Schulferien Kinder - © Foto: pixabay

Büffeln in den Ferien? Unbedingt!

19451960198020002020

Diese Woche streiten Chancen-Redakteurin Manuela Tomic und Politik-Redakteurin Brigitte Quint über die Frage: "Sollen Kinder auch in den Ferien lernen?" Manuela Tomic sagt "Nein". Brigitte Quint sagt "Ja".

19451960198020002020

Diese Woche streiten Chancen-Redakteurin Manuela Tomic und Politik-Redakteurin Brigitte Quint über die Frage: "Sollen Kinder auch in den Ferien lernen?" Manuela Tomic sagt "Nein". Brigitte Quint sagt "Ja".

Werbung
Werbung
Werbung

Vor einigen Jahren hätte ich an dieser Stelle geschrieben, dass ich neun Wochen Sommerferien für unverhältnismäßig halte. Das kann ich mittlerweile nicht mehr guten Gewissens behaupten. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie es wäre, wenn die Schülerinnen und Schüler bei den aktuellen Temperaturen zusammengepfercht in ihren Klassenräumen säßen. Auch kann ich dem Argument etwas abgewinnen, dass einem Kind zwei Monate Auszeit im Jahr seelisch wie körperlich gut tun. Doch ich verwehre mich, diese Auszeit als absolute Flaute zu begreifen. Definitiv ist es legitim drei – oder von mir aus vier – Wochen einfach mal abzuhängen. Auf der faulen Haut liegen, Schwimmen, Zocken, Pfadfindercamp – erlaubt ist (fast alles), was entspannt. Aber danach kommen weitere vier Wochen – in denen Kinder sich wieder eingrooven sollten.

Pro Tag eine Stunde Hirngymnastik bringt niemanden um. Das geht auch spielerisch. In öffentlichen Bibliothek gibt es Dutzende Gesellschafts- oder Computerspiele mittels derer mathematische Fertigkeiten trainiert werden können. Ganz zu schweigen vom umfangreichen Lesestoff. Wenn der Nachwuchs kein Bücherwurm ist, dann erfreut er sich vielleicht an Fußballmagazinen, Pferdeheften oder Comics. Auf langen Autofahrten kann das Vokabellernen sogar lustig sein. Was seht ihr? „Eine Straßenlaterne.“ Wie heißt das auf Englisch? „Street lamp“. Warum braucht man diese Dinger? „They should improve the safety of roadusers.“ Oder aber man schaut sich seine Lieblingsserie ab und zu auf Englisch an.

Nein, nein. Nicht falsch verstehen. Das hier ist keine Gebrauchsanweisung für Streber oder deren Eltern. Es ist eher ein Plädoyer dafür, (geistig) nicht einzurosten. So haben Studien von Grazer Forschern unlängst gezeigt, dass in den Sommerferien Lesefertigkeit, Rechtschreibung, mathematisches Geschick, Kreativität und logisches Denken abnehmen. Der Grund: Diese Fähigkeiten werden im Ferienalltag seltener angewandt. In den USA wird das schon länger untersucht, der „negative holiday effect“ ist dort in aller Munde. Dem kann man entgegenwirken. Denn wer im Sommer kognitive Defizite entwickelt, hat es im Herbst um einiges schwerer. Das ist auch keine gute Aussicht.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung