziner(innen) für die Ordinationsstelle bisher begeistern.

Stetoskop - © Foto: iStock/tolgart

Hausarzt gesucht!

Eine multimediale FURCHE-Geschichte

Was läuft schief in der Ausbildung zum Hausarzt? Warum ist es kaum noch lukrativ, Allgemeinmediziner zu werden? Und sind Primärversorgungseinheiten die Lösung? Die vollständige Reportage mit weiteren Zahlen, Daten und Fakten, zusätzlichen Videos und ausführlichen Interviews finden Sie auf geschichten.furche.at.

Was läuft schief in der Ausbildung zum Hausarzt? Warum ist es kaum noch lukrativ, Allgemeinmediziner zu werden? Und sind Primärversorgungseinheiten die Lösung? Die vollständige Reportage mit weiteren Zahlen, Daten und Fakten, zusätzlichen Videos und ausführlichen Interviews finden Sie auf geschichten.furche.at.

Mistelbach ist nur ein Beispiel von vielen, wie es sie derzeit in Österreich gibt. 121 Kassenstellen für Allgemeinmedizin sind bundesweit unbesetzt.

„Masse machen“ – ohne Erfahrung

Jährlich werden rund 1400 Ärztinnen und Ärzte in Österreich ausgebildet, aber nur die Hälfte von ihnen landet im System. 40 Prozent der Medizinstudierenden ziehen ins Ausland, was mit dem Rest geschieht, darauf hat man auch auf Nachfrage bei der Ärztekammer keine Antwort.

Was den Beruf als Allgemeinmediziner betrifft, zeigt sich, dass dieser sowohl aus Sicht bereits praktizierender Ärzte als auch der nachfolgenden Generation einem Reformbedarf unterliegt. Die Ausbildung sei suboptimal, das Berufsbild nicht besonders prestigeträchtig und die Bezahlung wesentlich geringer als jene der Fachärzte. „Man muss als Kassenarzt Masse machen, um sich eine Ordination leisten zu können“, erklärt etwa eine Allgemeinmedizinerin aus Niederösterreich.

Die Attraktivität der Allgemeinmedizin muss verbessert werden, dann können wir das Problem der Versorgung am Land lösen.

Edgar Wutscher, Obmann Bundessektion Allgemeinmedizin

„Im Studium erfährt man eigentlich nicht, was ein Hausarzt tatsächlich macht, und im Spitalsturnus erledigt man hauptsächliche Routinearbeiten, erfährt aber nichts über die konkreten Fälle“, so eine Jungärztin in der Basisausbildung. Viele junge Mediziner(innen) würden nach der Ausbildung im Krankenhaus bleiben, da sie sich für eine eigene Ordination nicht bereit fühlten. Unter anderem deshalb will man seitens der Ärztekammer die Ausbildung auf neue Füße stellen und den Fokus vermehrt auf die Lehrpraxis legen, erklärt Edgar Wutscher, Obmann der Bundessektion für Allgemeinmedizin und approbierte Ärzte.

Seitens der Politik und der Sozialversicherung sieht man zunehmend Primärversorgungseinheiten (PVE) als Lösung für die wohnortnahe Versorgung. Wollte man bis Ende 2020 österreichweit 75 solcher Projekte umsetzen, sind derzeit erst 33 Einrichtungen in Betrieb.

„Wir haben jetzt bereits ein Defizit an Leuten, die in die Praxis gehen wollen. Warum sollten diese in eine Primärversorgungseinrichtung kommen?“, fragt hingegen Wutscher. Wichtiger sei, die Attraktivität der Allgemeinmedizin zu verbessern. „Dann können wir das Problem der Versorgung am Land – und mittlerweile auch in der Stadt – wesentlich besser lösen.“

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