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Maler und ihre Kollektionen

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Vier Kollektivausstellungen füllen jetzt das Haus der Secession: Ernst Wagner, 1951 verstorben, war, wie an einer Kollektion von über 50 Bildern abzulesen ist, ernstlich bemüht, eine Art von „Seelen“malerei unter weitgehendem Verzicht auf jeglichen Formalismus zu schaffen. Sehr viele religiöse und magische Symbole wollen also dem Beschauer ebenso viele religiöse und magische Inhalte, Ereignisse und Erkenntnisse übermitteln; aber das Ergebnis ist zweifelhaft, weil der Bedarf an Visionen heutzutage nicht sehr groß sein dürfte; wer an Bildern Literatur studieren will, mag immerhin auf seine Rechnung kommen, der andere wird von züngelnden Schlangen über Drudenfüßen und gespensterhaften „Elementargeistern“ nicht sehr beeindruckt sein, einige hübsche Farbakkorde und wenige schöne Form-andeutungen konstatieren und weiter wandern zum Kollektiv

Franz Z ü 1 o w s, des künstlichen Volkskünstlers und — ob man diese grellfarbigen Bildchen nun goutiert oder nicht — immer noch einzigen Malers des verlorenen Winkels zwischen Manhartsberg und Leitha. Wir halten uns freilich lieber an seine graphischen Arbeiten.

Paul Meißner, der Proteus unter den Sezes-sionisten, zeigt 17 Bilder aus den letzten drei Jahren, die durchweg in sehr disziplinierten, wenn auch etwas beabsichtigt wirkenden Schwarz-Weiß-Kontrasten gehalten sind. Einige von ihnen — etwa die halb-futuristische „Begegnung“ und die etwas krampfhaft auf Kubismus zugeschnittenen Akte — sind zu sehr „gewollt“, um zu überzeugen. Andere, weniger ambitionierte Bilder aber sind sehr schön: so ein wirklich nobles Stilleben, eine „Uhr“, ein „Krug“. An anderen, etwa der „Weißen Brücke“, ist es der thematische Einfall, der Eindruck macht. Im ganzen: die stärkste Kollektion von allen, die jetzt am Getreidemarkt zu sehen sind.

Rudolf Richly hat sich mit energischem Schwung aus einer trockenen Pseudomodemität in einen liebenswürdigen Privatstil gerettet, der mit vielen gelockerten und dekorativ nebeneinandci-gesetzten Formen amüsante Wirkungen erzielt; eine durchaus echte Naivität macht diese Bilder sympathisch. Man freut sich, wenn man sie sieht; daß sich auch Richlys in Farbe eine größere Freiheit einstellen und sie ihren etwas manirierten gelblichgrünen Unterton verlieren wird, ist zu hoffen.

Im Foyer des Konzerthauses zeigt ein Gebrauchsgraphiker — Georg S c h m i d — eine Unzahl von Plakatentwürfen, Werbeschriften und Kleinreklamen; ein gut erzogener Stil, eine Fülle von gescheiten und witzigen Einfällen — und wieder einmal wird die recht fragwürdige Kategorisierung von Kunst und Gebrauchskunst gänzlich irrelevant.

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