Schule Zeitreise - © Illustration: Rainer Messerklinger

Lehrberuf: Traumjob oder täglicher Albtraum?

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Das Bildungsministerium versucht mit der Kampagne „Klasse Job“, dem Lehrkräftemangel entgegenzuwirken. Doch viele Studierende und Lehrkräfte im aktiven Dienst beklagen Symbolpolitik. Die Sorge vor kurzsichtigen Entscheidungen ist groß. Eine Bestandsaufnahme.

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Das Bildungsministerium versucht mit der Kampagne „Klasse Job“, dem Lehrkräftemangel entgegenzuwirken. Doch viele Studierende und Lehrkräfte im aktiven Dienst beklagen Symbolpolitik. Die Sorge vor kurzsichtigen Entscheidungen ist groß. Eine Bestandsaufnahme.

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Spricht man Lehrerinnen und Lehrer auf die „Ressortstrategie ,Klasse Job‘“ an, kochen schnell die Emotionen hoch. Fehlende Wertschätzung, unfaire Behandlung, Verhöhnung der Dienstnehmer(innen), Symbolpolitik – die Vorwürfe wiegen schwer. Viele fühlen sich vom Bildungsministerium im Stich gelassen. Die Wut richtet sich derzeit vor allem gegen die zweite Phase der 600.000 Euro teuren Kampagne „Klasse Job“, die seit Oktober des Vorjahres läuft. Jüngste Zuspitzung des kollektiven Unmuts war Martin Polascheks Brief an Maturant(inn)en: „Jene, die sich noch nicht festgelegt haben, darf ich ermutigen: Werden Sie Lehrer/in!“. Und das Schreiben an Pädagog(inn)en mit der Aufforderung, selbst zur „positiven Erzählung des Lehrberufes“ beizutragen.

Die Opposition mischt mit

Das sorgt nicht zuletzt bei der Initiative „Schule brennt“ von der Plattform für Lehrer(innen)proteste für Kopfschütteln. 600.000 Euro seien verglichen mit anderen Maßnahmen der Regierung wenig Geld. „Wieso nimmt man Geld in die Hand, um ein Bild zu ändern, ohne an den Problemen etwas zu ändern?“, fragt die Gruppe. Ihr Ziel ist, auf die Missstände im Schulsystem aufmerksam zu machen und für ein besseres Arbeitsumfeld zu kämpfen. Dazu gehören für sie administratives Zusatzpersonal, kleinere Lerngruppen, multiprofessionelle Teams, vor allem aber auch Wertschätzung, erklären die vier Initiator(inn)en, die aus Sorge vor Repressalien vorerst anonym bleiben wollen. Wichtiger als ihre Namen (der Redaktion sind sie bekannt) sei die Botschaft, die sie vermitteln wollen. Sie betonen, gerne zu unterrichten. Es gehe nicht darum, den Beruf schlecht zu machen, aber man müsse ansprechen können, wie die Realität im Lehrberuf aussehe.

Scharfe Kritik am Bildungsminister kommt auch von den NEOS. Nach einer Reise in Schulen nach Finnland und Estland zeigen sich Bildungssprecherin Martina Künsberg Sarre und Parteichefin Beate Meinl-Reisinger überzeugt: „Das ideale Schulsystem muss man nicht erfinden, es existiert bereits. Man sollte es sich zum Beispiel nehmen.“ Sie fordern unter anderem eine deutliche Entlastung in der Verwaltung, echte Schulautonomie, sodass Direktor(inn)en ihre Lehrkräfte selbst aussuchen können – und individuell an die Schule angepasste Unterrichtszeiten.

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